Probefahrt: Freunden von Titanrädern ist die Brandenburger Schmiede Kocmo sicherlich ein Begriff. Seit mittlerweile über 20 Jahren stellt Kocmo Titanrahmen her und hat sich inzwischen weit über die deutschen Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht. Wir bekamen auf der Berliner Fahrradschau die Gelegenheit, kurz auf dem neuen Gravelbike Platz zu nehmen.
Der eine oder andere mag sich bereits am Begriff Gravelbike gestoßen haben und sich fragen: Was ist denn das nun wieder? Nun, auf diese Frage gibt es gar keine so einfache Antwort. Auf den ersten Blick erinnert das Gravelbike an einen Crosser, doch natürlich stechen die breiten Reifen ins Auge. An unserem Testrad waren die Knard von Surly mit 41mm Breite verbaut. Der Kocmo Rahmen bietet im Hinterbau hierfür mehr als genügend Platz, auch wenn Schlamm und Dreck am Reifen hängt, sollte es hier keine Platzprobleme geben. Doch die Formel „Crossbike mit breiten Reifen“ würde dem Konzept auch nicht gerecht werden – ganz so simpel ist es nämlich nicht.
Wenngleich die Geometrie natürlich an diejenige eines Rennrads oder Crossers angelehnt ist, gibt es doch den einen oder anderen kleinen Unterschied, der in der Praxis eine große Wirkung besitzt. So beispielsweise das im Vergleich mit zuvor genannten Kategorien wesentlich höhere Tretlager: Das schafft mehr Bodenfreiheit auf unwegsamem Gelände und Aufsetzer werden so nur noch äußerst selten zum Problem.
Darüber hinaus bietet unser Testrahmen beispielsweise noch Gewindeösen für Schutzbleche und Gepäckträger. Wer von diesen Gebrauch macht, wird sich sicherlich auch eine Lichtanlage wünschen und auch daran hat man bei Kocmo gedacht: Im Rahmen steckt nämlich schon die dafür nötige Verkabelung. So kann die an unserem Rad angebrachte Startnummer wahlweise auch gegen Schutzbleche, Gepäckträger und Licht ausgetauscht werden.
Doch Flexibilität ist nicht nur die Stärke des Testrads, sondern auch die des Herstellers Kocmo. Natürlich gibt es bei den Rahmen gewisse Basismodelle, doch beinahe alle Kundenwünsche lassen sich umsetzen. Unser Rahmen hatte beispielsweise eine ISP Sattelstütze – sicherlich wünschen sich hier viele stattdessen eine normale Sattelstütze – kein Problem. Auch bei der Zugverlegung, beim Steuerrohr oder den Ausfallenden hat der Kunde verschiedene Auswahlmöglichkeiten. Natürlich sind auch Maßrahmen möglich.
Bei der Ausstattung unseres Proberads wurde nicht gespart: Breite Carbonfelgen, Anbauteile von Tune und Kocmo, Steuersatz von Chris King, SRAM Force CX1 Antrieb und Bremsen – hier bleiben eigentlich wirklich keine Wünsche offen. Auch optisch macht das Bike natürlich eine ganze Menge her. Schlicht und doch auffällig – dazu noch die edle Titanoptik – zum Zungeschnalzen.
Doch nun zur spannenden und alles entscheidenden Frage: Wie fährt sich das Gravelbike von Kocmo? Auch wenn wir natürlich nur Zeit für eine kurze Testrunde hatten, kann man der Brandenburger Schmiede wohl dennoch zu einem wirklich rundum gelungenen Rahmen gratulieren. Die Geometrie sollte zumindest den Crossern und Rennradlern vertraut vorkommen und benötigt kaum Eingewöhnungszeit. Das hohe Tretlager macht sich kaum bemerkbar. Der Vortrieb ist exzellent und die breiten und mit weniger Druck fahrbaren Reifen sorgen für ordentlich Komfort und Grip.
Für wen eignet sich nun also ein solches Rad? Nun, um dabei in Rennen auf die vorderen Plätze zu fahren, ist es sicherlich nicht erste Wahl. Die sportlichen Gene sind aber natürlich dennoch nicht von der Hand zu weisen – wer also ein Bike sucht, das auf der schnellen Feierabendrunde im Wald eine ebenso gute Figur macht wie auf der ausgiebigen Wochenendtour, sollte sich das Kocmo einmal genauer ansehen.
Das Rad kann momentan bereits direkt bei Kocmo im Laden bestellt werden und wird in naher Zukunft auch auf der Webseite sein Plätzchen finden. Noch hat das Kindchen keinen Namen, aber die Preise stehen bereits fest: Der Rahmen liegt bei 1650€, die Gabel wird mit 525€ zu Buche schlagen. Komplettbikes starten bei 3.500€.