Die ZEG schafft mit der Qualitätswerkstatt gemeinsam mit dem TÜV Nord erstmals einheitliche Qualitätsstandards für Fahrradwerkstätten. Damit wird dem Kunden endlich die Angst genommen nicht kompetent oder gar fahrlässig bedient zu werden. Die ersten Händler sind bereits zertifiziert.
Fahrräder sind in den letzten Jahren ganz schön komplexe Maschinen geworden. Federungssysteme müssen gewartet werden, hydraulische Bremsen haben Motorradtechnik ans Mountainbike gebracht. Bauteile aus Carbon und superleichte Komponenten erfordern besondere Umsicht bei der Anbringung – längst hat der Drehmomentschlüssel den „Knochen“ ersetzt. Und der Siegeszug des E-Bike hat das Berufsfeld des Fahrradmechanikers um eine weitere Facette bereichert: Wie der Kfz-Mechaniker, nur mit 20 Jahren Verspätung, muss nun auch er mit Diagnosegerät und Computer Fehler auslesen.
Qualitätswerkstatt: Die Zeit dafür ist reif
Die Anforderungen an eine Fahrradwerkstatt sind also deutlich gestiegen, worauf die Branche etwa mit Händlerschulungen eingeht; die Zertifikate entsprechender Seminare sind heute das Aushängeschild jedes Betriebs. Dabei sind die notwendigen Fähigkeiten nur ein Aspekt einer erfolgreichen Fahrradwartung oder -reparatur. Ebenso wichtig ist, dass das Fachwissen auch korrekt angewandt wird, und da kommt es leider immer wieder zu Problemen. Wie in der Automobilbranche haben Blindtests in Werkstätten regelmäßig Sorgfaltsmängel ans Tageslicht gebracht. Doch diese Stichproben, die dann im Privatfernsehen reißerisch präsentiert werden, führen meist zu nichts. Sinnvoller ist eine nachhaltige Qualitätsverbesserung, wie sie sich die Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft (ZEG) mit der Etablierung der Qualitätswerkstatt auf die Fahnen geschrieben hat. Der Händlerverbund mit knapp 1.000 Mitgliedern hat zusammen mit dem TÜV Nord das Siegel „Geprüfte Service- und Reparaturqualität“ entwickelt, das dem Kunden mehr Transparenz und einheitliche Qualitätsstandards bieten soll. Eine übersichtliche Preisgestaltung, klare Vorgaben bei der Auftragsannahme und nicht zuletzt eine digitale Checkliste, die etwa bei der Inspektion alle relevanten Bauteile umfasst und sicherstellt, dass auch kleine Mängel festgestellt werden, stehen auf der Agenda des Händlerverbundes.
Keine Flüchtigkeitsfehler und keine intransparenten Preise mehr
Was den Kunden zugutekommen wird, dürfte sich auch für die Betriebe als hilfreich erweisen, etwa durch übersichtlichere Arbeitsaufträge, das Vermeiden von Flüchtigkeitsfehlern und entsprechend weniger Nachbesserungen. Kein Wunder also, dass aus der ZEG-Händlerschaft starke Impulse für die Einführung des Siegels kamen – die Zertifizierung ist für ein Fahrradgeschäft natürlich auch ein Wettbewerbsvorteil – gute Händler haben das inzwischen erkannt. Noch lassen sich die TÜV-geprüften ZEG-Händler an einer Hand abzählen. Doch immerhin schon 50 bis 100 Betriebe sollen im kommenden Jahr als sogenannte Qualitätswerkstatt zertifiziert sein. Die langfristige Qualitätskontrolle wird etwa über regelmäßige „Inkognito-Tests“ erfolgen. Die Sache ist also besiegelt: Parallel zur Komplexität der Fahrräder wird die Arbeitsqualität im Fahrradhandel steigen, und irgendwann werden die „verdeckten Ermittler“ bei Werkstatttests leer ausgehen – zumindest bei ZEG-Betrieben.