Test: Das Prinzip „Roller“ einmal anders: Mit dem BMW X2City ist BMW in der Zusammenarbeit mit Kettler eine sinnvolle Elektrifizierung gelungen, die im urbanen Verkehr ihre Nische finden dürfte. Zumal der BMW Tretroller Fahrspaß auf hohem Niveau garantiert.
BMW hat sich immer wieder an ungewöhnliche Fahrzeugkonzepte herangewagt. Man denke nur an den „Kabinenroller“ C1, der um die Jahrtausendwende vorgestellt wurde – ein Zweirad, das seiner Zeit sicher voraus war, damals aber von vielen einfach nicht verstanden wurde.
Der BMW X2City dürfte da einen leichteren Stand haben. Im Zeitalter von Segway und Hoverboard ist unkonventionelle Personenbeförderung kein Tabu mehr, und der Sinn des BMW X2City dürfte sich beim Betrachten der Kennzahlen leicht erschließen: Das etwa 20 Kilo wiegende Fahrzeug ist nämlich bis zu 25 km/h schnell – ein ziemlich kompakter, ziemlich flotter Flitzer also, für den sich im urbanen Verkehr sicher eine passende Lücke finden dürfte.

Und wo diese liegt, ist auch schon klar. Der BMW Tretroller ist nämlich rechtlich dem Fahrrad bzw. dem E-Bike gleichgestellt, wird also auf der Straße oder auf Radwegen bewegt und überall sonst, wo man Rad fahren darf. Möglich wurde dies durch den ungewöhnlichen Antrieb: Damit der Roller in Bewegung bleibt, muss man alle paar Sekunden auf die Wippe hinten am Trittbrett treten – eben ein bisschen wie beim Pedelec. Lässt man den Fuß einfach stehen, schaltet sich der Motor ab, ebenso beim Betätigen der Bremsen.

Interessant gelöst ist auch die Dosierung der Geschwindigkeit. Was beim Elektrofahrrad die Unterstützungsmodi sind, sind beim BMW X2City die Geschwindigkeitsstufen – 8, 12, 16, 20 sowie 25 km/h. Damit kann man das Tempo ziemlich fein an die Verkehrssituation anpassen; in der freigegebenen Fußgängerzone rollt man mit 8 km/h dahin, auf dem Radweg mit 16 bis 20 und auf der Straße mit der Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h. Und ein bisschen echtes Tretroller-Feeling gibt es auch: Damit der Motor anspringt, muss man sich in klassischer Manier mit dem Fuß abstoßen; bei 6 km/h wird dann der Antrieb aktiviert und beschleunigt auf das gewählte Tempo.
Dabei erweist sich der Hecknabenmotor als ziemlich sportlich; aus dem Stand und im Stehen auf 25 km/h gebracht zu werden, ist anfangs ziemlich ungewohnt. Unwillkürlich verlagert man das Gewicht nach hinten und vergisst dabei, mit der Ferse zu pumpen – schon rollt der X2 aus. Die regelmäßige Betätigung des Pedals ist definitiv etwas, woran man sich gewöhnen muss. Wer erst einmal mit mittlerem Tempo startet, hat den Bogen aber bald raus und kann sich dann über angenehmen Fahreigenschaften freuen. Trotz der nur 16 Zoll großen Räder rollt der BMW Tretroller ziemlich souverän dahin, wobei die breiten Reifen auch Kopfsteinpflaster locker schlucken. Aufpassen muss man freilich bei Schlaglöchern oder Bordsteinkanten, denn die Bodenfreiheit ist nicht sehr groß und das Trittbrett kann aufsetzen. In Kurven wiederum ist das kein Problem – die mit dem Roller möglichen Schräglagen sind überraschend groß.

Im Cockpit des BMW Tretrollers fühlen sich Radfahrer bzw. E-Biker sofort wohl. Komfortable Ergon-Griffe, starke Magura-Scheibenbremsen, ein deutlich ablesbares Display mit gut erreichbaren Tasten – all das kennt und schätzt man, ebenso die helle, hochwertige Supernova-Lichtanlage. Ein weiteres Plus ist der leicht entnehmbare Akku, wobei man den Roller aber auch über die Außenladebuchse mit neuem Strom versorgen kann. Die Akkukapazität scheint mit 408 Wh recht hoch; nicht vergessen darf man jedoch, dass hier keine fahrerseitige Eigenleistung addiert werden kann – die vom Hersteller angegebene Reichweite von 25 bis 35 km ist also realistisch.
Nicht ganz überzeugen kann der Roller freilich beim Transport. Zwar kann der (gut höhenverstellbare) Lenker geklappt, dann jedoch nicht fixiert werden. Auch der recht lange Radstand wirkt sich auf die Handlichkeit aus. Damit der Roller voll ÖPNV-tauglich wird, müsste sich hier noch etwas tun.
Der Kurzstrecken-Fahrspaß stimmt jedenfalls, und da lästige Faktoren wie Versicherungspflicht etc. wegfallen, ist leicht vorstellbar, dass der BMW Tretroller viele Freunde gewinnt. Eine Alternative zum E-Bike ist er dabei nicht – Faktoren wie Gepäcktransport, Reichweite und Langstrecken-Sitzkomfort stehen dem entgegen. Wer sich jedoch mit einem Elektrorad beinahe über-ausgerüstet fühlt, sollte das ungewöhnliche Fahrzeugkonzept ausprobieren. Aber bitte nicht beim BMW-Händler fragen – Vertriebspartner Kettler Alu-Rad bietet den Roller bei ausgewählten Rad- und E-Bike-Händlern an.
Robert Kulle says
bmw x2city Einstufung als Pedelec?
Automobilproduzenten halten sich ja bekanntermaßen an gesetzliche Regelungen.
§ 63a der StVzo Absatz 1 regelt was ein Fahrrad ist:
„(1) Ein Fahrrad ist ein Fahrzeug mit mindestens zwei Rädern, das ausschließlich durch die Muskelkraft auf ihm befindlicher Personen mit Hilfe von Pedalen oder Handkurbeln angetrieben wird.“
Absatz 2 beschreibt dann elektromotorische Hilfsantriebe.
Dieser BMW-Motorroller wird nicht durch Muskelkraft auf ihm befindlicher Personen mit Hilfe von Pedalen oder Handkurbeln angetrieben und ist somit nach StVzo kein Fahrrad. Daher kann er auch kein Pedelec sein, auch wenn BMW oder Händler dies behaupten.
Wer damit im Straßenverkehr unterwegs ist bewegt ein Kraftfahrzeug ohne Zulassung.
Richard says
Immer wieder diese Möchte-Gern-Rechthaber-Besserwisser-Pseudo-Fachleute! Daran krankt Deutschland und damit wird bei uns JEDE Innovation totgelabert. Selbstverständlich hat man bei BMW und/oder Kettler KEINEN EINZIGEN Juristen mit der Frage der Zulassung betraut, selbstverständlich wurde das KBA NICHT konsultiert, in Wirklichkeit kommt das Roller-Ding wie die sogenannten Hoverboards direkt aus China und wird lediglich umgelabelt und um 2000€ verteuert weiterverkauft!
Deinen Absatz 2 kannst Du Dir… Das Pedal ist ja eindeutig vorhanden, wieviel Antriebskraft es letztlich generiert, ist dem Gesetzgeber völlig egal, schließlich ist die Gesamtleistung des Systems eindeutig limitiert. Es gibt ja auch schon erste Pedelcs OHNE direkten Kraftschluss zum Antriebsrad, mit einem Generator im Tretlager. Und ganz nebenbei, meine Frau fährt ihr Pedelec schon immer so, dass die Pedale sich zwar bewegen, aber sicher KEINE Antriebskraft erzeugt wird. 😉
Fick Dich! says
Der X2 ist etwas für Hirnamputierte – die freilich zuviel Geld haben…
xaver strobel says
welch ein primitivling !!!!
city-roller.info says
Auf mich macht der Roller einen sehr guten Eindruck. Ich würde den gerne mal fahren, weiß aber auch, dass ich beim Preis von 2399 € den Kauf wohl nie tätigen werden. Vielen Dank für den guten Bericht.
Hermann says
Sollten die Chinaroller kommen, die Kennzeichenhalter, Spiegel usw. haben, also der neuen STVZO ab 2019 entsprechen, werde ich auch zugreifen, denn 600 € sind durchaus bezahlbar. BMW und Metz haben ganz schön Lehrgeld bezahlt…
Hartmann says
Nach einer Probefahrt bin ich eigentlich positiv gestimmt. Die grossen Räder sind gut, auch auf schlechtem Grund. Was mir fehlt, ist ein kleiner Gepäckträger hinten. Ich will die Diebstahlsicherung nicht in meiner Hosentasche mitführen. Mein Fahrradhändler baut mir nun so etwas zusäztlich auf.
Danach kann ich auch meine Brötchen vom Bäcker verstauen.
Ja ,für den Transport ist das Teil mit ca. 1,50 Meter Länge nicht für alle Fahrzeuge geeignet.