Test / E-Bikes: Kompaktes Cargobike oder Citybike mit viel Transportvolumen? Das Loden One vereint verschiedene Fahrradkategorien in sich, will aber vor allem ein vielseitiger Alltagsbegleiter sein. Ob der Spagat aufgeht? Wir haben das spannende E-Bike für euch getestet.
Nach der Gründung im Jahr 2015 ist Loden (oder Cero, wie der Hersteller im Heimatland USA heißt) seit 2017 auf dem Fahrradmarkt aktiv. Im Portfolio findet sich bis dato lediglich ein Modell, das passender Weise auch so heißt – Loden One. Dabei war man beim Marktstart seiner Zeit durchaus ein wenig voraus. Mit seiner Mischung aus Cargobike, Cityrad und Kompaktrad war das Loden One 2017 durchaus ein Vorreiter – heute haben viele größere Hersteller derartige E-Bikes im Programm. Der Grund dafür ist simpel: So praktisch Cargobikes gerade in urbanen Räumen auch sein mögen, aufgrund ihrer Größe und ihres Gewichts kommen sie nicht für jeden in Frage.
Das Loden One im ausführlichen Test-Video
One-Size Alurahmen und unterschiedlich große Laufräder
Das Loden One setzt auf einen Aluminiumrahmen mit tiefem Durchstieg, der nur in einer Größe erhältlich ist. Unter anderem über den in seiner höhe verstellbaren Vorbau soll das Bike dennoch für Menschen mit einer Körpergröße bis 190cm passend sein. Das mag ergonomisch hier und dort zwar ein Kompromiss sein, kann aber auch von Vorteil sein, z.B. wenn sich mehrere Leute im gleichen Haushalt das Rad teilen. In diesem Fall lässt es sich schnell und bequem für unterschiedliche Größen passend machen. Apropos unterschiedliche Größen: Das gilt auch für die Laufräder, denn zum kleinen 20 Zoll Vorderrad gesellt sich am Loden One ein 26 Zoll Hinterrad. Dadurch kann der US-Hersteller die Gesamtlänge des Bikes kompakt halten – sie liegt ungefähr auf einem Niveau mit klassischen Fahrrädern – und gewinnt Agilität und Wendigkeit durch das kleinere Vorderrad.
Bei der Konzeption des Bikes orientierte man sich nach eigener Aussage an Nutzrädern wie beispielsweise den E-Bikes der englischen Post. Die Anforderungen waren neben simplem Handling natürlich auch die Transportfähigkeit des Rads. An dieser Stelle kommt das Cargo Konzept des Loden One ins Spiel. An der Front bietet eine Art fest verbautes Front Rack einige Möglichkeiten, außerdem ist der Heckgepäckträger deutlich länger als gewöhnlich. Seine Vorzüge kann das Bike vor allem in Kombination mit den angepassten Anbauteilen ausspielen: Hier bietet Loden zwei Körbe und eine sogenannte Plattform. Alle drei bestehen aus schwarzem Aluminium und lassen sich vorn wie hinten montieren – praktisch! Gut gefällt auch das per Klettverschluss in den Körben befestigte Netz, das das Herausfallen kleinerer Gegenstände verhindert.
Kindersitz und Anhänger
Natürlich hat man bei Loden auch an die Beförderung von Kindern gedacht, wobei das One in dieser Disziplin gegenüber regulären Cargobikes deutlich den Kürzeren zieht. Entweder man montiert einen handelsüblichen Kindersitz auf dem Heckgepäckträger oder einen entsprechenden Anhänger für den das Rad ebenfalls freigegeben ist. Das maximale Systemgewicht liegt übrigens bei ordentlichen 162 kg, was abzüglich des überraschend geringen Gewichts von 26,5 kg eine Zuladung von ca. 136 kg ergibt.
Solide Komponentenwahl und harmonischer Shimano-Antrieb
In puncto Antrieb setzt Loden auf Shimano. Dabei kommt aber nicht wie so häufig der EP8 zum Einsatz, sondern der etwas gemäßigtere Steps E6100. Dieser ist mit 60 Nm maximalem Drehmoment zwar nicht ganz so kräftig wie viele andere aktuelle Motoren, kann aber durch sein sehr natürliches Ansprechverhalten und die geringe Lautstärke punkten. Für die Stromversorgung steht ein externer 504 Wh Akku zu Verfügung – die realistische Reichweite dürfte je nach Unterstützungsstufe und Fahrverhalten wohl zwischen 60 und 80 km liegen, was im Alltag allemal ausreichend ist. Zudem lässt sich der externe Akku im Handumdrehen ausbauen.
Die sonstigen Komponenten sind durchweg solide – das gilt für die Shimano Nexus Inter 5E Nabenschaltung mit Carbonriemen ebenso wie für die hydraulischen Scheibenbremsen, die ebenfalls aus dem Hause Shimano stammen. Letztere könnten bei voller Beladung je nach Terrain jedoch etwas ins Schwitzen geraten – hier hätten wir uns auch angesichts des durchaus gehobenen Preises von 4.699 Euro vielleicht sogar eine Anlage mit 4-Kolben gewünscht. Sehr gut gefallen dagegen die Ergon Griffe nebst Sattel und der Satori UP2+ Vorbau, der sich nicht nur in seiner Neigung verstellen lässt, sondern per Schnellspanner auch nach oben oder unten wandert – und sich sogar um 90° drehen lässt. Ebenfalls lobend zu erwähnen sind die Schwalbe Big Ben Plus Reifen, die durch ihr großzügiges Volumen eine Federung fast überflüssig machen, den richtigen Luftdruck vorausgesetzt.
Praxiseindruck: Überzeugend!
In der Praxis kann das Loden One insbesondere durch sein harmonisches Fahrverhalten, hohen Komfort und eine angenehm geringe Geräuschkulisse punkten. Das kleine Vorderrad verleiht dem vielseitigen Alltags-Bike eine ungeahnte Wendigkeit, während die Big Ben Plus Reifen das Fehlen einer Federgabel vergessen machen, selbst auf schlechten Pflasterstraßen. Sämtliche Komponenten verrichten ihren Dienst im positiven Sinne unauffällig, auch der Shimano E6100 Antrieb passt hervorragend ins Konzept. Dass das Loden One selbst auf schlechten Radwegen nicht das geringste Klappern von sich gibt, versprüht zudem ein gewisses Premium-Flair.