Test Fi’zi:k Vento Omna: Der Radschuh des italienischen Anbieters gefällt ebenso in Sachen Optik wie bei Passform und Verschluss. Gewöhnen muss man sich freilich an die veränderte Position der Bohrungen für die Pedalplatten – aber das muss kein Nachteil sein.
Die Radschuhe des italienischen Anbieters zeichnen sich seit jeher durch eine unverwechselbare Optik aus. Glatte Flächen und möglichst wenige Nähte sind typisch für Fi’zi:k, und so sehen auch die günstigen Modelle ziemlich hochwertig aus. Bei Verschlusssystem wie Gewicht lassen sich zwischen Ober- und Mittelklasse bei manchem Modell keine Unterschiede erkennen, wohl aber bei den verwendeten Materialien. Ob der Hersteller eine Carbon- oder eine Nylonsohle verbaut, macht sich beim Preis deutlich bemerkbar – aber lohnt sich der Aufpreis von rund 125 Euro, der beispielsweise Tempo Decos Carbon und Vento Omna trennt?
BOA-Drehknopf zum Feststellen und Lockern
Optisch gleichen sich die zwei Modelle stark, und bei beiden kommt ein einzelner „BOA Li2“-Drehknopf zum Einsatz, mit dem sich der Schuh fester stellen oder lockern lässt. Beim firmeneigenen Steifigkeits-Index kommt die Nylonsohle auf 6 von 10 Punkten, worunter man sich nicht unbedingt etwas vorstellen kann. Ob der Rennradschuh damit steif genug für optimale Kraftübertragung ist, muss sich zeigen – erst einmal stehen Passform und Verschluss auf dem Prüfstand.
Im Vergleich mit einem älteren Modell von Fi’zi:k fällt auf, dass die Zehenbox des Vento Omna etwas breiter und höher ist. Für alle, die nicht gerade schmale Füße haben, ist das sehr angenehm – in diesem Schuh werden die Zehen merklich weniger eingeengt, was sich gerade bei längeren Fahrten bewährt. Was gut funktioniert, ist die Schnürung – überraschend gut, zumal nur ein BOA-Verschluss zum Einsatz kommt. Dreht man daran, wird’s erst einmal oben am Fußrücken enger. Um den Schuh auch am Vorderfuß fest zu bekommen, muss man dort das Obermaterial zur Mitte hin schieben, um den dünnen Draht des Schnürsystems zu entspannen. Dann schnell noch etwas weiter drehen, und schon sitzt der Vento Omna gleichmäßig fest und ohne punktuellen Druck am Fuß.
Spürbarer Druck mit der Stadard-Einlegesohle
Die vorne perforierte, mit leichter Fußgewölbeunterstützung („Arch support“) ausgestattete Einlegesohle bleibt erstmal drin. Jetzt noch schnell dir Cleats in der gewohnten Position anschrauben und rauf aufs Rad. Bequem ist der günstige Fi’zi:k auf jeden Fall, und auch die Sohle ist steif genug – jedenfalls solange man sitzen bleibt. Im Wiegetritt fällt dann nämlich merklicher Druck ungefähr dort auf, wo die zwei hinten Schrauben der Pedalplatte sitzen. Und im Stand bemerkt noch etwas: bei waagerechter Kurbelstellung stößt die Fußspitze an den Reifen – das war mit den alten Schuhen nicht so. Gefährlich ist das übrigens nicht, da man während der Fahrt praktisch nie so weit einlenkt.
Eine Erklärung liefert die Website des Herstellers: Fi’zi:k positioniert die Bohrungen für die Pedalplatte bei neuen Modellen etwas weiter hinten. Wer vom Bikefitter die Anweisung erhalten hat, das Großzehengrundgelenk genau über der Pedalachse zu platzieren, muss umdenken – das geht mit diesem Schuh nämlich nicht mehr. Auch wenn die Cleats ganz nach vorne geschoben werden, befindet sich das Großzehengrundgelenk gut einen Zentimeter hinter der Pedalachse.
Neue Position der Cleats
Und jetzt? Die erste Maßnahme ist, die mitgelieferten Einlagen gegen spezielle Einlegesohlen à la Solestar auszutauschen. Diese sind nämlich deutlich steifer; das Problem einer spürbaren Zone höheren Drucks am Fuß lässt sich damit lösen. Was die Position der Pedalplatte überm Großzehengrundgelenk angeht, lohnt es sich, alte Gewohnheiten in Frage zu stellen. Viele Radrennfahrer und Triathleten montieren das Cleat nämlich weit hinten an der Schuhsohle, um dadurch die Wadenmuskulatur zu entlasten. Die Idee dahinter ist, dass diese Muskelgruppen eher Haltearbeit verrichten, anstatt zum Vortrieb beizutragen. Sie zu schonen macht also vor allem im Triathlon Sinn, denn beim Laufen haben die Waden wieder alle Hände voll zu tun.
Das ist natürlich nur die Kurzfassung, und wer von einer anderen Schuhmarke auf den Fi’zi:k Vento Omna umsteigt, muss sich wahrscheinlich eh nicht umgewöhnen – Fi’zi:k hat nämlich in der Vergangenheit die Cleat-Bohrungen weiter vorne platziert als die meisten anderen Hersteller. Überlegen sollte man nur, ob eine veränderte Position der Cleats zu einer Änderung bei der Sitzhöhe führt. Wandert der Fuß in Relation zum Pedal nämlich nach vorne, wird das Bein etwas stärker gestreckt; der Sattel könnte also minimal tiefer stehen.
Viele Farben und halbe Größen
Mit dem Fi’zi:k Vento Omna hat das nur am Rande zu tun – er ist und bleibt ein hochwertiger, preiswerter Radschuh, der mit perforiertem Obermaterial und Lufteinlässen an der Sohle auch an heißen Tagen komfortabel bleibt. Zu empfehlen ist wie gesagt nur die Nutzung einer steiferen Einlegesohle. Laufen kann man in den Schuhen recht gut, zumal sie über einen gummierten Absatz verfügen. In Weiß sind sie natürlich eher für Schönwetterfahrer geeignet; mit insgesamt sechs Farbvarianten bietet Fi’zi:k aber auch in dieser Preisklasse viel Auswahl. Dass der Schuh auch in halben Größen verfügbar ist, ist ebenfalls ein Pluspunkt. Mit 270 Gramm in Größe 44 (mit Einlegesohle) ist der hochwertige Mittelklasse-Schuhe auch nicht schwer. Einziger Unterschied zu den deutlich teureren Modellen: Der Vento Omna ist nicht in einer „Wide“-Variante für breitere Füße erhältlich.