MTB-News: So groß das Spektakel bei der Red Bull Rampage auch immer ist, so spektakulär und unterhaltsam die waghalsigen Sprünge und Fahrmanöver der Athleten, so zeigte das Freeride-Event am Freitag auch wieder seine dunkle Seite. Im Finale stürzten Antoine Bizet und Paul ‚Bas‘ Basagoitia schwer – während ersterer mit einem Armbruch noch vergleichsweise glimpflich davonkam, droht Paul Bas wegen eines gebrochenen Brustwirbels die Querschnittslähmung.
Er fuhr den wohl bis dahin besten und gefährlichsten Run im Finale der diesjährigen Rampage, die Kommentatoren übertrumpften sich mit Superlativen, doch dann passierte es: Nach einem spektakulären Drop verlor der US-Amerikaner die Kontrolle, stürzte mit hoher Geschwindigkeit eine Rampe hinunter und blieb in einer Wolke aus Sand und Staub liegen. Die TV-Bilder zeigten schnell die Wiederholungen der vorangegangenen Läufe und die beiden Kommentatoren waren spürbar bemüht, die Situation zu beruhigen, doch die Spannung war greifbar. Als auch einige Minuten später das Rennen noch immer unterbrochen war, war klar: Paul Bas hatte es übel erwischt.
Zwar hieß es kurze Zeit später, der zweimalige Crankworx-Sieger hätte sich nur das Schlüsselbein gebrochen, doch bereits wenige Stunden später sickerte an die Öffentlichekeit, dass sich der 29-jährige leider ungleich schwerer verletzt hatte. Beim Sturz zertrümmerte er sich den 12. Brustwirbel und in einer über 9-stündigen OP versuchten die Ärzte, die Auswirkungen einzudämmen. Cam Zink, der ebenfalls bei der Rampage gestartet war und ein langjähriger Freund von Paul Bas, berichtete am folgenden Tag aus dem Krankenhaus, dass Basagoitia noch immer kein Gefühl in seinen Beinen hätte, es aber durchaus Hoffnung gäbe, dass dieses wieder zurückkommen könnte. Zink garnierte den dazugehörigen Facebook-Post zusätzlich mit dem vielsagenden Hasthag #fuckrampage.
Diesen Schlusspunkt kann man aus vielen Richtungen interpretieren – wollte Zink einfach nur zeigen, dass das Red-Bull-Spektakel in diesem Moment nicht wichtig ist, oder war es eine in dieser Deutlichkeit doch überraschend forsche Kritik am Event selbst? Überraschend vor allem deshalb, da Zink selbst als einer der ‚Do-or-die‘ Freerider bekannt und berühmt ist, ein Fahrer der immer volles Risiko geht und dabei gerne auch über die Stränge schlägt. Unvergessen sein Backflip vom 15m hohen Oakley Sender vor einigen Jahren, während nur wenige hundert Meter weiter seine hochschwangere Freundin vor Aufregung fast in Ohnmacht fiel.
Doch angebracht wäre die Kritik allemal. Viel wird nach dem Sturz von Paul Bas in den Foren und den Gravity-Medien nun diskutiert, ob die Veranstaltung, ja der Sport an sich inzwischen einfach zu riskant für die Fahrer geworden ist. Hierzu sei zuallererst gesagt: Big Mountain Freeriding – so die korrekte Kategorisierung einer Veranstaltung wie der Red Bull Rampage – war noch nie frei von Kritik. Die Kombination aus Geschwindigkeit, Spektakel und Risiko im hohen Gebirge gibt es schon seit vielen Jahren und auch abseits der Red-Bull-Veranstaltung, wenngleich diese durchaus dafür bekannt ist, die Messlatte in diesem Bereich zu setzen.
Die Diskussion ist allerdings müßig: Viele der an der Rampage an den Start gegangenen Fahrer würden wohl auch ohne organisierte Events ihr Leben bei derartigen Abfahrten aufs Spiel setzen. Auch bleibt die Entscheidung immer bei den Athleten selbst, wie sich auch in diesem Jahr zeigte: Andreu Lacondeguy und Graham Agassiz verzichteten beispielsweise auf einen zweiten Lauf, da ihnen der Wind zu stark und das Risiko zu unkalkulierbar geworden war – damit verzichteten die beiden auf einen eventuellen Sieg. 2013 wurde mit Kirill Benderoni eines der damals hellsten Sternchen am Freeride-Himmel zum Invite-Only-Event nach Utah eingeladen. Dort angekommen, verzichtete der Russe jedoch auf einen Start. Er traue sich das nicht zu, sagte er damals. Dennoch muss die Frage erlaubt sein, ob es nötig ist, auf Veranstaltungen wie der Red Bull Rampage oder der FEST-Serie die Messlatte immer höher zu legen. Doch greift die Kritik zu kurz, würde man diese auf die Veranstalter und Sponsoren wie Red Bull beschränken. Fahrer, Teams, ja die Szene an sich darf sich dieser Kritik nicht ausnehmen, denn schließlich sind es meist die Athleten selbst, die sich zu immer größeren Leistungen, zu immer mehr Risiko pushen.
Bei aller grundsätzlichen Kritik, bei allen ausschweifenden Diskussionen möchten wir aber nochmals auf Paul Bas zurückkommen. Seine Schwester berichtete heute, dass es ihm den Umständen entsprechend gehe und er sich bereits auf die langwierige und anstrengende Reha freue. Da eine solche Behandlung Unmengen an Geld kostet – gerade in den USA – und große Teile davon trotz vorhandener Versicherung an Paul Bas und seiner Familie hängen bleiben werden, startete die Organisation Road2Recovery nun einen Spendenaufruf: Die ursprünglich für Motocross-Profis gegründete Organisation kümmert sich seit einiger Zeit auch um gestürzte Profis wie Paul Bas, unterstützt die Athleten selbst und deren Familien finanziell auf dem Weg zurück in die Normalität – ob im Extremsport oder außerhalb.
Seit heute Vormittag läuft die Aktion für Paul Bas unter dem Motto #irideforpaul – wer möchte, kann auf (der momentan überlasteten) Seite von Road2Recovery Paul bei seiner Genesung unterstützen: