Radsport: Während der Rad-WM in Bergen hat die UCI die Entscheidung bekannt gegeben. Ab der Saison 2018 werden weniger Fahrer benötigt. Künftig stehen bei den drei großen Landesrundfahrten nur noch acht statt bisher neun Profis am Start. Auch bei nahezu allen anderen Rennen wird das Aufgebot um einen Mann verkleinert. Wie erwartet sind daher die Kader der meisten Profiteams im Radsport etwas geschrumpft. Nun stehen ein paar namhafte Profis auf der Straße – anstatt auf ihr um Siege mitzufahren.
Janez Brajkovic (34, Bahrain-Merida)
Am 25. Juli 2005 sicherte sich das Team Discovery Channel die Dienste des damals 21-jährigen Janez Brajkovic als Stagiaire. Der talentierte Slowene fuhr zuvor für die unterklassige Mannschaft KRKA-Adria Mobil und konnte mit einigen Top 10-Platzierungen auf sich aufmerksam machen. Nur einen Tag bevor der Vertrag in Kraft trat, gewann Lance Armstrong seine siebte und letzte Tour de France. Ein Nachfolger sollte aufgebaut werden. Neben Yaroslav Popovych dachte Johan Bruyneel auch an eben jenen Janez Brajkovic. Für einen künftigen Sieger einer Grand Tour brachte er alles mit. Er überzeugte auf Anhieb, so dass er für die kommenden Jahre fest verpflichtet wurde. Doch seine Entwicklung kam recht bald ins Stocken. Bei einwöchigen Rundfahrten fuhr er mehrmals in die Top 5, doch zu einem ganz großen Klassementfahrer sollte Brajkovic nie werden. Den größten Erfolg seiner Karriere feierte er 2010 mit dem Gewinn des Critérium du Dauphiné. Damals wich er Alberto Contador hinauf nach Alpe d’Huez nicht von der Seite. Mittlerweile ist er 34 Jahre alt. Sein Team Bahrain-Merida ließ den Vertrag auslaufen. Gibt es noch Hoffnung für 2018? Zumindest sein letzter Tweet lässt dies erahnen: „When everything’s going south…..keep smiling, good things will start happening eventually …“
Daniel Teklehaimanot (29, Dimension Data)
Vor zweieinhalb Jahren titelte Die Welt: „Daniel Teklehaimanot ist der Held von Eritrea“. Als erster Schwarzafrikaner hat er sich im Trikot des Teams MTN-Qhubeka das Bergtrikot der Tour de France überstreifen dürfen. Freidestrahlend stand er im Gepunkteten Trikot auf dem Podium. In der einen Hand hielt er Blumen, in der anderen die Trophäe. Es war die Rede von einem „Meilenstein für den afrikanischen Radsport“. Am Ende der Rundfahrt gewann das Trikot Chris Froome. Dennoch verlief die Karriere für Daniel Teklehaimanot gut. Beim Critérium du Dauphiné war er in der Bergwertung 2015 und 2016 siegreich. Er bestritt fünf große Landesrundfahrten – die letzte mit dem Giro d’Italia erst 2017, wo er erneut für einige Trage im Bergtrikot spazieren fuhr. Doch jetzt steht der immer lächelnde Mann aus Eritrea ohne Team da. Keiner will ihn verpflichten, nachdem sein Vertrag bei Dimension Data nicht verlängert wurde.
Juan Jose Lobato (29, LottoNL-Jumbo)
Im Radsport scheitern die Karrieren nicht immer nur auf Grund mangelnder Leistungen. Manchmal verbauen sich die Profis ihren Weg selbst. So geschehen auch in Person von Juan Jose Lobato. Der Spanier fuhr drei Jahre für Movistar und 2017 für LottoNL-Jumbo. Er wurde verpflichtet, um auf leicht hügeligen Etappen der schnellste Mann in den Sprints zu sein. Fast hätte es damit bei der Vuelta a Espana geklappt, als er auf Etappe #4 nur von Seriensieger Matteo Trentin geschlagen wurde. Bei der Tour de l’Ain sorgte er sogar für einen Saisonsieg. Seine Leistungen waren gewiss nicht überragend, aber durchaus zufriedenstellend. Sicher hätte man im Team LottoNL-Jumbo weiter mit ihm geplant. Doch im Dezember sorgte er selbst für das Aus. Während dem Trainingslager in Spanien nahm er zusammen mit Pascal Eenkhoorn und Antwan Tolhoek schlaffördernde Substanzen zu sich. Eenkhoorn irrte daraufhin völlig orientierungslos durch das Hotel. Lobato selbst schlief so tief und fest, dass er kaum wach zu bekommen war. So fiel die unerlaubte Einnahme auf – und Lobato wurde sofort entlassen. Er soll die Substanz an seine erst 20- und 23-jährigen Teamkameraden verteilt haben. Vorbildlich geht anders.
Nicola Boem (28, Bardiani-CSF)
Im Jahr 2012 wechselte Nicola Boem nach seiner Entdeckung zu Bardiani-CSF. Zwei Jahre später gewann er im Trikot des italienischen Teams eine Etappe der Post Danmark Rundfahrt. Zum größten Triumph in seiner Karriere im Radsport sollte es aber erst ein paar Monate später kommen. Beim Giro d’Italia 2015 beteiligte er sich an einer Fluchtgruppe, die wenige Sekunden vor dem Hauptfeld im Zielort Forli eintraf. Gegen seine italienischen Landsleute Matteo Busato, Alessandro Malaguti und Alan Marangoni behielt er die Oberhand und sprintete nach einer tollen Attacke zum Tagessieg. Seit 2013 war er jedes Jahr im Aufgebot der Italien-Rundfahrt. So richtig erfolgreich sollte der Italiener aber nicht mehr. 2017 sicherte er sich die Sprintwertung der Dubai Tour, doch ansonsten war von ihm nicht mehr viel zu sehen. Da die Equipe Bardiani-CSF ihm das Budget kürzen wollte, verlängerte er nicht: „Mich haben zwei Teams kontaktiert, aber die Angebote waren wenig überzeugend. Jetzt suche ich nach einem Job, vielleicht sogar in irgendeiner Fabrik. Aber das ist okay. Ich muss über ein neues Leben nachdenken.“
Julian Arredondo (28, Nippo-Vini Fantini)
Auch noch auf der Suche nach einem neuen Job im Radsport ist Julian Arredondo. Der 29-jährige Kolumbianer gilt als ausgezeichneter Kletterer. Zwar ist er in seiner bisherigen Karriere häufig als inkonstant aufgefallen, doch für gute Resultate war er meist irgendwann im Saisonverlauf gut – bis auf 2016 und 2017. In den vergangenen beiden Jahren war von ihm nämlich nichts mehr zu sehen. Der Wechsel im letzten Jahr von Trek-Segafredo zu zum niederklassigen Team Nippo-Vini Fantini war deshalb die logische Konsequenz. Doch jetzt hat auch die italienische Equipe nicht mehr mit ihm verlängert. Ein erstaunlicher Abstieg für jemanden, der schon eine Etappe beim Giro d’Italia gewann und bei einigen einwöchigen Rundfahrten in die Top 10 fuhr. Seine größten Erfolge feierte er mit dem Sieg der Tour de Langkawi, Rang #5 bei Tirreno-Adriatico und dem Gewinn der Bergwertung beim Giro d’Italia 2014. Eigentlich kann sich der Lebenslauf sehen lassen. Doch die potentiellen Arbeitgeber werden auch Arredondo sicher fragen, was er denn in den vergangenen zwei Jahren gemacht hat …