Test: „Preiswert“, „leicht“ und „funktionell“ gehen in der Regel nicht zusammen; eine Eigenschaft muss auf der Strecke bleiben. Doch manchmal klappt die Quadratur des Kreises – wie in unserem Fall mit den Alexrims RXD3 Laufrädern für den Crosseinsatz.
Aerodynamik schlägt Gewicht – das gilt im Radsport überall dort, wo das Tempo hoch und die Strecke fahrbar ist, beim Rennrad also nahezu immer. Beim Crossen ist’s jedoch in der Regel umgekehrt: Selbst bei Weltcup-Rennen geraten die Fahrer mit Durchschnittsgeschwindigkeiten um 30 km/h über eine Stunde Renndauer selten in den Bereich, wo sich windschnittiges Material lohnt. Dafür müssen Querfeldeinfahrer ihre Räder immer wieder anheben, tragen oder schieben, außerdem nach jedem Hindernis und jeder engen Kehre enorm beschleunigen.
Ein Crossrad auf Diät zu setzen ist also durchaus sinnvoll, aber nicht ganz einfach. Scheibenbremsen verzögern zwar super, bringen jedoch im Vergleich zu Cantis rund 400 Gramm Mehrgewicht mit, und so mancher Selbstzahler vertraut nach wie vor auf einen robusten Alu-Rahmen. Mit Durchschnittslaufrädern und schweren SPD-Pedalen kommen da schnell mal knapp zehn Kilo zusammen – und wenn sich dann das Oberrohr auf einer Laufpassage in die Schulter drückt, ist das kein Vergnügen.
Strong, light, cheap – pick two. Straft Alexrims Keith Bontrager lügen?
Teures Material ist meist die einzige Möglichkeit, das zu ändern. Doch hin und wieder gelingt das Kunststück, geringes Gewicht mit einem attraktiven Preis zu kombinieren. Aktuell hat das der Laufradhersteller Alexrims geschafft. Das in Taiwan ansässige Unternehmen gehört zu den ganz Großen der Laufrad-Branche; zahlreiche Radhersteller statten ihre Modelle mit umgelabelten Alex-Laufrädern aus. Dabei wird oft auf eher einfaches Material zurückgegriffen, was dem Ruf von Alexrims nicht unbedingt förderlich ist; also ist der Laufradhersteller bestrebt, mit hochwertigen Produkten unter eigenem Namen sein Image zu verbessern.
Hier kommt der RXD3 ins Spiel – ein Radsatz, der auf den ersten Blick nicht besonders auffällt, aber spätestens an der Waage aufhorchen lässt. Die zeigt nämlich gerade mal 1.560 Gramm an, wenn man das mitgelieferte Felgenband weglässt – 730 Gramm fürs Vorderrad und 830 Gramm fürs Hinterrad, wozu sich noch je 10 Gramm Tubeless-Klebeband addieren.
Angesichts der Kaufsumme von 329,99 Euro ist das enorm leicht – in dieser Preisklasse sind 1.800 bis 2.000 Gramm die Regel. Und auch wenn man die „rotierenden Massen“ nicht überbewerten sollte – bei häufigen Antritten im Gelände dürfte so manches Watt bei der Drehbeschleunigung der Laufräder gespart werden. Mit 400-Gramm-Felgen sind die RXD3 nämlich auch außen ziemlich leicht, vor allem angesichts ihrer 30 mm Profiltiefe – eine vergleichbar dimensionierte Felge von DT Swiss wiegt gleich 120 Gramm mehr. Mit einer Maulweite von 19 mm sind die Alex-Felgen dazu auch noch recht breit und damit optimal für Querfeldeinreifen mit geringem Druck.
Alexrims RXD3: Klassischer Aufbau ohne Extravaganzen
Die Verbindung mit der Nabe stellen je 24 zweifach gekreuzte, gekröpfte DD-Rundspeichen her (2,0/1,8 mm), die klassisch in den Flansch eingefädelt werden. Hier zeigt sich eine gewisse Sparsamkeit, denn tangential eingelegte Hammerkopfspeichen, wie man sie an vielen deutlich teureren Radsätzen findet, können die Bremskräfte der Discbrakes sowie Kettenzug besser auf die Felge übertragen. Wenn es ums Gewicht geht, sind die dünnen Stahlspeichen und schmale Nabenflansche natürlich optimal. Und einen weiteren Vorteil haben die Rundspeichen: Sie ermöglichen einfaches Zentrieren, denn anders als Messerspeichen müssen sie nicht festgehalten und vorsichtig ausgerichtet werden. Eine Flachspeiche, die sich verdreht hat, ist aerodynamisch nämlich ein Alptraum. Für unsere Zwecke – crossen mit 20 bis 25 km/h – gehen runde Speichen ohnehin voll in Ordnung.
Die Nabenkörper sind eher klassisch geformt, einmal abgesehen vom dicken Mittelteil. Der unterstützt die Übertragung von Verzögerungs- und Bremskräften und sorgt dafür, dass Steckachsen hineinpassen. Alexrims lässt die Wahl zwischen Centerlock- und Sechsloch-Bremsscheibenaufnahme; letzteres hat den Vorteil, dass sich die Rotoren einfach „shimmen“ lassen – also mit 0,1 mm starken Plättchen („Shims“) so exakt an die Bremssättel anpassen, dass beim Laufradwechsel nichts schleift. Zu guter Letzt gibt’s einen Klinkenfreilauf mit 36 Rasterpunkten und deutlich wahrnehmbarem, vollem Klang.
Alexrims RXD3: Auch in der schlammigen Praxis überzeugend
So viel zur Theorie – wie aber bewähren sich die leichten Crosslaufräder im Gelände? Schon nach den ersten Metern ist klar: Bedenken, der leichte Radsatz könnte nicht steif genug sein, kann man getrost über Bord werfen. Wer nicht gerade superschwer ist, dürfte die Alexrims nicht ins Wanken bringen; auch scharfe Bremsmanöver stecken die konventionell gespeichten Räder ohne Mucken weg. Der Rundlauf ist nach mehreren Testfahrten und zwei Renneinsätzen unverändert gut, die Lager haben Schlamm und Nässe gut weggesteckt. Auch das Felgenprofil funktioniert – die Schwalbe-Tubelessreifen – wir fuhren den vorzüglichen X-One Allround – verlieren in den Tagen zwischen zwei Fahrten nahezu keine Luft; bei Drücken um 2 bar ist bei scharfer Kurvenfahrt kein „Burping“ festzustellen.
Was man freilich bemerkt, ist das geringere Laufradgewicht im Vergleich zu Standard-Material – vor allem beim Anheben und Tragen, etwa an den supersteilen Stufen der „Mauer von Kendenich“ beim Raiba Radcross, dem dritten Lauf des von Alexrims unterstützen Genesis NRW Cross Cup. Unser Alu-Redaktionscrosser wiegt mit den RXD3 nur noch 8,9 Kilo inklusive Pedale, deutlich teurer ist er dabei jedoch nicht geworden. Geringes Gewicht, top Funktion und günstiger Preis gehen normalerweise nicht zusammen, doch der RXD3 kann alle drei Eigenschaften bieten. Damit hat sich der taiwanesische Radsatz eine sehr gute Note redlich verdient.