Spektrum: Viel Platz und Zuladung zum kleinen Preis bieten die niederländischen Lastenräder mit dem freundlichen Namen Babboe. Ob rein muskelbetrieben oder elektrisch unterstützt: Die Babboe-Bikes haben das Zeug dazu, die urbane Familienmobilität nachhaltig zu verändern.
Babboe: Teil der Lösung
Die Kosten der Mobilität sind bekannt: schlechte Luft und verstopfte Innenstädte, Aggressionen im Straßenverkehr und Landschaftsverbrauch. Und wer bezahlt’s? Die Allgemeinheit, die sich freilich immer weniger mit solchen Kollateralschäden abfinden mag. Immer mehr Menschen erkennen, dass sie nicht nur Teil des Problems sein können, sondern auch die Möglichkeit haben, zur Lösung beizutragen – mit alternativen Mobilitätsformen, welche die Allgemeinheit nichts kosten und auch den Einzelnen – bzw. die Familienkasse – nicht übermäßig belasten.
Wie das geht, macht Babboe vor. Das niederländische Unternehmen, dessen Name auf malayisch/indonesisch „Baboe“ für „Kinderfrau“ zurückgeht, ist ein Musterbeispiel dafür, was passiert, wenn alteingesessene Firmen ihre Waren zu teuer anbieten. Denn im vorliegenden Fall beschloss eine Gruppe von Eltern Mitte der 2000er Jahre, einfach selbst aktiv zu werden, anstatt hochpreisige Cargobikes zu kaufen. 2007 kam das erste Modell auf den Markt; inzwischen bietet Babboe ein umfangreiches Sortiment von Lasten- bzw. Familienrädern mit und ohne Motor an. Und das günstigste Modell von Babboe kostet gerade mal 1.449 Euro.
Was macht man mit einem Lastenrad? Die Kinder herumkutschieren, Einkäufe nach Hause schaffen und – Vierbeiner-Freunde aufgepasst – den Hund fahren. Die nötigen Zutaten bestimmen das komplette Sortiment technisch wie optisch: Wenn Sie ein schwarzes Rad mit sattbrauner Transportbox aus Holz sehen, ist das mit großer Sicherheit ein Babboe.
Babboe: One Size fits all
Wie das im Details ausschaut, können wir am Beispiel des Einstiegsmodells Babboe Mini begutachten – ein Cargobike im klassischen Gewand mit 20-Zoll-Laufrad vorne und 26er hinten. Mit über 2,30 Meter Gesamtlänge lenkt sich so ein Kleintransporter erst einmal ungewöhnlich; durch den tiefen Schwerpunkt – die Ladeplattform liegt etwa auf Höhe der Vorderradachse – ist das Rad allerdings nicht sonderlich kippelig. Beim Anhalten kommt ein breit bauender Zweibeinständer zum Einsatz, sodass auch ein unruhig sitzender Passagier nicht zur Sicherheit aussteigen muss. Der Tiefeinsteiger – der Fuß muss nur bis auf Höhe der Tretlagerachse angehoben werden – kommt als „One size fits all“ von 157 bis 198 cm Körpergröße, was für ein Familienrad natürlich praktisch ist. Siebengang-Nabenschaltung, Vollkettenschutz und Rollenbremsen sorgen für Wartungsarmut, wobei die Bremsanlage angesichts der hohen Zuladekapazität eher fürs Flachland taugt. Ein bis zu 100 Kilo schwerer Fahrer darf mit dem Babboe Mini nämlich bis zu 80 Kilo in der Ladebox transportieren.
80 Kilo – das ist enorm viel, deutlich mehr als die zwei erlaubten Vorschulkinder und selbst mit einem Einkauf inklusive Getränkekiste kaum zu überbieten. Hier setzt eher das Volumen die Grenze, zumal die Transportbox des Babboe Mini geformt ist wie eine kleine Badewanne und unten ziemlich schmal ausfällt. Im Alltag ist es jedenfalls fast unmöglich, die Kiste vollzukriegen, ob auf dem Weg ins Freibad oder auf einer Radtour.
Und das ist nur der Anfang! Beim Babboe Transporter, mit 1.599 Euro immer noch sehr preiswert, darf die wetterfeste Holzbox (mit Klappdeckel) ganze 100 Kilo tragen, und mit einem Maß von ca. 90x60x50 cm ist dies dann wirklich ein Schwertransporter auf drei Rädern – zwei vorne, was für maximale Standfestigkeit sorgt. Hier sind wir im Grenzbereich zwischen privater Nutzung und professioneller Anwendung.
Das große Babboe Max-E mit Platz für bis zu sechs Kinder erlaubt sogar eine Zuladung von 150 kg in der Transportbox sowie 100 kg für den Fahrer. Da erscheint es sinnvoll, dass für den Transport von bis zu sieben Personen die maximale Unterstützungsgeschwindigkeit vom Hersteller auf 18 km/h gedrosselt ist.
Babboe: Fairer Aufpreis für die E-Varianten
Von Kompakt-Cargobike bis „Schwerlaster“ machen zahlreiche Zwischenformen Lust auf den Auto-Verzicht im Alltag. Dabei sind natürlich besonders die elektrifizierten Ausführungen interessant, die inzwischen gut zwei Drittel des Sortiments ausmachen. Hier zeigt sich einerseits die zurückhaltende Preispolitik – beim Mini-E beträgt der Aufschlag gegenüber dem nicht-elektrischen Modell überschaubare 900 Euro. Andererseits wird deutlich, dass Fahrspaß und Alltagsverkehr auch auf dem Cargobike Hand in Hand gehen können. So kommt beim Dreirad Babboe Carve-E eine pfiffige Neigetechnik zum Einsatz, die mit Kurvenschräglage für flott-flowiges Vorankommen sorgt. Je nach Ausführung kommen Hecknaben- oder Mittelmotoren zum Einsatz; angesichts der höheren Geschwindigkeiten stattet Babboe die E-Lastenräder allesamt mit Scheibenbremsen aus. In Deutschland sind übrigens vor allem die „Mountain“-Modelle beliebt, was wohl am drehmomentstarken Yamaha-Mittelmotor liegt – Freude am Fahren eben…
Davon abgesehen, bietet Babboe viel hilfreiches Zubehör, etwa Regenverdecke und -planen fürs „Passagierabteil“ in der wetterfesten Sperrholzbox. Und auf den einen oder anderen Nachteil wird mit erfreulicher Ehrlichkeit hingewiesen: So sind die nicht elektrifizierten Modelle allesamt mit Batteriebeleuchtung ausgestattet, was natürlich ein echter Kostenfaktor ist – der Nabendynamo fällt ebenso weg wie die aufwendige Verlegung der Kabel. Angesichts der insgesamt hochwertigen Ausstattung und Machart der Babboe Bikes ist das freilich kein echtes Manko. Schwerer wiegt, dass die günstigen Preise diese Familienfahrzeuge zu einer wirklichen Mobilitätsalternative machen, auch wenn die Nutzungsdauer unter Umständen auf die Kindergartenzeit beschränkt bleibt – danach dürfen Kinder nämlich nicht mehr mitfahren. Doch vielleicht möchte man das praktische Gerät dann nicht mehr missen.
Mehr Informationen auf www.babboe.de