Stiftung Warentest und ADAC testen Kinder-Fahrräder 2022: Bremsen, Brüche und bedenkliche Substanzen; die Stiftung Warentest und der ADAC sparen einmal mehr nicht mit schlechten Noten für Fahrräder – diesmal sind es Fahrräder für Kinder, die zum Großteil viel Kritik einstecken müssen. Doch letztlich ist der Test eher alarmistisch, ja reißerisch, als informativ.
Ein Test von zwölf Kinderfahrrädern, die die Stiftung Warentest gemeinsam mit dem ADAC durchgeführt hat, schlägt hohe Wellen: Gleich fünf der 20-Zoll-Bikes schnitten mit „mangelhaft“ ab, nur drei waren „gut“. Was war da los?
Schaut man sich die Testergebnisse im Detail an, kommt man vor allem zu folgendem Schluss: Die Fahrradbranche kann es der StiWa nicht recht machen. So loben die Tester Fahrräder mit Federgabeln, kritisieren sie aber im gleichen Atemzug für ihr höheres Gewicht. An leichten Modellen sind dann fehlende Ausstattungsmerkmale Grund für ein „Minus“. An einem Rad mit Reflexreifen werden fehlende Speichenreflektoren bemängelt; bei einem anderen Modell mit Speichenreflektoren wird die „geringe Reflektion des Reifens“ kritisiert. Schwierigkeiten scheint die StiWa mit dem Thema „Fahrradschaltung“ zu haben: Alles ab sechs Gängen aufwärts gilt als „überdimensioniert“ – dabei können Kinder Kettenschaltungen mit sieben oder acht Gängen durchaus bedienen, und der größere Übersetzungsumfang ist in vielen Fahrsituationen sinnvoll.
Sind die Schadstoffe wirklich schädlich oder dramatisieren sie nur den Test?
Das Thema Sicherheit wird im Test natürlich sehr hoch gehängt. So werden diverse Fahrräder abgewertet, weil sich im Sattel der Weichmacher Dipropylheptylphthalat (DPHP) findet – ein Stoff, der vom Bundesamt für Risikobewertung (BfR) für unbedenklicher als andere Weichmacher gehalten wird, in Gegenständen, die von Kindern in den Mund genommen werden können, aber vermieden werden sollte. Ob die StiWa davon ausgeht, dass Grundschulkinder eingehend an ihren Fahrradsätteln lutschen und kauen? In jedem Fall stehen die Hersteller vor dem Dilemma, dass sie hier auch die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben nicht vor einer negativen Bewertung schützt.
Klassiker beim Fahrradtest sind auch Risse an Rahmen und Komponenten, die sich die betroffenen Fahrradhersteller nicht erklären bzw. auf nicht eigenen Prüfständen nachvollziehen können – obwohl sie selbst nach den geltenden Normen testen. Das Gleiche gilt für ein schlechtes Abschneiden auf dem Bremsenprüfstand. So kann beim Lesen des StiWa-Tests der Eindruck entstehen, die Fahrradhersteller würden Produkte auf den Markt bringen, die unzureichend getestet und damit unsicher seien.
Davon, dass dies natürlich nicht der Fall ist, haben wir uns eigens beim Prüflabor rückversichert, das beispielsweise die kritisierte Bremsleistung am Bulls Tokee prüft.
Ein Defizit der Bremsleistung führt bei der Bewertung der StiWa und des ADAC zu einer Abwertung auf „mangelhaft“, egal, wie das Rad in allen anderen Bereichen abschneidet. Andere kritisierte Mängel, die nach unserer Meinung die Nutzung für Kinder ebenso negativ beeinflussen, verhindern eine Einstufung als „gut“ hingegen nicht; wenn bspw. die Klingel vom Lenker aus nicht gut erreichbar ist, wie beim Cube.
Derartige Kritikpunkte lassen allerdings die Frage aufkommen, wer die Kinderräder eigentlich eingestellt hat. Die Stiftung Warentest wählt die Testräder selbst aus und besorgt sich diese im Handel. Wurde dabei immer eine Anpassung auf das Kind durch Fachverkäufer vorgenommen? Eine schlecht erreichbare Klingel deutet zumindest darauf hin, dass dies nicht der Fall gewesen sein könnte.
Ist es wirklich ein Problem, wenn der Seitenständer beim Zurückschieben blockiert?
Dass man so der Fahrradindustrie keinen Gefallen tut, ist klar – aber das ist sicher auch nicht gewollt. Dabei wäre es informativ gewesen, die Vorzüge der einzelnen Räder etwas genauer herauszustellen, anstatt sie nur oberflächlich abzuhandeln. So wird bei allen Modellen das bekannte Phänomen kritisiert, dass beim Zurückschieben irgendwann die Kurbel an den Seitenständer stößt, sodass sich das Hinterrad nicht mehr (rückwärts) dreht. Bei allen Rädern bis auf eins, nämlich das Woom, bei dem der Seitenständer aus diesem Grund mittig an der Kettenstrebe angebracht ist.
Wer gesucht hätte, hätte derartige Vorzüge sicher noch bei dem einen oder anderen Rad gefunden. So jedoch erschöpft sich der Test in einer Mischung aus Oberflächlichkeit und Alarmismus – und ob das im Sinne jener ist, die rechtzeitig zur Einschulung im Spätsommer auf der Suche nach einem Kinderrad sind, kann bezweifelt werden.
Hier geht es zum Test auf der Homepage des ADAC.
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