Test Lapierre Xelius DRS 2025: Der Anbieter führt sein leichtes und sein aerodynamisches Rennrad zusammen und stellt ein neues Modell vor, das in unterschiedlichen Disziplinen glänzen soll. Dass die Rechnung aufgeht, zeigt ein erster Testride – und kühle Rechner dürften schätzen, dass die Franzosen preislich auch mit deutschen Top-Marken mithalten können.
Bei Dijon, der wunderschönen Hauptstadt des Burgund, denkt man hierzulande erst einmal an Senf, was den Einheimischen freilich nicht ganz recht ist. Die Partnerstadt von Mainz (wo es auch sehr schön ist) steht nämlich eher für die weltberühmten Weißweine, die in den „Climats“ der Region, kleinen Weinlagen, angebaut werden. Und auch das Radfahren ist in der Bourgogne ein Thema: Zum einen, weil die Landschaft ideal für Fahrradtouren aller Art ist, zum anderen, weil Dijon zu den fünf fahrradfreundlichsten Städten Frankreichs gehört. Und nicht zuletzt ist hier der Radhersteller Lapierre ansässig. Gegründet 1946, montiert das Unternehmen bis heute im eigenen Werk an die 25.000 Bikes pro Jahr, und auch die Entwicklung findet vor Ort statt – abgesehen von gelegentlichen Ausflügen nach Genf in den Windkanal.
Lapierre Xelius DRS: sechste Generation des Erfolgmodells
Dort war Lapierre auch mit seinem neuen Modell zur Gast, dem Xelius DRS. Es ist die sechste Generation der Baureihe, und seit dem ersten Modell 2010 hat sich viel getan. Mit dem Xelius SL 1 gab es 2016 erstmals ein Disc-Modell parallel zum Xelius mit Felgenbremsen, das damals von den Profis von FDJ genutzt wurde. Ab 2015 kam die unverwechselbare Rahmenform mit den am Sitzrohr vorbeigeführten Sitzstreben zum Einsatz, genannt „3D Tubular“. Das Element, das für Vibrationsdämpfung und Komfort sorgen soll, wird von Lapierre an diversen Modellen eingesetzt, etwa am Aircode DRS, das 2025 nicht mehr im Programm sein wird. Denn das Aero-Rennrad verschmilzt mit dem leichten Bergrad Xelius SL zu einem neuen Modell, das mit Allround-Eigenschaften glänzen soll – eben das Xelius DRS.
Was hat es mit der neuen Rennmaschine der Franzosen auf sich? Entwicklungsziel von Lapierre war, einerseits die Aerodynamik des Aircode weiter zu verbessern, dabei jedoch andererseits im Gewichtsbereich des Xelius SL zu bleiben. Herausgekommen ist dabei folgendes: Mit einem Rahmengewicht von rund 900 Gramm für den Standard-Rahmen wurden keine 50 Gramm draufgepackt, dabei konnte die Aerodynamik des Rahmens im Vergleich zu den zwei Vorgängermodellen um 15 % verbessert werden. (Was im Umkehrschluss bedeutet, dass der Aero-Renner Aircode nicht wirklich aerodynamischer war als das alte Xelius SL.) Beim Topmodell Xelius DRS 10.0 wird ein nochmal rund 120 Gramm leichter Rahmen (790 g) verwendet. Ein kurzer Gewichts-Check ergibt folgendes: Das komplette Set – ein Rahmen in mittlerer Größe mit Gabel, Stütze, Klemmsegment, Steuersatz und Carbon-Cockpit – wiegt fast genau 2.050 Gramm. Legt man Durchschnittswerte für alle Teile zugrunde, kommt das mit den 900 Gramm also ganz gut hin.
Leichter Rahmen mit Aero-Optimierung
Zur Aero-Optimierung liefert der Hersteller interessante Zahlen: Bei 50 km/h soll das neue Modell 14 Watt einsparen, bei 35 km/h immer noch 5 Watt, was einem Zeitgewinn von einer Sekunde pro Kilometer entspricht. Was das in der Praxis bringt, sei dahingestellt – in jedem Fall steht das Xelius DRS für optimierte Aerodynamik bei einem Gewicht, das im Idealfall unter sieben Kilo liegt.
Auch wenn der Rahmen seinem Vorgänger auf den ersten Blick recht ähnlich sieht, hat Lapierre allenthalben die Rohrquerschnitte optimiert, um die Aerodynamik zu verbessern. Sitz- wie Unterrohr sind schmaler geworden, die Sitzstreben nun deutlich abgeflacht. Gleichzeitig wirkt der neue Xelius-Rahmen kantiger und klarer. Die obere Hälfte der acht Modelle umfassenden Kollektion kommt mit dem erwähnten Carbon-Cockpit; interne Leitungsführung ab dem Vorbau ist ein Merkmal aller Versionen.
Kaum Veränderungen bei der Geometrie
Die Geometrie hat sich gegenüber dem alten Xelius praktisch nicht verändert, nur das Sitzrohr ist ein paar Millimeter länger geworden. In Stack und Reach ist das Rad nach wie vor auf eine tiefe, eher gestreckte Sitzhaltung ausgelegt – also perfekt für den Einsatz im Rennsport. Lenk- und Sitzwinkel sind ausgewogen und schlagen sich in einer neutralen Sitzposition und ausgewogenem Handling nieder.
Und damit zum Fahreindruck, gewonnen auf einer knapp vierstündigen Testfahrt über knapp 110 Kilometer. Velomotion stand dafür das Topmodell Xelius DRS 10.0 mit Shimano Dura-Ace Di2 und „DT Swiss ERC1100 Spline“-Radsatz zur Verfügung, dessen Gewicht der Hersteller mit 6,8 Kilo angibt – eine gute Sache angesichts der 1.600 Höhenmeter der Runde durch die hügelige Landschaft westlich von Dijon. Auf der Strecke mit zahllosen Tempowechseln und kurzen Steilstücken wie längeren Ansteigen fiel erst einmal die hohe Steifigkeit des Gesamtsystems auf: Rahmen wie Cockpit geben beim Antritt wie im Wiegetritt kein bisschen nach; auch in schnellen Abfahrten steht das Xelius wie eine Eins.
Schmale Reifen trotz großem Freiraum
Trotz der am Testrad montierten 25er Reifen vermittelte das Rad stets soliden Bodenkontakt, auch in Schräglage auf dem nicht immer völlig glatten französischen Asphalt. Wer das Lapierre auf typisch schadhaftem deutschem Straßenbelag einsetzen will, sollte breitere Pneus montieren – bis zu 32 mm passen durch Rahmen und Gabel. Das Komfort-Versprechen der besonderen Rahmenform einzuschätzen, fiel auch angesichts des eher harten Sattels nicht leicht. Das Fahrwerk ist definitiv straff, aber nicht unbequem; auch die Vibrationen am Lenker hielten sich in Grenzen.
Und die Aerodynamik? Schnell fühlt sich das Xelius DRS definitiv an, dabei bei hohem Tempo kein bisschen windanfällig. Wie viel Watt der Rahmen in freier Wildbahn wirklich einspart, lässt sich auf unbekannten Strecken und ohne Powermeter natürlich nicht sagen. Unter Berücksichtigung von Streckenlänge und Höhenmetern, Schnitt und Formgefühl können wir dem Lapierre jedoch sehr gute Leistungen attestieren – im Vergleich zum Standard-Renner dürfte einen dieses Rad durchaus schneller machen. Die olympische Goldmedaille im Triathlon, die Cassandre Beaugrand in Paris auf dem Xelius DRS gewann, zeugt ebenfalls vom Potenzial der neuen Rennmaschine. Ihrem Triumph hat Lapierre eine Sonderlackierung gewidmet, die sich deutlich von den eher gedeckten Farben der restlichen Kollektion abhebt.
Lapierre Xelius DRS: Günstige Einstiegsmodelle und konkurrenzfähige Preise
Preislich bewegen sich die Franzosen mit dem Xelius DRS im mittleren bis gehobenen Bereich; die interessantesten Ausführungen sitzen genau zwischen den recht günstigen Einstiegsmodellen und den Top-Ausführungen. Beim Xelius DRS 8.0 für knapp 6.000 Euro bekommt man zur elektronischen Shimano Ultegra einen leichten Carbon-Radsatz plus das einteilige Cockpit; das Gewicht der Rennmaschine liegt laut Hersteller bei 7,5 Kilo. Vom Fahrverhalten her dürfte sich dieses Modell fast nicht vom Testrad unterscheiden; preislich kann es ähnliche Modelle bekannter Versendermarken sogar unterbieten. Es wäre Lapierre zu wünschen, mit Bikes wie dem neuen Xelius frischen Wind in den deutschen Markt zu bringen – wobei der Anbieter aus Dijon natürlich auch interessante MTBs, Gravelbikes und Endurance-Renner aufbieten kann.
Modellübersicht Lapierre Xelius DRS
Xelius DRS 5.0 2899 € Shimano 105, AL Disc
Xelius DRS 6.0 3699 € Shimano 105 Di2, DT Swiss E1800 Spline
Xelius DRS 6.0 AXS 4199 € Sram Rival AXS, DT Swiss E1800 Spline
Xelius DRS 7.0 4799 € Shimano Ultegra Di2, DT Swiss E1600 Spline
Xelius DRS 8.0 5999 € Shimano Ultegra Di2, DT Swiss ERC1600 Spline
Xelius DRS 8.0 AXS 6999 € Sram Force AXS, DT Swiss ERC1600 Spline
Xelius DRS 9.0 8499 € Shimano Dura-Ace Di2, DT Swiss ERC1400 Spline
Xelius DRS 10.0 10.000 € Shimano Dura-Ace Di2, DT Swiss ERC1100 Spline
Xelius DRS Rahmenset 3999 € inkl. Stütze und Cockpit