Radsport: Heute Nachmittag startet zum 15. Mal die Katar-Rundfahrt – beim Blick auf die Startliste fällt in diesem Jahr auf, dass der Name Etixx – Quick-Step fehlt. Zwar starten nur 12 der insgesamt 18 WorldTour-Teams bei der Wüstenrundfahrt, doch Etixx – Quick-Step war in der Vergangenheit ein Dauergast gewesen und hatte wiederholt die Bedeutung von Katar für ihren Rennkalender betont. Gestern verkündete nun der Präsident des Radsportverbands Katar, Scheich Khalid Bin Ali Al-Thani, das Team sei wegen ‚disziplinarischer Probleme‘ und ‚mangelndem Respekt‘ nicht eingeladen worden.
Acht mal stand in den vergangenen zehn Ausgaben der Katar-Rundfahrt ein Fahrer von Etixx – Quick-Step am Ende ganz oben auf dem Podium. In den letzten zwei Jahren triumphierte beispielsweise Niki Terpstra. Deshalb war es durchaus erstaunlich, dass der Name des belgischen Teams im Dezember bei der Verkündung der Startliste fehlte. Teamchef Patrick Lefevere begründete die Entscheidung damals mit terminlichen Gründen und man wolle die Reisestrapazen unmittelbar vor der Klassikersaison so gering wie möglich halten.
Gestern überraschte nun Scheich Khalid Bin Ali Al-Thani, Präsident des örtlichen Radsportverbands mit der Aussage, Etixx – Quick-Step habe gar keine Einladung bekommen, sondern sei aus disziplinarischen Gründen außen vor gewesen. „QuickStep ist zwar ein wichtiges Team, das bei der Katar-Rundfahrt in den letzten Jahren viel gewonnen hat, doch wir haben in der Vergangenheit wiederholt Probleme mit der Disziplin festgestellt,“ so Khalid Bin Ali Al-Thani.
Der Scheich ging danach noch weiter ins Detail und führte beispielsweise angeblich respektloses Verhalten im Rahmen der Siegerehrungen an: „Bei der Siegerehrung hatten wir sie gebeten, keine Interviews direkt nach dem Rennen zu geben, weil wir nur eine begrenzte Zeit für unsere Liveübertragung zu Verfügung haben. Aber dann lassen sie sich besonders viel Zeit, um Schuhe zu wechseln. Bei der Ladies Tour wechseln sie keine Schuhe, aber QuickStep bestand darauf, wollten einen Stuhl, ihre Schuhe wechseln, sich ein wenig hinlegen und dann noch ein Interview geben. Wir haben ihnen wiederholt gesagt, das bitte nicht zu tun, aber sie haben es ignoriert.“
Im letzten Jahr hätte die Rennorganisation sogar eine Mitarbeiterin nur dafür abgestellt, dem Team zu sagen, sie sollen sich beeilen. „Man ist mit dieser Frau nicht besonders nett umgegangen,“ berichtete der Scheich weiter. Darüber hinaus habe es auch Probleme im Teamhotel gegeben – auch wenn Bin Ali Al-Thani hier nicht ins Detail gehen wollte, hätte man den Eindruck gehabt „das Team wäre ein wenig zu entspannt gewesen.“ Doch die Tür ist für das belgische Team um Marcel Kittel und Tony Martin nicht ganz verschlossen. „Wir hoffen, dass sie daraus lernen werden,“ mahnte der Scheich weiter an.
Irgendwie scheint es unwahrscheinlich, dass ein solch erfahrenes Team wie Etixx – Quick-Step, das jährlich dutzende Rennen bestreitet, sich derart unprofessionell verhalten haben soll. Man ist gewillt zu denken, die Organisatoren in Katar scheinen gekränkt von der Absage des Teams – doch weshalb verschwieg Teamchef Lefevere die Tatsache, dass man gar keine Einladung bekommen hat und stellte den Sachverhalt so dar, dass man sich bewusst gegen einen Start entschieden hätte? Wie so oft liegt die Wahrheit wohl irgendwo dazwischen.