Test: Für 2.500 € versammelt das Merida Cyclo Cross 5000 alles, was ein zeitgemäßer Crosser braucht, und steuert obendrein einige sehr schöne und praktische Details bei.
Eng mit der Marke Merida verknüpft ist der Name Wolfgang Renner. Der wichtige Impulsgeber der deutschen Bike-Branche hat als mehrfacher deutscher Crossmeister ein großes Interesse am Querfeldeinrad; und so bieten seine Firma Centurion und die Schwestermarke Merida eine ziemlich große Bandbreite an Gelände-Rennern an. Im Reigen der zwei mal sieben Modelle bietet das Merida Cyclo Cross 5000 die günstigste Möglichkeit, mit einem Carbonrad ins Gelände vorzustoßen. Ohnehin ist die Luft inzwischen dünn, will man für einen Carbon-Crosser nicht mehr als 2.500 Euro ausgeben – allein sein Preis macht das Cyclo Cross 5000 also interessant.
Merida Cyclo Cross 5000 – ein moderner Carboncrosser unter 2.500 Euro
Was darf man für diese Summe erwarten? Zuerst einmal natürlich zeitgemäße Technik, und da hält sich das Merida Cyclo Cross 5000 nicht zurück. Natürlich sind Scheibenbremsen an Bord – vollhydraulisch, wie es sich im gehobenen Preissegment gehört. Auch Steckachsen gehören längst zum guten Ton am Crosser; außerdem ist das Merida wie viele Modelle, die für den ernsthaften Sporteinsatz vorgesehen sind, mit einer 1×11-Schaltgruppe von SRAM ausgestattet.
Innenliegende Züge und Leitungen sind beim Merida Cyclo Cross 5000 ebenfalls Ehrensache und im Crosssport in mehrerer Hinsicht wünschenswert: Sie erleichtern das Tragen des Crossers ebenso wie das Reinigen. Die vordere Bremsleitung wird dazu passend in der Gabel geführt. Vor allem der schönen Optik dient das integrierte Innenlager.
Der mutmaßlich ziemlich leichte Carbonrahmen ist für unterschiedliche Schaltsysteme ausgelegt, wie man vor allem am Sitzrohr feststellen kann. Hier warten zwei Schrauben darauf, einen Werfersockel zu halten; der dazugehörige Umwerfer kann sowohl mechanisch als auch elektronisch bedient werden. Eher ungewöhnlich für einen Carbonrahmen sind die einlaminierten Gewindeösen an Hinterbau und Gabel; wer den Crosser als Allrounder einsetzt und damit auch das winterliche Straßentraining bestreitet, wird sich über die Möglichkeit, Schutzbleche anzubringen, freuen. Und diese Option ist naheliegend, zumal sich das Merida Cyclo Cross 5000 in Sachen Fahrverhalten kaum vom Straßenrenner unterscheidet. Das von uns gefahrene 53er ist mit einem Radstand von 1.003 mm ziemlich kurz und damit sehr wendig; die steil angestellte Gabel sorgt für eine quirlige Lenkung. Dazu ist der Rahmen überaus steif und erlaubt zackige Beschleunigung.
Kluge Details machen das Merida Cyclo Cross 5000 besonders interessant
Mit 8,8 Kilo zuzüglich Pedalen ist das Merida Cyclo Cross 5000 durchschnittlich leicht oder schwer – das ist eine Frage des Standpunktes, aber sogar etwas leichter, als auf der Hersteller-Homepage angegeben. Der Laufradsatz bringt komplett rund 3,6 Kilo auf die Waage; ohne Bereifung, Kranz und Bremsscheiben sind’s dann nur noch gut 1.800 Gramm. Für einen Standard-Radsatz mit 32 Speichen ist das ein guter Wert. Bereift sind die Laufräder mit dem Maxxis Mud Wrestler – weniger stark profiliert, als sein Name vermuten lässt, dabei griffig im Schlamm und mit leichtem Lauf gesegnet. Alternativ ließen sich die Merida-Felgen auch mit Tubeless-Reifen besohlen, doch in diesem Fall ist das vielleicht gar nicht nötig: Die sehr breite Felge (außen 26/innen 23 mm) zieht den Reifen weit auseinander und macht ihn damit weniger anfällig gegen Durchschläge. Auch bei einem Luftdruck unter 2 bar sitzt der Pneu sicher auf der Felge und kommt bei Schräglage nicht ins Schwimmen.
Was die Bereifung angeht, lässt sich das Merida Cyclo Cross 5000 also auch ohne Veränderungen artgerecht einsetzen; der eine oder andere Fahrer wird sich lediglich eine andere Kassette wünschen. Zwar ist der Gesamtumfang des schwarzen Ritzelpakets mit 11-42 Zähnen grandios (mit dem 40er Kettenblatt steht sogar eine Untersetzung zur Verfügung), doch hier und da wünscht man sich bei schneller Fahrt Zwischenschritte, um mit gleichmäßiger Tretfrequenz fahren zu können. Die Montage einer 11-32er Kassette würde außerdem über 200 Gramm „rotierende Masse“ sparen. Wer vom Zweifach-Kettenblatt kommt, kann sich beim Radausbau über das praktische „Cage Lock“ freuen: Wenn man das Schaltwerk gegen die starke Feder nach hinten zieht und den Knopf mit dem Schloss-Symbol drückt, arretiert es in dieser Position und man kann das Laufrad einfach ausbauen. Nach dem Einbau zieht man das Schaltwerk ein kleines Stück zurück, und schon macht es „klick“ und die Arretierung ist gelöst.
Bei der Demontage des Vorderrades fällt eine Ausfallsicherung auf, die dafür sorgt, dass das Laufrad nicht gleich herauskullert, wenn die Steckachse abgezogen wird. Beim Einbau müssen die Gabelbeine dann leicht auseinandergezogen werden. Das macht die Sache etwas komplizierter, dafür sitzt das Laufrad dann aber gleich an der richtigen Stelle, wenn man die Achse einschiebt.
Auch wenn am Merida Cyclo Cross 5000 die günstigste der SRAM-CX-Gruppen montiert ist – an der Funktion gibt es nichts auszusetzen. Die Discs sind nach kurzem Einbremsen ebenso bissig wie gut zu dosieren; die Funktion der Schaltung ist top, wobei die Kette auf den größten Ritzeln etwas länger braucht als gewohnt, um auf den nächstkleineren Kranz zu fallen. Das „X-Horizon“-Schaltwerk sorgt für eine hohe Kettenspannung, wenn die kleinen Ritzel gefahren werden; der „Rettungsring“ läuft trotz seiner vielen Zähne ziemlich geschmeidig. Die Hydraulikhebel der SRAM-Gruppen mögen dem einen oder anderen etwas groß erscheinen; ergonomisch sind sie jedoch top, außerdem lässt der „Höcker“ oben eine zusätzliche Griffposition zu.
Merida Cyclo Cross 5000 Geometrie
47cm | 50cm | 53cm | 56cm | 59cm | |
Sitzrohr (in mm) | 470 | 500 | 530 | 560 | 590 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 520 | 530 | 545 | 558 | 573 |
Steuerrohr (in mm) | 100 | 111 | 131 | 150 | 171 |
Kettenstrebe (in mm) | 423 | 423 | 423 | 423 | 423 |
Radstand (in mm) | 1002 | 998 | 1003 | 1012 | 1028 |
Lenkwinkel (in °) | 70.5 | 71.5 | 72 | 72.5 | 72.5 |
Sitzwinkel (in °) | 74 | 73.5 | 73.5 | 73.5 | 73.5 |
Reach (in mm) | 371 | 372 | 379 | 387 | 396 |
Stack (in mm) | 521 | 535 | 554 | 574 | 594 |
Wir fuhren das etwas zu kleine Rad mit großem Auszug der Carbonstütze, was das Rad ziemlich komfortabel machte, und wollen in diesem Zusammenhang auch das kleine rote Rädchen unterm Sattel nicht vergessen, das die Neigungsverstellung des Sitzes erleichtert. Was die Sitzgeometrie angeht, präsentiert sich das Merida ausgewogen – weder sitzt man zu gestreckt noch mit zu starker Überhöhung. Am Ende bleibt ein überaus positiver Gesamteindruck, gerade angesichts des für einen modernen Carbon-Crosser günstigen Preises. Wolfgang Renner wäre dieses Rad in seiner aktiven Zeit sicher gerne gefahren.