Test: Race-Hardtails galten lange als unbequem und eher weniger spaßig. Doch in den letzten Jahren hat sich einiges getan. Die Strecken werden anspruchsvoller und die Räder entsprechend potenter. Nun hat auch Conway mit dem RLC ein solches Hardtail im Programm. Moderne Geo, durchdachte Details und ein fairer Preis. Wir stellen euch das neue Conway RLC vor und geben euch einen Eindruck wie es fährt.
Conway RLC: Rahmen
Schon das Design des Conway RLC lässt erahnen, dass es eine komplette Eigenentwicklung ist. Die Rohrformen sind schön ausgestaltet und ergeben eine stimmige Optik. Der kleine Sitzdom und der fließende Übergang von Oberrohr zu den filigranen Sitzstreben sorgen für eine eigenständige Optik und hebt sich von der Konkurrenz ab. Die Lackierung unterstreicht die Optik die Kombination aus kräftigem Rot und Klarlack, der das feine Carbon durchschimmern lässt, geben dem Conway RLC eine sportliche aber auch edle Optik.
Aber nicht nur in die Optik haben die Conway-Ingenieure ihr Know-How gesteckt, sondern auch technisch finden sich einige schöne Lösungen am Rad. Wie man es von modernen Bikes gewohnt ist werden die Züge am Conway dezent durch den Rahmen geführt. Das Gewicht wurde optimiert und so landet der Rahmen bei knapp über 1 kg je nach Rahmengröße. Die Züge im Rahmen sind gepolstert, um lästiges Klappern zu vermeiden. Dabei wurde sogar an Öffnungen für einen Umwerfer und für eine absenkbare Stütze gedacht. Auch an anderen Stellen wurde an eine möglichst hohe Kompatibilität mit verschiedenen Konfigurationen gedacht. Über dem Tretlager befindet sich eine Direct Mount Aufnahme. Dort kann eine Kettenführung oder auch ein Umwerfer für 2-Fach Konfiguration montiert werden.
Auch bei der Sattelstütze geht Conway auf verschiedene Bedürfnisse ein. Je nach dem ob man eine gut flexende schmale 27,2 mm Stütze fahren will oder eine absenkbare Stütze fahren will, kann per Reduzierhülse der Sattelrohrdurchmesser von 30,9 mm auf 27,2 mm reduziert werden. Auch an ein DI2 Setup wurde gedacht. Unter dem Flaschenhalter im Unterrohr ist eine Halterung für den DI2 Akku vorgesehen. Bei der Bremsaufnahme hinten am Rahmen wurde ebenfalls mitgedacht. Die Gewindeeinsätze dort sind austauschbar. Also sollte mal ein Gewinde beschädigt werden, dann ist der Schaden nicht ganz so groß, da nur der Einsatz getauscht werden muss. Die Hinterachse am Rahmen ist auf Boost-Standard mit 148 mm ausgelegt, um kurze Kettenstreben realisieren zu können. Damit auch flache XC-Lenker gefahren werden können, ohne dass bei einem Sturz das Oberrohr zerstört wird, befindet sich in der unteren Schale des Steuersatz eine Lenkeinschlagbegrenzung, die schlimmeres verhindert.
Conway RLC: Geometrie
Bei der Geometrie schließt sich Conway dem neuem Ansatz für Race-Hardtails an. Die XC-Strecken der Welt werden immer schwieriger und deshalb müssen die Racebikes von heute nicht nur auf Vortrieb gedrillt sein, sondern auch bergab müssen die Räder gut funktionieren. Im Grunde bedeutet das: Der Lenkwinkel wird etwas flacher. Beim Conway ist der Lenkwinkel mit 69,5° moderat flach und sorgt so für mehr Sicherheit im Downhill. Zudem sollte die richtige Balance aus Laufruhe und Agilität gefunden werden. Agilität und Wendigkeit erhält man mit kurzen Kettenstreben. Beim Conway konnten die Kettenstreben durch den Boost-Standard mit 424 mm extrem kurz gestaltet werden. Ein Topwert in dieser Klasse. Laufruhe in High-Speed Passagen bringt ein langes Oberrohr beziehungsweise der Reach im Zusammenspiel mit einem etwas flacheren Lenkwinkel. So befindet sich das Vorderrad weiter vorn und das Bike fährt sich laufruhiger. Das Conway hat in der getesteten Größe L eine Oberrohr-Länge von 620 mm bzw. einen Reach von 434 mm. Der Vortrieb sollte aber trotzdem nicht vernachlässigt werden. Deshalb verfügt das Conway RLC auch einen steilen Sitzwinkel mit 73,5°. Insgesamt sehr gute Eckdaten für ein potentes XC-Hardtail.
Conway RLC
S | M | L | XL | |
Sitzrohr (in mm) | 390 | 440 | 490 | 540 |
Oberrohr horizontal (in mm) | 580 | 600 | 620 | 640 |
Steuerrohr (in mm) | 95 | 105 | 115 | 125 |
Kettenstrebe (in mm) | 424 | 424 | 424 | 424 |
Radstand (in mm) | 1079 | 1100 | 1120 | 1141 |
Lenkwinkel (in °) | 69,5 | 69,5 | 69,5 | 69,5 |
Sitzwinkel (in °) | 73,5 | 73,5 | 73,5 | 73,5 |
Reach (in mm) | 400 | 417 | 434 | 451 |
Stack (in mm) | 609 | 618 | 628 | 637 |
Conway RLC: Ausstattung
Das RLC 7 bildet unter den Ausstattungsvarianten die Spitze im Mittelfeld mit einem Preis von 2999 €. Los geht es mit dem RLC 2 für 1799 € mit GX Eagle Ausstattung und Rock Shox Recon Gabel. Dann folgen mit dem RLC 4 & 6 noch zwei weitere Modelle unterhalb des RLC 7. Darüber liegen nur die Modelle RLC 9 und RLC Factory, welche beide einen leichteren Rahmen als die preiswerteren Modelle erhalten. Highlight ist sicherlich das Factory Modell mit XX1 Eagle Ausstattung, Sid Worldcup und leichten Tune Teilen. Das Bike landet so bei ca. 8,4 kg laut Werksangabe. Allerdings sind dafür auch 7999 € fällig. Hier ein Überblick über die Modellpalette:
Rahmen | Conway Carbon RLC |
Federgabel | Rock Shox SID RL |
Dämpfer | - |
Laufräder | Mavic Crossmax RL |
Reifen VR | Schwalbe Rocket Ron 2,25" |
Reifen HR | Schwalbe Racing Ralph 2,25" |
Schaltwerk | Sram XO1 Eagle |
Schalthebel | Sram XO1 Eagle |
Kurbel | Sram X1 32t |
Umwerfer | |
Bremse | Sram Level TL |
Bremsscheiben | Sram Level TL |
Sattelstütze | Conway Alloy light 27,2 mm |
Sattel | Conway |
Vorbau | Conway Alloy Superlight |
Lenker | Conway Alloy Superlight 740 mm |
Bei der Ausstattung macht Conway keine Experimente und es werden viele bekannte Parts in Mischung mit eigenen Parts von Conway verbaut. Für Komfort an der Front sorgt die zuverlässige Rock Shox SID RL mit 100 mm Federweg. Bei der Schaltung kommen Komponenten aus dem Hause Sram zum Einsatz. Es wird mit einer Sram XO1 Eagle 1×12 Konfiguration geschalten. Mit dem 32t Kettenblatt und der 10-50 Eagle Kassette bekommt man die ideale Übersetzungsbandbreite für ein XC-Hardtail. An der Direct Mount Aufnahme ist noch eine Kettenführung verbaut, die das abfallen der Kette verhindern soll.
Ebenfalls von Sram sind die Bremsen. Die Sram Level TL kommt mit einer 180 mm Scheibe vorne und einer 160 mm Scheibe hinten. Das Conway wird mit den Crossmax Elite Laufrädern von Mavic ausgerüstet. Mit knapp unter 1700 g ein leichter XC-Laufradsatz für das Conway RLC. Gesamt kommt unser Testbike in Größe L mit Flaschenhalter auf 10,5 kg. Für den Preis auf jeden Fall ein gutes Gewicht. Vor allem, wenn man bedenkt, dass man das Bike durch etwas Tuning mit wenig Geldaufwand unter die magische Grenze von 10 kg bringen kann.
Conway RLC: Auf dem Trail
Ob das Conway RLC ein Racebike von der Sorte ist, die auch Spaß machen, haben wir natürlich im Praxistest auf dem Trail getestet. Die erste Sitzprobe auf dem Bike fällt gut aus. Die Sitzposition ist eine gute Kombination aus Komfort und Sportlichkeit. Man sitzt nicht zu gestreckt, aber auch auch nicht zu aufrecht auf dem Bike. Der Lenker hat mit 740 mm eine angenehme Breite.
Gleich zu Beginn merkt man wofür das Bike gemacht ist. Der Vortrieb ist von Anfang an sehr ausgeprägt und verleitet immer wieder zu kleinen Sprints. Die Gabel kann per Remote vom Lenker aus gesperrt werden und dann fühlt es sich schon fast ein bisschen nach Rennrad an. Die leichten Mavic Laufräder und die leichten Schwalbe Pneus unterstützen ebenfalls beim Vortrieb enorm. Beim Klettern spürt man das leichte Gesamtgewicht des Bikes. Man klettert spielerisch leicht auch steile Rampen hinauf und die große Übersetzungsbandbreite der Sram Eagle muss man nur selten bemühen. In steilen technischen Uphills kommt uns die angenehme Sitzposition und der breite Lenker zu Gute. Man hat viel Kontrolle über das Bike und meistert auch schwierige Anstiege. Auch die schmale Sattelstütze hilft mit etwas Flex, sodass man länger im Sattel bleiben kann, wobei der Sattel nicht ganz unser Favorit war und etwas sportlicher sein könnte. Das ist aber klar Geschmacksache. Spaß im Uphill auf jeden Fall erfüllt!
Auf den ersten Metern bemerkt man ebenso die überragende Wendigkeit des Bikes. Durch die extrem kurzen Kettenstreben lässt sich das Bike in sehr engen Radien um Kurven bewegen. Das kommt einem vor allem in kurvigen Trails oder auf eng abgesteckten XC-Strecken zu Gute. Doch auch den Speed darf man nicht vergessen. Das Conway RLC hat dafür einen etwas flacheren Lenkwinkel und ein etwas längeres Oberohr. So bleibt das Bike auch bei schnelleren Abfahrten sehr stabil. Für eine stabile Fahrweise sorgt auch die Rock Shox Gabel an der Front. Diese arbeitet gewohnt solide und federt Schläge gut weg, leistet alles was man von einer 100 mm Gabel erwarten kann. Auch die Bremsen haben jederzeit einen sehr soliden Job abgeliefert.
Der breite Lenker sorgt ebenfalls für eine bessere Kontrolle im Downhill. Die Reifen reichen bei trockenen Bedingungen völlig aus. Wir würden allerdings ein Tubeless-Setup empfehlen, da der Reifen vor allem am ungefederten Heck, noch pannenunanfälliger ist. Apropos Pannen. Im Test wurde leider ein kleiner Baumstamm im Gras übersehen mit dem schlechteren Ende für das vordere Laufrad. Leider erwiesen sich jedoch nicht etwa die Speichen, sondern die Nabe als schwächstes Glied in der Kette: Der ausgerissene Nabenflansch bedeutete leider einen wirtschaftlichen Totalschaden für das Vorderrad. Ansonsten hatten wir nur positive Erlebnisse mit dem Conway RLC. Und auch im Downhill hat das Conway die Spaß-Prüfung bestanden.
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