Radreisen: Auf mehr als 100 Kilometern Radwegen bietet der Emscherkunstweg Begegnungen mit Kunst im öffentlichen Raum.
Von der Emscherquelle in Holzwickede bis Duisburg erzählen mittlerweile 20 Skulpturen und Installationen von der wechselvollen Geschichte des Ruhrgebiets. Statt des Naturschönen reflektiert die Kunst hier die raue Geschichte der Unterwerfung der Natur unter industrielle Anforderungen und den darauffolgenden Strukturwandel. Im Fokus steht dabei ein ganz besonderer Fluss und damit eines der größten Renaturierungsprojekte Europas: der Umbau des Abwassersystems Emscher durch die Emschergenossenschaft. Jeder ehemals offene Schmutzwasserlauf erhielt über einen Zeitraum von drei Jahrzehnten ein unterirdisches Pendant, so dass die Emscher und ihre Nebenläufe nun wieder abwasserfrei sind. Seit dem Kulturhauptstadtjahr RUHR.2010 begleitete Kunst den Umbau-Prozess an der Emscher. Der Hauptbestandteil der Werke stammt aus diesem Jahr, 2013 und 2016 fanden weitere temporäre Ausstellungen unter dem Titel Emscherkunst statt. Seit 2019 ist das Kooperationsprojekt Emscherkunstweg ein permanenter Skulpturenweg und damit ein dauerhaftes und nachhaltiges Ausstellungsformat für die Region.
Neue Kunstwerke werden sukzessive ergänzt. Die Erweiterung wird kuratiert von Britta Peters, Künstlerische Leiterin von Urbane Künste Ruhr, zusammen mit Marijke Lukowicz, Kuratorin für den Emscherkunstweg bei Urbane Künste Ruhr. Ziel ist es, die Bandbreite des bisher gezeigten Skulpturenbegriffs durch neue Positionen zu ergänzen und eine permanente Sammlung herausragender künstlerischer Arbeiten im öffentlichen Raum aufzubauen.
Der Emscherkunstweg
Von einer ökologischen Vision am Emscherquellhof in Holzwickede bis hin zur Miniaturstadt aus abgerissenen Häusern in Duisburg werfen die Kunstwerke ganz unterschiedliche Perspektiven auf ihre unmittelbare Umgebung und deren Geschichte. Tadashi Kawamatas Ziackzack-Weg mit Aussichtsturm „Walkway and Tower“ führt zwischen Castrop-Rauxel und Recklinghausen besonders eindrücklich den Wandel der Landschaft vor Augen. In Herne erzählt Silke Wagner in einem monumentalen Mosaik auf einem Faulbehälter die Geschichte des Bergbaus aus der Sicht der Arbeiterbewegung und in Bottrop ist eine ganze Kläranlage zu einem Kunstraum umgestaltet worden. Neben dem „Theater der Pflanzen“ findet man hier die wohl ungewöhnlichste Übernachtungsmöglichkeit im Ruhrgebiet – fünf handelsübliche Kanalrohre dienen als Schlafkabinen, die Andreas Strauss entworfen und ausgestattet hat. Sein Konzept „dasparkhotel“ wird 2022 auch auf dem Hof Emscher-Auen zwischen Castrop-Rauxel und Dortmund umgesetzt, hier entwarf der Künstler zusätzlich einen Pavillon zur Vogelbeobachtung.
Slinky Springs to Fame
In Oberhausen tanzt wortwörtlich ein Strommast aus der Reihe, den Künstlerkollektiv Inges Idee entworfen hat. Ganz in der Nähe gibt es mit „Slinky Springs to Fame“ die wohl bunteste Überquerung des Rhein-Herne-Kanals: Die Spannbandbrücke von Tobias Rehberger verspricht einen beschwingten Übergang und ist ingenieurstechnisch eine einzigartige Konstruktion! Im Mai 2021 ist die Installation „Neustadt“ von Julius von Bismarck in Zusammenarbeit mit Marta Dyachenko in Duisburg entstanden. Die Stadt besteht aus abgerissenen Häusern, die einst das Ruhrgebiet prägten und jetzt als modellhafte Skulpturen wiederauferstehen. Auf einer Fläche von mehr als 200 Quadratmetern wecken markante Gebäude Erinnerungen und hinterfragen auch kritisch städtebauliche Entwicklungen. Ganz neu ist David Jablonowskis „Public Hybrid“ im Süden von Dortmund: Die hybriden Skulpturen aus 3D-Drucken und Ruhrsandstein erzählen vom Abbau geologischer Ressourcen und befragen das Potential möglicher neuer Rohstoffe, um die Zukunft zu gestalten.
Emscher-Weg
Der Emscherkunstweg ist gut über den Radweg „Emscher-Weg“ erfahrbar und verläuft von Holzwickede bis Dinslaken auf einer Strecke von mehr als 100 Kilometern. Manchmal muss man ein wenig vom Weg abkommen, um die Kunst zu entdecken. Kostenfreie geführte Radtouren finden in kleinen Gruppen jeden Sonntag von April bis Oktober statt. Alle aktuellen Termine und Infos unter ⇒ www.emscherkunstweg.de
Der Emscherkunstweg ist eine Kooperation von Urbane Künste Ruhr, Emschergenossenschaft und Regionalverband Ruhr und steht unter der Schirmherrschaft von Isabel Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW. Gefördert durch das Ministerium für Kunst und Wissenschaft des Landes NRW.
Kontakt:
Urbane Künste Ruhr
Kultur Ruhr GmbH
Gerard-Mortier-Platz 1
44793 Bochum
Email: [email protected]
Text und Bilder von Urbane Künste Ruhr.