# Kristina Vogel stürmte jüngst zu drei WM-Titeln.
Der Helmhersteller Casco hat sich in den letzten zehn Jahren vor allem auf der Bahn einen Namen gemacht. Damals begann für das mittlerweile in Sachsen ansässige Unternehmen eine kleine Revolution, die dazu führte, dass heute ein Großteil der internationalen Bahnelite auf das Know-How von Casco vertraut: 2004 ging die deutsche Sprintelite um den Doppelolympiasieger Jens Fiedler bei den Jubiläumsspielen in Athen erstmals mit dem Warp an den Start. Das Ergebnis ist bekannt. Von Fiedler auf Tempo gebracht, bereitete René Wolff die Goldrunde Stefan Niemkes im Teamsprint vor.
# Die olympische Goldfahrt des Sprinttrios um Jens Fiedler.
Schon damals hatte die Maxime bei der Fertigung des eigenwilligen Helmes Aerodynamik in Aktion gelautet, die Berücksichtigung der sportartspezifischen Bewegungsabläufe also eine Rolle gespielt. Und das tut sie noch heute. „Wir sind davon überzeugt, dass der Fokus auch in Zukunft auf der Aerodynamik von Helmen liegt. Der Helm ist neben Körperposition und Rad ein entscheidender Faktor, um die Windschnittigkeit des Sportlers zu erhöhen“, so Alexander Aeschbach, der seit einiger Zeit für tätig ist. Der Schweizer gehörte bis zu seinem Karriereende im vergangenen Jahr zu den führenden Bahnathleten der Schweiz, war aber auch auf der Straße erfolgreich.
#Alexander Aeschbach war einer der erfolgreichsten Schweizer Profis der vergangenen Jahre.
„Durch die Verbesserung der Aerodynamik lassen sich bis zu über 70 Watt einsparen. Dabei ist der Bau eines aerodynamischen Helmes kein Kinderspiel. Es steckt sehr viel Know-How und Grundlagenwissen dahinter, da ein Helm in sehr viel mehr aerodynamischen Situationen performen muss, als ein statischer Gegenstand.“ Hinsichtlich des Warp setzten die Entwickler diesen Ansatz erstmals optimiert auf Bahnsprint und Keirin um. Das Grundkonzept hinter diesem Ansatz ist dabei denkbar einfach: Da ein Fahrer und hier im Speziellen der Kopf des Fahrers wesentlich öfter im Wind bewegt wird, als dies beispielsweise bei einem Rahmen der Fall ist, müssen die Stromlinien anders interpretiert werden.
Der Warp als sogenannter Ball-Helmet ist das Resultat dieser Interpretationen. Casco verzichtete dabei auf ein langgezogenes Heck, wie man es von anderen Aero-Helmen kennt, und erlaubt dem Fahrer damit bei Kopfbewegungen in diesem Bereich aerodynamisch neutral zu bleiben. Anstatt des Hecks findet man beim Warp die patentierten, für Casco typischen Luftleitlinien vor. Und die zahlreichen Titel bei Olympischen Spielen,Weltmeister- und Europameisterschaften geben Casco mit diesem Ansatz recht.
# Joachim Eilers wurde bei der WM 2014 in Cali Vizeweltmeister auf der 1000-Meter-Distanz – mit dem Speedtime.
In den vergangenen beiden Jahren arbeitete Casco intensiv an der Weiterentwicklung des Konzepts. Ziel war es, das Know-How auch auf Helme für den Straßengebrauch zu übertragen. Das Resultat dieser Entwicklung ist die Speed-Serie, die aus zwei Modellen besteht, dem Speedtime und dem Speedairo.
„Momentan scheinen auch andere Helmhersteller den Bereich Aerodynamik für sich zu entdecken. Ein generelles Problem ist hierbei jedoch, dass einige auf dem Markt befindlichen Produkte allein dem Namen nach aerodynamisch sind und funktional sehr wenig überzeugen“, gibt Aeschbach dabei zu bedenken.
„Wir haben im Windkanal, aber eben auch im Feldversuch das Konzept der Adaptiven Aerodynamik entwickelt. Dabei sorgt eine der vielen Abrisskanten am Heck des Helmes je nach aktueller Position des Kopfes für die situativ beste Aerodynamik.“ Fahrern soll auf diese Weise im Einsatz zu jeder Zeit eine hervorragende Aerodynamik geboten werden. In das Konzept selbst fließen dabei auch die Visiere mit ein, die so gearbeitet sind, dass sie ein breites Sichtfeld garantieren, sich aber dennoch dem Konzept der Helme unterordnen.
Aus diesem Grund gleichen sich die beiden Speed-Modelle weitgehend, wenn man sie übereinanderlegt. Lediglich im Einsatzbereich unterscheiden sie sich. Während der Speedtime vor allem für den Einsatz im Zeitfahren vorgesehen ist, soll das an aerodynamischen Gesichtspunkten ausgerichtete Belüftungsmanagement des Speedairo auch auf langen Strecken eine bestmögliche Performance bieten. In unserem Testbericht vom vergangenen Jahr wusste er dabei durchaus zu überzeugen [Link], nicht zuletzt auch, weil er über einige weitere spannende Ausstattungsfeatures verfügt, die zum Tragekomfort beitragen. „Das Ziel ist es, Helme zu schaffen, die in Hinblick auf Aerodynamik in der Praxis sowie Komfort keine Kompromisse eingehen, ohne dabei zu Lasten einer Seite Abstriche zu machen“, so Aeschbach abschließend. Man darf also gespannt sein, in welche Richtung Casco seinen Fokus weiter verschärft.
Grafiken und Fotos: Casco, Privat (sofern nicht anders benannt)