Wer kennt sie nicht die Werbung aus der Schweiz? Zwei Steinböcke echauffieren sich über die Leistung der Radsportler, die sich mit knall rotem Kopf und letzter Kraft die Pässe hoch schleppen. Das niederschmetternde Fazit der in bestem Schweizerdeutsch philosophierenden Bergtiere: „Carbon statt Kondition!“.
Das Carbon Zeitalter ist bis in die Tierbergwelt vorgedrungen, jeder kennt die Vorteile eines Carbon-Rennrades und für manch einen sollte selbst der Flaschenhalter aus keinem anderen Material hergestellt sein!
Die Leistung
Doch wer kennt eigentlich die Leistung mit der er den Pass erklimmt? Klar man kann die Zeit stoppen, die Geschwindigkeit messen, man kann dazu seine Herzfrequenz und das körpereigene Gefühl heranziehen und bekommt eine solide Grundlage für eine Beurteilung der Leistung die man an jenem Tag erbracht hat. Doch was passiert wenn sich das Wetter ändert, was passiert wenn man in der Vorbereitungsphase noch das ein oder andere Kilogramm mehr auf den Rippen hat, was wenn man mit anderem Material unterwegs ist, lässt sich diese Leistung zu jenem Tag in Relation setzten, lässt sie sich vergleichen? Das ist kaum möglich, es fehlt eine objektive Größe welche die Vergleichbarkeit der gebrachten Leistungen garantiert.
Das Watt
An dieser Stelle kommt James Watt ins Spiel, also die Person, nach der die für die Leistung verwendete Maßeinheit, das Watt benannt ist. Jeder kennt die Leistung der Glühbirne. Es gibt sie in verschiedenen Leistungsklassen von 40, 60 und 100 Watt. Ein Bewusstsein für diese Größen entwickelt man erst, wenn man bedenkt, dass ein Bahnrad-Sprinter bis zu 25 solcher 100 Watt-Birnen zum Glühen bringen kann. Bei der Tour de France werden die Pässe mit einer Leistung von etwa 400 Watt absolviert.
Doch wie kann man den Wert Watt im Radsport feststellen, wie kann man ihn messen?
Die Antwort lieferte der deutsche Ingenieur Ulrich Schoberer. Er entwickelte 1986 das Leistungsmessgerät SRM (Schoberer Rad Messtechnik). Die Leistung wird dort gemessen wo sie erbracht wird. Nämlich mithilfe von Dehnmessstreifen, welche die Kurbel mit dem Kettenblatt verbinden. Multipliziert man die dort gemessene Kraft mit der Trittfrequenz, zeigt das Display ein Ergebnis in Watt. Es heißt, das von den meisten WorldTour-Teams verwendete System ist die einzige zuverlässige Wattmessung, weil sie unabhängig von Luft- oder Rollwiderstand funktioniert.
Dieses ausgeklügelte Messsystem findet im Leistungssport seit langem hohe Anerkennung, ist weit verbreitet und auch im Breiten- und Hobbysektor wird das doch sehr teuere Gerät immer öfter gesehen. Welche Gründe hat diese Entwicklung?
Das Training mit dem Powermeter
Der Sportwissenschaftler und Ironman Mathias Flunger berichtet: „Seit dem ich mit dem Powermeter trainiere, konnte ich sowohl meine Effizienz im Training als auch meine Motivation deutlich steigern, das Gerät unterstützt ein zielgerichtetes Training sehr!“
Grundlage dieser Aussage ist die Möglichkeit des Sportlers seine Leistung permanent vor Augen zu haben, sie vergleichen und einschätzen zu können. Dementsprechend kann man reagieren.
Wirft man einen Blick auf die Herzfrequenz beispielsweise. Sie ist ein physiologischer Parameter der auf die körperliche Belastung ein Feedback gibt, beziehungsweise diese sichtbar macht. Die Herzfrequenz macht natürlich Trainingsfortschritte deutlich und kann als Hinweis auf Müdigkeit und anstehende Infekte dienen. Allerdings reagiert sie im Vergleich zu Leistungsmessgeräten verzögert und verleitet zu einem zu schnellen, intensiven Beginn des Trainings oder des nächsten Intervalls.
Studien haben ergeben, dass insbesondere bei intensiven Trainingseinheiten das Wattmessgerät einen erheblichen Vorteil bringt da der Sportler die Leistung konstant fährt, ohne zu Beginn des Intervalls zu überziehen.
Zudem kann das Gerät Aufschlüsse über Defizite liefern. Ist das rechte oder linke Bein stärker? Zeigt das Messsystem Unterschiede, kann im Kraftraum darauf reagiert werden. Die objektive Größe Watt gibt dem Sportler stets eine Orientierung, Unter- wie Überforderung werden vermieden. Zur richtigen Zeit den Trainingseifer bremsen, Übermotivation vermeiden, zur richtigen Zeit Gas geben, sich fordern, das Wattmessgerät macht zielgerichtetes Training einfacher.
Dieses Wissen hilft auch sogenannte Junkmiles, Abschnitte auf denen man Rückenwind genießt oder die leicht bergab gehen, auf welchen die Leistung ganz unbewusst im guten Gefühl der Geschwindigkeit in den Keller geht, zu vermeiden.
Wir vom AusdauerNetzwerk sind uns einig: Will man besser werden, sein Potential ausschöpfen, sollte man die Initiative ergreifen, das Training in die Hand nehmen. Leistungsdiagnostik und Trainingsplanung bringen die Struktur, die letztendlich die Leistung steigern!
Kennt der Sportler seine Trainingsbereiche, hat er sein Training in bestimmte Perioden eingeteilt, sind die einzelnen Trainingseinheiten geplant und inhaltlich festgelegt, ist es ihm möglich, auch bei relativ geringem Zeitbudget effizient und effektiv zu trainieren.
Eine Qualitätssteigerung erfährt das Training durch den Einsatz eines Powermeters und das damit verbundene, punktgenaue Wissen, mit welcher Leistung man unterwegs ist, wo und wann auch immer.