Cyclist Technik-Check: Im neuesten Cyclist Technik-Check stehen unter anderem Aero-Renner unter 3.500€ auf dem Prüfstand. Neben dem BMC timemachine TMR02 (2.899€) müssen sich auch das Boardman AiR 9.2 (3.299€) und das Bottechia T1 Tourmalet (3.499€) beweisen – den gesamten Test gibt es natürlich in der Cyclist 3/15 zu lesen.
Über das Rad
Alle Räder aus der Aero-Flotte von BMC tragen Variationen des Spitznamens timemachine in der Bezeichnung, sei es das Triathlonrad TM oder das Aero-Rennrad TMR. Alle Modelle stammen vom ursprünglichen Zeitfahrrad TM01 ab und diese Einflüsse sind beim Duo TMR01 und TMR02 deutlich zu sehen – Letzteres haben wir mit Shimano Ultegra-Ausstattung im Test (es ist auch mit der 105er Gruppe verfügbar, während das TMR01 mit Ultegra, Ultegra Di2 oder Dura-Ace Di2 zu haben ist).
Rahmen
Das TMR02 hat mit herkömmlichen Rahmenformen wenig gemeinsam, doch nichts anderes erwartet man schließlich von einem UCI-konformen Triathlonrad. Mit seinem horizontalen Oberrohr, dem tiefem Unterrohr und den geraden Abrisskanten vermittelt das TMR02 beim ersten Anblick nur Eines: pure Geschwindigkeit auf der Geraden. Der Rahmen ist gespickt mit Aero-Optimierungen, die BMC SubA getauft hat. Dazu gehört die sogenannte Tripwire-Technologie, mit der an den Windkanten Verwirbelungen erzeugt werden, die den Luftstrom optimieren (ähnlich wie bei einem Golfball), und die tropfenförmigen Rohrstrukturen, die nicht spitz, sondern glatt enden, wodurch Gewicht gespart und die Steifigkeit erhöht wird. Draußen auf der Straße macht das Rad keinen Hehl darum, dass es schnell gefahren werden will – sehr schnell. Es überredet den Fahrer regelrecht, sich in die perfekte Position zu begeben. Die Geometrie ist bei allen Modellen die gleiche wie beim Primus TMR01, der Unterschied liegt in der Schichtung des Carbons und dem Fehlen einer integrierten Vorderbremse.
Komponenten
Mit Shimanos Ultegra-Komponenten hat BMC sein Rad mit einer Gruppe ausgestattet, die man in dieser Preisklasse an vielen Modellen findet. Der Unterschied zu anderen Gruppen ist jedem klar, der diese einmal gefahren ist: Die Ultegra ist leichter und schaltet geschmeidiger als die 105er, kann jedoch nicht mit der Perfektion der Dura-Ace aufwarten. Doch was man nicht weiß, macht einen nicht heiß, sprich beim Fahren mit der Ultegra werden Sie nichts vermissen, denn sie ist eine fantastische Gruppe. Die Aero-Integration der Anbauteile wird an der Hinterradbremse, die an der Kettenstrebe und hinter dem Tretlager montiert ist, und an der sehr praktischen Sattelstützenklemmung deutlich. Der mit 44 cm überbreite Lenker ist jedoch eine merkwürdige Wahl, die den Luftwiderstand unnötig erhöht.
Laufräder
Die Shimano RS31-Laufräder sind der Bereich, der von zwangsläufigen Einsparmaßnahmen am härtesten getroffen wurde. Das soll jedoch nicht heißen, dass sie nichts taugen. Mit ihren 30 mm hohen Felgenflanken werden sie als Laufräder mit aerodynamischen Vorteilen vermarktet, im Vergleich zu „richtigen“ Aero-Laufrädern, die auch gerne mal mit 90 mm aufwarten, ist das jedoch quasi nichts. Auf der Straße bieten sie ein stabiles sowie relativ steifes Gefühl und die 25 mm breiten Continental Ultrasport 2-Reifen sind solide. Würde man diese Laufräder jedoch gegen einen High-End-Carbon-Laufradsatz austauschen, ließe sich dieses Rad umgehend in eine ernstzunehmende Zeitfahrmaschine verwandeln.
Fahrverhalten
Das TMR02 spielt seine Stärken am besten aus, wenn der Fahrer tief geduckt sitzt, die Ellenbogen zusammen sind und die Beine volle Power geben. Das ist, worum es bei einem Aero- Rennrad geht. Dass sich das BMC am besten verhält, wenn es so gefahren wird, ist da nur logisch. Geht man aus dem Sattel und wirft es im Sprint von links nach rechts, fühlt sich das TMR02 etwas schwerfällig an, was am erhöhten, horizontalen Oberrohr und dem daraus resultierenden großen vorderen Rahmendreieck liegt. Das Feedback von der Straße ist jedoch überragend und das Handling dementsprechend vertrauenerweckend. Zu keiner Zeit fühlt man sich als Fahrer vom Rad oder von der Straße losgelöst.
Tiefes Unterrohr
Ein sich immer weiter verbreitendes Feature an Aero-Rennern ist das tiefere Unterrohr. Das BMC ist das beste Beispiel dafür. Am Bottecchia sieht man es auch, allerdings nicht ganz so ausgeprägt. Die Idee dahinter ist, dass Laufrad, Reifen sowie Rahmen als ein Objekt fungieren sollen und somit als Einheit aerodynamischer sind. Die Verbindung zum Steuerrohr bleibt davon genauso unberührt wie die Geometrie, allerdings wölbt sich der vorstehende untere Teil des Unterrohrs um die Gabelkrone herum, damit es näher am Vorderrad ist. Am engsten Punkt hat das Unterrohr des TMR02 sogar eine minimale Einkerbung. Viel näher dran am Laufrad geht nicht.