Radsport: Der Schwanengesang auf die Bewegung für einen glaubwürdigen Radsport (MPCC) geht weiter. Mit Katusha und Orica-GreenEDGE beendeten gleich zwei WorldTour-Teams in dieser Woche ihre Mitgliedschaft in dem freiwilligen Anti-Doping Bündnis. Nur noch sieben Rennställe aus der höchsten Rennklasse sind demnach noch MPCC-Mitglied.
Die 2007 gegründete Mouvement Pour un Cyclisme Crédible strauchelt leider immer mehr der sportlichen Bedeutungslosigkeit entgegen. Bereits in der vergangenen Saison kündigten drei WorldTour Teams ihre Mitgliedschaft (Lampre-Merida, Astana und LottoNL-Jumbo) und in dieser Woche zogen mit dem russischen Team Katusha und Orica-GreenEDGE zwei weitere nach. Momentan verbleiben aus der höchsten Rennklasse nur noch AG2R-La Mondiale, Cannondale, Dimension Data, FDJ, Giant-Alpecin, IAM Cycling und Lotto Soudal. Die restlichen Teams waren entweder nie Mitglied oder schieden bereits früher aus.
Während das Statement von Orica-GreenEDGE bezüglich des Austritts eher kurz gehalten war – nach Ansicht des Teams wurden die entscheidenden MPCC Regeln inzwischen von der UCI ins Regelwerk aufgenommen und man sehe die Ziele damit erreicht, stellt sich der Fall bei Katusha etwas komplizierter dar. Das russische Team ist nach den beiden Dopingfällen von Luca Paolini und Eduard Vorganov auch öffentlich unter Druck. Die Disziplinarkommission der UCI sprach Katusha zwar frei und sah auf Grund der besonderen Umstände des Falles Paolini von einer Suspendierung ab, doch müsste das Team nach den MPCC-Statuten dennoch vom Rennbetrieb aussetzen und genau hier liegt das Problem.
In der von Katusha veröffentlichten Pressemeldung beklagt man vor allen Dingen die mangelnde Zusammenarbeit zwischen MPCC und UCI. Seit den Regeländerungen der UCI Anfang letzten Jahres, in denen der Weltverband einige der MPCC Statuten in das offizielle Regelwerk übernahm, überschneiden sich die beiden Organisationen, bleiben aber formal unabhängig. Folgt Katusha nun nach dem Freispruch durch die UCI den Statuten der MPCC und setzt für eines oder mehrere WorldTour Rennen aus, droht eine Sanktionierung durch die UCI, da formal eine Antrittspflicht besteht und die Disziplinarkommission des Weltverbands gegen eine Suspendierung entschied.
Bei Katusha zieht man also die Konsequenz und tritt aus der MPCC aus. Man ist zwar bemüht, zu betonen, dass dies keine Entscheidung gegen den Kampf gegen Doping sei, doch wirft die Entscheidung natürlich kein gutes Licht auf das in der Kritik stehende Team. Es erinnert vieles an die Fälle von Astana, LottoNL-Jumbo oder Lampre-Merida, die auch aus dem Bund ausschieden, nachdem sie in Konflikt mit dem Regelwerk gekommen waren. Die Teams müssen sich die Frage gefallen lassen, welchen Sinn eine Mitgliedschaft in einem Anti-Doping-Bund hat, wenn bei Verstößen schlicht die Mitgliedschaft aufgekündigt wird.
Dennoch: Wie so oft hat auch diese Medaille zwei Seiten. Lampre-Merida Teamchef Brent Copeland versuchte die Problematik für die Teams gegenüber dem britischen Radsportportal Cyclingweekly zu skizzieren: „Zwei verschiedene Regelwerke sorgen für Konflikte und Verwirrung. Eine Seite sagt ja, die andere sagt nein […],“ sagte Copeland, der angesichts der Regeländerungen und -überschneidungen keine Zukunft für die MPCC sieht. Das italienische Team hatte bei der Vuelta 2014 den damaligen Titelverteidiger Chris Horner von der Startliste genommen, da seine zu niedrigen Cortisol-Werte gegen die Statuten der MPCC verstießen. Im letzten Jahr kam es zu einem neuerlichen Konflikt zwischen Lampre-Merida und der MPCC und man verließ die Vereinigung.
Auch für Außenstehende ist offensichtlich, dass die Organisation und Absprache zwischen MPCC und UCI weit davon entfernt ist, perfekt zu sein und an diesen Problemen sollte gearbeitet werden. Dennoch sendet der schleichende Niedergang des Anti-Doping-Bündnisses ein verheerendes Signal und es wäre von essentieller Bedeutung für den Radsport, dass sich daran etwas ändert.