Spektrum: STRAVA dürfte wahrscheinlich inzwischen fast jedem ambitionierten Hobbysportler ein Begriff sein. Das Soziale Netzwerk für Sportler wächst rasant und auch der Funktionsumfang nimmt stetig zu. Wir haben uns mit STRAVA Marketing Mitarbeiter Paul Niemeyer getroffen und uns über die App, die Webseite, die Community und den Nutzen von STRAVA für alle Radfahrer, auch nicht-Mitglieder, unterhalten.
„Wir sind gewissermaßen wie ein Verein,“ sagt Paul Niemeyer, der bei STRAVA für das Marketing zuständig ist. „Sportverein 2.0 könnte man vielleicht sagen.“ Seit seiner Gründung vor inzwischen sieben Jahren hat sich STRAVA weltweit zu einem der wichtigsten Sportportale im Internet gemausert. 150.000 neue Mitglieder kommen pro Woche (!) dazu – beeindruckende Zahlen. Das Geheimrezept von STRAVA ist wohl sein ganzheitlicher Ansatz. „Wir wollen ein soziales Netzwerk für Sportler sein, das haben wir uns auf die Fahne geschrieben,“ beschreibt Paul die Ausrichtung. „Ein wenig wie Facebook, Instagram und Co, aber eben für Leute, die einen sportlich-aktiven Lebensstil pflegen.“
Mit diesem Ansatz besitzt STRAVA zumindest im Radsportbereich durchaus ein Alleinstellungsmerkmal – auch wenn es auf den ersten Blick viele vergleichbare Anbieter gibt. Während diese jedoch ihr Hauptaugenmerk auf das Tracking legen, balanciert man bei STRAVA auf dem schmalen Grat zwischen Tracking-App und sozialem Netzwerk. Apropos App – diese ist die Anlaufstelle Nummer Eins für die Mitglieder. Im Feed kurz checken, wer aus der Trainingsgruppe heute schon auf dem Rad saß – das motiviert und inspiriert ungemein. „Wir wollen Leute anregen, mehr rauszugehen und sich mehr zu bewegen. Mehr Sport: Das ist unsere Vision,“ meint Paul weiter. Aus eigener Erfahrung können da die meisten wohl zustimmen: Ein Blick auf den Strava-Feed genügt und man fühlt sich manchmal ganz schön faul und schwingt sich doch noch für eine Runde auf das Rad.
STRAVA kann vor allem international gesehen auf eine inzwischen riesige Community bauen – unabdingbar für ein soziales Netzwerk. So kann man es sich auch leisten, gänzlich auf Werbung zu verzichten. Stattdessen setzt man voll auf Mundpropaganda und fährt damit scheinbar goldrichtig. In den letzten Jahren hat sich die Mitgliederzahl jährlich verdreifacht – Tendenz steigend. Vor allem im englischsprachigen Raum ist STRAVA enorm verbreitet – dass hierzulande noch nicht ganz so viele Radfahrer registriert sind, liegt primär wohl daran, dass die Seite bis Ende 2014 ausschließlich auf Englisch verfügbar war.
In den letzten ein, zwei Jahren tauchten auch vermehrt auch STRAVA-Profile und Segmente von Profifahrern auf. Diese Entwicklung trug und trägt natürlich nach wie vor sehr zur Popularität des Dienstes bei. „Das läuft bei uns interessanter Weise gar nicht automatisch. Denn es gibt wohl fast täglich Profis die sich bei uns neu anmelden oder ihr Profil öffentlich zugänglich machen. Als wahre Goldgrube stellt sich dabei die Funktion „Flybys“ heraus, z.B. nach großen internationalen Rennen wie Milan San Remo. Dadurch entdecken wir hier im Team immer wieder neue Profis,“ plaudert Paul aus dem Nähkästchen. „Wir schreiben ihn oder sie an und fragen, ob es überhaupt okay ist, wenn sie ein Pro-Badge auf ihrem Profil bekommen. Als Wertschätzung gibt’s dann natürlich einen Premium Account obendrauf. Das ist aber kein gezieltes oder bezahltes Sponsoring,“ stellt Paul klar.
In der Vergangenheit waren vor allem John Degenkolb, Emanuel Buchmann und André Greipel recht aktiv auf STRAVA. Während Buchmann der einzige Fahrer war, der jede einzelne Tour de France Etappe aus dem letzten Jahr veröffentlichte, war André Greipel zu Anfang dieser Saison besonders fleißig und stellte neben Trainingseinheiten auch seinen Sieg bei der Mallorca Challenge online.
Profis auf STRAVA:
Strava Insights: Ein Fest für Statistik-Freunde
Mit STRAVA Insights gibt man zum Ende jeden Jahres einen Einblick in die gesammelten Sport-Daten der Mitglieder. Ein solch offener Umgang mit diesen Daten wäre bei großen Netzwerken undenkbar, Datenschützer würden wohl Alarm schlagen. Doch zum einen handelt es sich natürlich um anonymisierte Daten von denen auch jeweils nur Zusammenfassungen und Durchschnitte errechnet werden. In welcher Stadt fahren die Menschen am meisten Rad? In welcher Region werden die meisten Höhenmeter pro Tour abgespult, wo die wenigsten? Aus Datenschutz-Perspektive sind solche Fragestellungen harmlos. Dazu kommt, dass es eben diese Transparenz ist, die Vertrauen schafft – „Wir gehen sehr offen mit dem Thema um,“ erzählt Paul. „Unsere Datenschutzbestimmungen besagen eindeutig, dass wir die Daten sammeln und auswerten.“ Doch im Gegensatz zu Facebook & Co. werden diese Daten nicht an den höchstbietenden Werbetreibenden verscherbelt, sondern genutzt, um der Community etwas zurückzugeben.
Strava Metro: Der Dank an die Community
Dieser Weg, der eigenen Community etwas zurückzugeben ist STRAVA Metro. Drei Mitarbeiter in New Hampshire sind dafür zuständig, die hochgeladenen Daten der Mitglieder zu sortieren und auszuwerten. Diese vielen tausend Datensätze werden dann auf Antrag Kommunen, Städten, Gemeinden, Stadt- und Straßenplanern zu Verfügung gestellt, die diese dann wiederum nutzen können, um die Infrastruktur an die wahren Begebenheiten anzupassen. „Wo würde ein zusätzlicher Radweg Sinn machen? Welche Straße sollte sollten wir zur Fahrradstraße machen? Wo muss der Verkehr entzerrt werden?“ Das sind Fragen, deren Beantwortung mit diesen Datensätzen aus STRAVA Metro deutlich vereinfacht wird.
Sogenannte Heatmaps zeigen, wo besonders viele Radfahrer unterwegs sind – dass solche Daten ein wichtiges Indiz sein können, hat sich schon mehrfach in der Praxis gezeigt. „Wir haben unsere Heatmaps einiger Gegenden in London über Karten mit Unfallstatistiken gelegt und man konnte deutliche Verbindungen erkennen,“ erzählt Paul begeistert. Dieses kostenlose Angebot scheint sich mittlerweile auch herumzusprechen, denn täglich gibt es Anfragen aus Städten und Gemeinden aus aller Welt, die gerne diese Daten für ihre Region bekommen würden. „Es ist einfach ein schönes Gefühl, wenn man der Community etwas zurückgeben kann. Wir hoffen, dass wir so auch einen Beitrag leisten können, Radfahren sicherer und schöner zu machen.“
Einen Einblick in diese Daten und was damit alles möglich ist, bekommt man auch bei STRAVA Labs. Dabei handelt es sich um einige Webapps – darunter beispielsweise auch die eben erwähnten Heatmaps. Es macht wirklich richtig Spaß, sich die eigene Wohngegend anzuschauen – auch wenn im europäischen Vergleich deutlich wird, dass Deutschland im Vergleich zu den Nachbarländern, vor allem Benelux noch ganz schön Nachholbedarf hat. Ob hierzulande nun wirklich so viele Menschen weniger regelmäßig auf ihr Rad steigen, oder aber einfach nicht so fleißig auf STRAVA unterwegs sind, lässt sich jedoch nicht sagen.
Wir sind auf alle Fälle gespannt, wie sich STRAVA und auch STRAVA Metro weiterentwickelt. Es wäre großartig, wenn man mit seiner eigenen Fahrt dabei helfen könnte, das Radfahren für alle ein klein wenig sicherer zu machen.