Lifestyle / Spektrum: Es kann ganz einfach sein, bei Kindern das Interesse am Radfahren bereits in jungen Jahren zu wecken. Wir haben ein paar Infos rund um das Thema Kind und Fahrrad zusammengetragen und außerdem ein paar Tipps parat, wie man den Nachwuchs motiviert auf den Sattel zu steigen und auch dabei zu bleiben.
Fahrradanhänger und Nachläufer
Noch bevor Kinder in der Lage sind, selbständig ein Fahrrad zu fahren, gibt es schon Möglichkeiten, sie mit der Materie vertraut zu machen. Kinderanhänger erfreuen sich immer größerer Beliebtheit und ermöglichen eine erste Kontaktaufnahme zwischen Kind und Fahrrad. Die leichten Modelle bringen um die zwölf Kilogramm auf die Waage, stabilere Varianten, kratzen auch schnell an der 40kg-Marke, können dafür aber auch problemlos zwei Sprösslinge transportieren. Einige Anhänger lassen sich bei Nichtgebrauch auch platzsparend zusammenfalten. Premiummodelle können gut und gerne 800€ kosten, bieten dafür aber auch Federung, Fenster und clevere Belüftungssysteme, damit auch im Sommer einer Tour nichts im Wege steht. Oft lassen sich diese Anhänger auch beim Joggen als sportlicher Kinderwagen verwenden.
Sind die Kids ein wenig älter, aber noch nicht bereit für das eigene Fahrrad – auch abhängig vom Terrain – sind sogenannte Nachläufer eine interessante Option. Im Grunde genommen handelt es sich dabei um halbe Fahrräder, die an der Hinterachse eines Erwachsenenrads befestigt werden – das Hinterrad des Zugrads ersetzt in gewisser Weise damit das Vorderrad des Kinderbikes. Ansonsten haben Nachläufer einen vollständig ausgestatteten Antrieb mit Kurbel und Pedalen und einen Lenker, damit sich die Jungs und Mädels festhalten können. Meist werden Nachläufer für Kinder im Alter von vier bis neun empfohlen und sind vor allem dann interessant, wenn sich die Kleinen auf dem Terrain noch etwas unwohl fühlen: Ein Beispiel sind rumpelige Feldwege, die den Kids noch Schwierigkeiten bereiten.
Kinderfahrräder
Ab einem Alter von ungefähr sechs Jahren sind Kinder in den meisten Fällen bereit für das erste eigene Zweirad. Damit eröffnet sich ihnen ein neues Bewusstsein für Freiheit und noch dazu ist es eine tolle Möglichkeit, um sich mehr zu bewegen. Damit die Kleinen aber auch wirklich die ersten „Gehversuche“ auf dem Rad genießen können, ist es wichtig, dass sie den richtigen Untersatz bekommen. Modell, Größe und auch Ausrüstung spielen eine entscheidende Rolle, um das neue Erlebnis für die Kinder angenehmer und sicherer zu machen.
Worauf man bei einem Kinderfahrrad achten sollte
Eine eminent wichtige Rolle spielt das Gewicht. Leichtere Räder sind einfacher zu handhaben und Kinder haben normalerweise sehr viel mehr Spaß am Fahren, wenn sie ihr Rad besser beherrschen können. Umso jünger Fahrer und Fahrerin sind, desto wichtiger ist das Gewicht des Fahrrads. Leider sind viele Kinderräder viel zu schwer und bringen oft mehr als die Hälfte des Fahrergewichts auf die Waage. Wer es sich leisten kann und will, sollte in den sauren Apfel beißen und sich auch teurere Modelle anschauen. Diese wiegen meist um die sechs Kilogramm und sind damit optimal für die Kids. Wenn das Geld nicht so locker sitzt, sollte die Obergrenze bei einem 20″ oder 24″ Rad bei 13kg liegen – das gilt vor allem dann, wenn es auch mal von befestigten Wegen in den Wald gehen soll. Vom Gewicht abgesehen ist mindestens ebenso wichtig, dass das Rad dem Kind auch passt. Das leider noch immer oft verbreitete Ammenmärchen „Da wächst er/sie schon noch rein“ ist eben nicht mehr als ein Märchen. Entweder ein Rad passt oder es passt nicht: Die richtige Größe kann viel dazu beitragen, dass Kinder Spaß am Fahren finden, ebenso wie ein schlecht sitzendes Rad schon früh in der Entwicklung alle Freude daran nehmen kann.
Welche Größe also in welchem Alter? Es gibt hier keine Universalantwort, die den Gang in den Fachhandel ersetzt, aber als grobe Orientierung haben wir einige der wichtigsten Maße in der Tabelle unten zusammengetragen. Ganz wichtig ist jedoch: Vor dem Kauf sollte das Kind unbedingt das Rad testfahren und sich wohl fühlen.
Alter | Schrittlänge | Laufradrgröße | Tipps |
2-4 | 35-42 cm | 12 Zoll | Viele Modelle haben noch die umstrittenen Stützräder |
4-6 | 40-50 cm | 14 Zoll | Oft leider schwierig zu bekommen – Augen offen halten! |
5-8 | 45-55 cm | 16 Zoll | Die meisten Modelle haben Rücktrittbremsen und echte Reifen mit Schlauch. Manchmal auch schon mit Bremse am Vorderrad. |
6-9 | 50-60 cm | 18 Zoll | Eher exotische Größe |
7-10 | 55-63 cm | 20 Zoll | Hier gibt es bereits einige Varianten mit Gangschaltung und unabhängigen Bremsen für vorn und hinten |
9+ | 60-72 cm | 24 Zoll | Hier gibt es fast so viel Auswahl wie bei Erwachsenenrädern. |
Um dem Wachstum der Kinder Rechnung zu tragen sind lange Sattelstützen und ein verstellbarer Vorbau sehr hilfreich: So entwächst der Nachwuchs dem gerade erst gekauften Rad nicht allzu schnell. Es ist aber sehr wichtig, dass die Kids schnell und einfach mit den Füßen den Boden erreicht und der Lenker im Sitzen immer gut erreichbar ist. Sollte das Fahrrad schon eine oder sogar zwei Bremshebel haben, sollten diese gut erreichbar sein und das Rad auch mit wenig Kraftaufwand sicher zum Stehen bringen. Bei jüngeren Kindern oder Neueinsteigern sollte man auf allzu viele Gänge verzichten. Eine hilfreiche Orientierung ist die Daumenregel: Ein Gang am Erstrad, drei Gänge am Zweitrad und eine voll ausgewachsene Schaltung erst danach.
Sicherheit und Zubehör
Eine Klingel am Rad zu haben ist im Verkehr für Kinder mindestens ebenso wichtig wie für Erwachsene. Jedoch müssen die Jüngeren erst lernen, dass die Leute um sie das Klingeln auch immer wahrnehmen und sofort aus dem Weg gehen. Generell ist eine StVZO-Gerechte Beleuchtung auch am Kinderrad extrem wichtig. Kinder wollen es zudem meist auffällig und lieben Accessoires wie Körbe, Fähnchen und anderes – das mag auf den ersten Blick unnötig sein, aber es ist gerade zu Anfang sehr wichtig, dass den Kleinen der Untersatz gefällt und sie ihn gerne benutzen – deshalb sollte man ihnen zuhören und eben dann doch den pinken Flaschenhalter kaufen, auch wenn er nie eine Trinkflasche sehen wird.
Stürze gehören zum Radfahren dazu, aber um im Fall der Fälle Verletzungen zu vermeiden, sollte man auf eine entsprechende Schutzausrüstung achten. Unerlässlich ist hierbei ein sicherer und gut sitzender Helm. Sollte dieser nach einem Sturz beschädigt sein, sollte man ihn unbedingt austauschen, weil er nicht mehr die Schutzleistung wie zuvor bietet. Der Helm sollte fest sitzen, aber nicht drücken. Zwischen Kinnriemen und Kinn sollte ungefähr ein Zeigefinger Luft sein. Neben Helm sind vor allem bei jüngeren Kindern Handschuhe eine sehr gute Idee, um Schürfwunden an den Innenflächen vorzubeugen. Denselben Zweck erfüllen lange Hosen (anstelle von Shorts oder Röcken) – das schützt die empfindlichen Kinderknie. Einigermaßen feste Schuhe minimieren nicht nur das Verletzungsrisiko, sondern tragen auch erheblich zur besseren Kontrolle des Rads bei – also lieber keine Sandalen oder ähnliches auf dem Rad.
Man sollte von Rad und Ausrüstung abgesehen auch darauf achten, dass die ausgewählten Routen kindgerecht sind, aber dennoch Abwechslung bieten: Der eine oder andere Ausflug abseits der Straße ist eine schöne Abwechslung und hilft dabei, das Können auf dem Rad zu verbessern. Die Strecken sollten auch dem Fitnesszustand der Kleinen angepasst sein: Nichts verdirbt den Kids den Spaß schneller, als wenn sie überfordert werden und gefrustet aufgeben müssen.
Zu guter Letzt sollte man die Kinder auch bei der Fahrradwartung einbinden. Das beginnt bei der regelmäßigen Pflege, wie der Kontrolle des Reifendrucks oder dem regelmäßigen Ölen der Schaltung. Wenn die Kinder älter werden, kann man sich mit ihnen auch die Bremsen ansehen oder beispielsweise die Schaltung nachjustieren. So lernen sie nicht nur, wie das Rad funktioniert und können zukünftig vielleicht selbst einfache Reparaturen vornehmen, sondern es erhöht die Wertschätzung für das eigene Fahrrad.