Markt / Spektrum / Test: Gerade unter den Mountainbikern entscheidet sich eine wachsende Anzahl dazu, das eigene Traumbike selbst aufzubauen. Rahmen, Gabel, Komponenten, Laufräder – alles darf selbst ausgesucht und auf die eigenen Vorlieben abgestimmt werden. Dazu gehört jedoch ein gewisses Know-How und viel Ausdauer bei der Suche nach den passenden Komponenten. In unserer neuen Artikelreihe begleiten wir einen Aufbau eines Komplettrads aus Einzelteilen.
Die erste und entscheidende Frage vor dem Aufbau eines eigenen Rads muss natürlich sein: Was möchte ich? Was brauche ich? In unserem Fall wollten wir einerseits ein Mountainbike, das universell einsetzbar ist, von gemütlicher Tour bis zum Trailgeballer, andererseits aber auch etwas ‚Besonderes‘, das so nicht in jedem Laden zu bekommen ist – ansonsten könnte man sich die Mühe mit dem eigenen Aufbau ja auch sparen.
Wir entschieden uns für den Aufbau eines Trail-Hardtails: Universell einsetzbar mit einfacher Technik, kostengünstig und robust. Für viele Leute dürfte ein solches Hardtail genau das sein, wonach sie suchen: Es klettert zwar nicht ganz so willig, wie vergleichbare XC-Hardtails wie man sie oft als Komplettrad sieht, hat dafür jedoch deutlich mehr Reserven im Gelände. Bis vor ein, zwei Jahren zählte diese Radgattung noch zu den Exoten im MTB-Bereich, inzwischen haben jedoch auch größere Hersteller wie Specialized, Trek oder Ghost die Vorzüge dieser simplen Spaßmaschinen erkannt.
Wir verbrachten einige Zeit mit der Suche nach einer guten Basis, passenden Komponenten, damit wir am Ende ein technisch wie optisch rundes Bike zusammenbekommen. Wir werden euch in den nächsten Tagen in insgesamt drei Teilen die ausgesuchten Komponenten kurz vorstellen, bevor wir das Endresultat präsentieren. Den Anfang machen Rahmen und Antrieb.
Der Rahmen: Dartmoor Primal 27.5
Die polnische Fahrradschmiede Dartmoor wird hierzulande wohl nur den wenigsten wirklich ein Begriff sein. Vor mehr als zehn Jahren in einem Örtchen in der Nähe vom Warschau gegründet, liegen die Wurzeln des Herstellers im Dirt- und Pumptrack Bereich. Auch wenn sich die Leidenschaft für diese Nische des MTB-Sports bis heute durchzieht, bedient Dartmoor 2016 ein deutlich breiteres Spektrum an Bikes für verschiedene Einsatzzwecke. Von Dirt/Street über FourCross bis hin zu Downhill und Freeride haben die Polen inzwischen passende Räder und Rahmen im Angebot.
Schon vor einigen Jahren erkannte man bei Dartmoor einen Trend, der eigentlich erst seit dieser Saison so richtig in der breiten Masse der Mountainbikes angekommen ist. 2011 brachte man die erste Version des Dartmoor Hornet auf den Markt – ein Hardtail für’s Grobe, mit flachen Winkeln und für lange Gabeln. Einige Zeit später zog man mit dem Primal nach, einer etwas gemäßigteren Variante, die Dartmoorsche-Interpretation des momentan so angesagten Trail-Hardtails. Genau diesen Rahmen haben wir uns für unser Rad auch ausgesucht.
Angeboten wird der Rahmen sowohl für 27,5″, für 29″ und auch für den neuen 27,5+ Standard. Unsere Wahl fiel auf die ‚klassische‘ 27,5″ Größe. Gemacht ist der Rahmen für Federgabeln mit einem Federweg von 130-160mm und verzichtet weitgehend auf moderne, neue Standards wie Pressfit Innenalger oder den Boost Achsstandard. Zwar mag er so nicht ganz mit den modernsten der Modernen mithalten können, doch für viele Bastler ist ein solcher Rahmen ein Segen: Es lassen sich auch Teile und Komponenten von anderen Rädern übernehmen oder die Restekiste ein wenig plündern.
Die Geometrie des Dartmoor Primal 27.5 erinnert an jene aktueller Trail-Fullies: Ein gemäßigt-flacher Lenkwinkel von 67° (bei 140mm Federweg) trifft auf einen steilen Sitzwinkel, kurze Kettenstreben und einen weiten Reach. Viel Sicherheit auch auf anspruchsvolleren Trails dürfte damit gewährleistet sein. Ein schönes Detail ist im übrigen die ISCG5 Aufnahme für Kettenführungen – darauf verzichten inzwischen immer mehr Hersteller, aber je nach Einsatzbereich macht die Montage einer festen Kettenführung noch immer Sinn.
Geometrie Dartmoor Primal 27.5
Rahmengröße | S | M | L | XL |
---|---|---|---|---|
Sitzrohrlänge (mm) | 430 | 457 | 480 | 485 |
Oberrohrlänge (mm) | 581 | 606 | 631 | 656 |
Steuerrohrlänge (mm) | 120 | 120 | 120 | 120 |
Lenkwinkel (°) | 67 | 67 | 67 | 67 |
Sitzwinkel (°) | 73 | 73 | 73 | 73 |
Kettenstrebenlänge (mm) | 425 | 425 | 425 | 425 |
Stack (mm) | 625 | 625 | 625 | 625 |
Reach (mm) | 390 | 415 | 440 | 465 |
Die UVP für den Rahmen liegt bei überaus günstigen 259,90€ und er kommt in vier Farbvarianten – unsere Wahl fiel auf die schlicht-zurückhaltende schwarz/graue Lackierung. Unsere Waage bleibt bei Größe L übrigens bei 2,2kg stehen. Das Primal ist also zwar kein Leichtgewicht, angesichts des Einsatzbereiches ist das Gewicht jedoch durchaus angemessen, schließlich wird der Rahmen den einen oder anderen Sturz verkraften müssen.
Der Antrieb: Shimano XT 8000
Performance, Optik und Fahrgefühl bestimmt neben dem Rahmen vor allem die verwendete Antriebsgruppe. Hier entschieden wir uns für die bewährte XT-Gruppe von Shimano in der aktuellen M8000 Ausführung. Es gibt derzeit wohl keine andere Antriebsgruppe, die die drei wichtigen Faktoren Haltbarkeit, Performance und Gewicht so gut in Einklang bringt wie die bewährte XT Gruppe – bei einem noch dazu äußerst attraktiven Preis.
Bei der Kurbel fiel unsere Wahl auf die Variante mit nur einem Kettenblatt – dank 11-fach Kassette mit bis zu 46 Zähnen genügt die Bandbreite auch ohne Umwerfer für die meisten Einsatzbereiche. Die 32 Zähne des Kettenblatts sind deutlich breiter als bei ihren Schaltungs-Pendants und halten die Kette damit immer sicher auf dem Blatt – auch ohne Kettenführung.
Am anderen Ende der Kette dreht sich eine XT Kassette mit 11-42 Zähnen – als wir das Rad vor einigen Wochen aufgebaut haben, war das noch die Variante mit der größten Bandbreite. Zwischenzeitlich gibt es auch eine 11-46 Kassette, die in Kombination mit einem Kettenblatt vorn schon beinahe an die Bandbreite herkömmlicher 2-fach Antriebe heranreicht. 447g bringt die mit herkömmlichen Freiläufen kompatible Nabe auf die Waage.
Für knackige Schaltvorgänge sorgt das XT-Schaltwerk mit mittellangem Käfig, das dank der ‚Shadow+‘ getauften Dämpfung Kettenschlagen auf ein Minimum reduziert und die Kette immer sicher auf dem Blatt hält. Die Bedienung erfolgt über den XT-Trigger am Lenker, der dank Multi-Release mehrere Schaltvorgänge auf einmal in beide Richtungen erlaubt. Übrigens: Oft wird davon ausgegangen, dass das Schaltwerk entscheidend für eine gute Schaltperformance ist – dabei spielen die Schalthebel eine viel wichtigerere Rolle – also Augen auf beim Komplettradkauf.
Damit hätten wir den Rahmen und den Antrieb schon beisammen – in den nächsten Tagen folgt der zweite Teil unserer Aufbaustory, in dem wir uns mit Federgabel, Bremsen und Laufrädern befassen.