Test: Schon seit einiger Zeit hat US-Hersteller Lezyne eine ganze Reihe an Fahrradcomputern im Programm. Wir haben uns mit dem Lezyne Super GPS den Allrounder der GPS-Computer vorgenommen, der in seiner neuesten Version jede Menge Smart-Features spendiert bekam.
Lezyne Super GPS: Lieferumfang und technische Daten
Der Lezyne Super GPS kommt in einer optisch durchaus ansprechenden Kunststoffbox, die man später sehr gut auch als Aufbewahrungsbox an der Werkbank oder für ähnliche Dinge gebrauchen kann – praktisch! Im Inneren finden wir neben dem Radcomputer selbst eine sehr minimalistische Lenkerhalterung (zu der wir gleich noch einige Worte verlieren werden), mehrere O-Ringe, ein Micro-USB Kabel zum Laden und für die Datenübertragung und einen Pulsgurt. Zusätzlich bietet Lezyne auch eine Variante mit kombiniertem Geschwindigkeits-/Kadenzmesser und einem aerodynamischen Forward Mount an.
Der Preis für die hier getestete Version mit Pulsgurt, aber ohne Geschwindigkeitssensor liegt bei 189,95€ – wer auf den Pulsmesser verzichten kann, kommt 30€ günstiger weg, die „Vollausstattung“ inklusive aller Sensoren geht für 229,95€ über den Tresen. Damit liegt man durchaus im preiswerten Bereich der smarten Radcomputer, insbesondere wenn man sich die Konnektivität des kleinen Tausendsassas von Lezyne vor Augen hält: Mit Bluetooth Smart und ANT+ unterstützt man die wichtigsten Protokolle für die Kommunikationen mit verschiedensten Sensoren und GPS ist natürlich auch mit an Bord. Als einer der wenigen derzeit erhältlichen Radcomputer hat der Lezyne Super GPS auch das russische GPS-Pendant GLONASS an Bord, das die Genauigkeit zusätzlich verbessern soll. Ein Barometer, ein Thermometer und sogar ein Beschleunigungssensor runden das Paket ab. Auf WLAN muss man jedoch leider verzichten. Speicherplatz ist üppig vorhanden: Bis zu 400 Stunden Daten soll der kleine Schwarze speichern können.
Mit 4,2 x 6,8cm und einem monochrom-Display, das 3,1 auf 4cm misst, erinnert der Lezyne Super GPS optisch eher an weniger ’smarte‘ und einfache Radcomputer, denn an die direkte Konkurrenz, etwa aus dem Hause Garmin. Positiv wirkt sich das auf das Gewicht aus: gerade einmal 77g (nachgewogen) bringt der schlanke Trainingsbegleiter auf die Waage. Apropos klein und schlank: Diese beiden Attribute treffen auch auf die X-Lock Lenkerhalterung zu. Diese wird mit zwei über Kreuz gespannten O-Ringen an Lenker oder Vorbau befestigt und der Super GPS einfach eingeklickt. Funktioniert wunderbar, ist sehr flexibel und im Fall der Fälle auch schnell zwischen unterschiedlichen Rädern zu wechseln.
Lezyne Super GPS: Konnektivität
Um es vorweg zu nehmen: Die vielleicht größte Stärke des Lezyne Super GPS ist seine Konnektivität. Bevor wir aber zu den ’smarten‘ Features des Radcomputers kommen, erst einmal einige Worte zu den koppelbaren Sensoren. Hier setzt man bei Lezyne auf die beiden Protokolle Bluetooth Smart und ANT+ und deckt damit fast den gesamten Bereich der erhältlichen Sensoren ab. Wer also bereits einen Geschwindigkeitssensor besitzt, der eine der beiden Übertragungsarten verwendet, wird diesen mit großer Wahrscheinlichkeit auch am Lezyne Super GPS benutzen können. Ein wenig Vorsicht ist jedoch geboten: Obwohl es sich sowohl bei Bluetooth als auch bei ANT+ um offene Protokolle handelt, kocht der eine oder andere Hersteller auch hier sein eigenes Süppchen und die Sensoren können nur mit den Geräten desselben Herstellers kommunizieren. Aus diesem Grund gibt es auf der Lezyne Webseite eine Liste mit getesteten und kompatiblen Sensoren.
Fast schon zum guten Ton gehört für Radcomputer vom Schlage des Lezyne auch die Kopplung mit Leistungsmessern und mit elektronischen Schaltgruppen wie Shimanos Di2 oder der kabellosen SRAM eTap. Wenig überraschend also, dass der Lezyne Super GPS beide Funktionen mitbringt; die Kopplung mit der eTap Schaltung funktioniert dank im Schaltwerk integrierter ANT+ Schnittstelle ab Werk, bei Shimanos Di2 benötigt man zusätzlich den Dfly Wireless Adapter. Dann wird auf dem Display jedoch neben dem aktuellen Akkuladestand auch der gefahrene Gang angezeigt.
Auch die gängigsten Leistungsmesser lassen sich problemlos koppeln – interessant für das Wintertraining ist ebenso die breite Kompatibilität mit smarten Trainingsrollen wie dem Wahoo KickR. So lassen sich auch Fahrten im heimischen Wohnzimmer wie gewohnt protokollieren.
Kopplung mit dem Smartphone: Bluetooth und App
Seinen ganzen Funktionsumfang entfaltet der Lezyne Radcomputer aber erst durch seine Kopplung mit einem Smartphone. Diese erfolgt per Bluetooth und über die kostenlose App, die sowohl für Android als auch für iOS erhältlich ist. Die Kopplung selbst geht sehr schnell und muss nur beim initialen Einrichten am Radcomputer vorgenommen werden. Danach reicht es aus, die App auf dem Smartphone zu starten und nach dem eingeschalteten Radcomputer zu scannen.
Nach erfolgreicher Kopplung kann der Benutzer in der optisch etwas angestaubten, aber intuitiv gestalteten App auf die auf dem Radcomputer gespeicherten Tracks zugreifen und diese entweder direkt auf den Speicher des Smartphones oder aber in die hauseigene Cloud laden. Für letztere ist eine Anmeldung in der Lezyne GPS Root Community notwendig, die auch die Basis für die restlichen ‚Smartfeatures‘ des Super GPS ist. Synchronisiert man seinen Ride mit der Lezyne Cloud, lassen sich die aufgezeichneten Daten in GPS Root auswerten: Optische Aufmachung und Funktionsumfang entsprechen in etwa bekannten Marktgrößen wie Runtastic oder Strava. Letzteres lässt sich jedoch auch direkt mit dem Lezyne Computer koppeln.
Falls gewünscht, kann man der App auch Zugriff auf die Benachrichtigungen, auf die Kontakte und Nachrichten auf dem Smartphone erteilen. Wer sich jetzt fragt wozu: So zeigt der Radcomputer während der Fahrt eingehende Anrufe (samt Name des Kontakts) an oder stellt eingehende Textnachrichten dar. Abhängig vom Smartphonemodell lassen sich auch die Benachrichtigungen anderer Apps (z.B. WhatsApp, E-Mail) auf dem Super GPS darstellen. Das ist besonders praktisch, wenn das Smartphone eben in der Trikottasche oder dem Rucksack verstaut ist.
Strava Integration inklusive Live-Segmente
Die umfangreiche Integration von Strava macht den Lezyne Super GPS auch für Fans des Sport Social Networks interessant. Zunächst muss man dem Lezyne GPS Root Dienst Zugriff auf seinen Strava Account gestatten – das geschieht mehr oder minder automatisch und man muss nur noch auf okay klicken – dann kann es auch schon losgehen. Zum einen werden – falls gewünscht – Fahrten nach Beenden beim Upload in die Lezyne Cloud auch automatisch auf Strava geteilt. Inklusive sämtlicher aufgezeichneter Daten. Das hat den großen Vorteil, dass man die Strava App nicht über die gesamte Fahrtdauer aktiviert haben muss und enorm Akku spart.
Ein ganz neues Feature im 2017er Modell der Lezyne Computer ist die Unterstützung der Strava Livesegments. Über die Lezyne App kann man bis zu 100 Segmente auf den Super GPS laden – ist man dann unterwegs und man nähert sich einem der gespeicherten Abschnitte, wird dies auf dem Display angezeigt. Während man in dem begrenzten Segment unterwegs ist, sind auf dem Display nicht nur die eigene gefahrene Zeit, sondern auch eine selbst definierte Zielzeit und die verbleibende Distanz abzulesen. Die Zielzeit kann man selbst bei Strava für jedes Segment individuell definieren: Egal ob KOM, persönliche Bestzeit oder eine selbst festgelegte Zeit.
Navigation mit an Bord
Ein weiteres smartes Highlight ist die integrierte, oder besser gesagt, semi-integrierte Navigation. Möchte man diese nämlich nutzen, ist es zwingend erforderlich, dass das Gerät mit dem Smartphone gekoppelt ist und auf diesem die Lezyne App läuft. Das Funktionsprinzip ist nämlich folgendes: Man gibt auf seinem Smartphone, in der Lezyne App, den gewünschten Zielort ein, das Handy berechnet die Route und sendet dann die entsprechenden Anweisungen an den Super GPS, der diese wiederum auf dem Display darstellt.
Ein kurzer Piepton macht auf eine baldige Richtungsänderung aufmerksam und ein Pfeil samt kurzer Routenanweisung (inklusive Straßenname) hilft beim richtigen Abbiegen. Übrigens: Das Routing erfolgt wahlweise entweder über Google Maps oder auch über Open Cycle Map. Das Open Source Projekt hat vor allem im Offroad-Bereich deutliche Vorteile gegenüber dem Internet-Giganten aus den USA.
Lezyne Super GPS: Bedienung
An der Bedienung moderner Radcomputer, vollgepackt mit zahllosen Features, scheiden sich nach wie vor die Geister. Während einige Hersteller hier auf ein ausgesprochen minimalistisches Bedienkonzept mit so wenigen Knöpfen wie möglich setzen, geht man bei Lezyne den eingeschlagenen und bewährten Weg weiter. Vier Buttons findet man am Super GPS, zwei auf jeder Seite. Diese sind – je nach Menü – zusätzlich per langem Drücken noch mit einer Doppelfunktion belegt.
Nun ist die Bedienung eines Radcomputers wie dem Lezyne Super GPS nur bedingt intuitiv: Irgendwie müssen sich die vielen Funktionen an- und auswählen lassen, dafür sind Untermenüs und Doppelbelegungen der Buttons zwingend erforderlich. Deshalb möchten wir dem Lezyne es auch gar nicht negativ anlasten, dass man zu Beginn durchaus einen Blick in die – umfangreiche und gut strukturierte – Anleitung werfen sollte. Besonders hilfreich sind zudem die Video-Tutorials, die der Hersteller für die Einrichtung und die gängigsten Funktionen anbietet (leider ausschließlich auf Englisch). Hat man den Dreh jedoch einmal raus, geht die Bedienung leicht von der Hand.
Insbesondere die Navigation durch die Menüs funktioniert unserer Ansicht nach dank der vier Tasten besser als bei der Konkurrenz, die hier auf ein minimalistischeres Bedienkonzept setzen. Mit den beiden Tasten auf der rechten Seite scrollt man durch die verschiedenen Punkte, die Buttons links führen den Nutzer innerhalb der Menüstruktur vor und zurück.
Lezyne Super GPS: Praxiseinsatz
Genug der grauen Theorie und mitten rein in die Praxis. Wir haben den Lezyne Super GPS über einige Wochen hinweg ausführlich getestet und sind – um es vorweg zu nehmen – äußerst angetan vom neuesten Radcomputer-Zuwachs in der Lezyne-Familie. Die erstmalige Einrichtung erfordert durchaus einige Geduld und etwas Zeit. Das liegt nicht nur am großen Funktionsumfang, sondern auch daran, dass man viele Freiheiten hat, Anzeige und Darstellung auf die eigenen Vorlieben anzupassen. Gleich fünf frei konfigurierbare Bildschirme bekommt man zu Verfügung gestellt – mehr als genügend, um wirklich alle Daten anzeigen zu lassen, die man gerne hätte. Hat man diese einmalige Hürde genommen, ist man jedoch startklar und hat zudem das Bedienkonzept verinnerlicht. Die gummierten Knöpfe besitzen einen gut definierten Druckpunkt, sind aber manchmal für unseren Geschmack etwas schwergängig – gerade während der Fahrt ist hier etwas Nachdruck erforderlich.
Sehr gut gefallen hat uns die Befestigung am Lenker per X-Lock: Mit zwei O-Ringen wird die Halterung an den Lenker (oder Vorbau) gespannt und der Radcomputer lässt sich mit kurzem Drücken und Drehen befestigen und lösen. Auch während ruppigen Trails, Drops und Sprüngen am Mountainbike blieb der Lezyne an Ort und Stelle und verdrehte sich selbst bei heftigen Einschlägen nicht. Die Halterung ist jedoch nicht so starr und unnachgiebig, dass man bei Stürzen Angst vor Schäden haben müsste: In diesem Fall verdreht sich die Halterung einfach – das Schützt Halterung selbst und den Computer.
Die Kopplung sowohl mit verschiedenen Sensoren als auch mit dem Smartphone funktioniert bestens und ist in wenigen Sekunden vollzogen. Der aktive Kopplungsvorgang muss nur beim ersten Mal erfolgen, danach erkennt der Radcomputer die aktiven Sensoren von selbst. In unserem Bundle war auch ein Brustgurt enthalten, der seinen Job unauffällig zuverlässig macht.
Noch gar nicht erwähnt haben wir die Displaybeleuchtung des Super GPS. Diese lässt sich entweder permanent oder mit Druck auf einen der Buttons aktivieren. Gerade im Dämmerlicht des Waldes wussten wir die angenehme, nicht zu helle Beleuchtung zu schätzen. Gut ablebsar ist das Display ohnehin: Auch wenn hier der eine oder andere vielleicht gerne ein Farbdisplay gesehen hätte, begrüßen wir die Entscheidung zu Gunsten einer kontrastreichen Monochromvariante. Symbole und Zeichen sind ausreichend groß dimensioniert und in fast jeder Situation gut abzulesen, auch wenn wir uns hin und wieder ein etwas größeres Display gewünscht hätten.
Natürlich haben wir auch die vielen Features des Super GPS auf den Prüfstand gestellt. Die Verbindung mit dem Smartphone klappt hervorragend, Benachrichtigungen über eingehende SMS und Anrufe erfolgen zuverlässig. Von der Strava-Integration waren wir ebenso angetan: Live-Segmente werden immer rechtzeitig zuvor angekündigt und die Jagd nach dem nächsten KOM Titel macht so noch mehr Spaß.
Weniger gelungen fanden wir einzig die Navigationsfunktion: Die Richtungsanweisungen wurden bei uns vereinzelt nur sehr kurzfristig oder gar zu spät auf dem Display des Geräts dargestellt (sowohl mit Android als auch mit iPhone). Weicht man außerdem von der vorgeschlagenen Route ab, dauert es sehr lange, bis eine Neuberechnung erfolgt und man entsprechend aktualisierte Anweisungen erhält. Ob das Problem in der langen „Befehlskette“ von Smartphone zum Radcomputer liegt, oder ob eine Softwareoptimierung hier helfen könnte, bleibt abzuwarten.
Die Laufzeit des integrierten Akkus hängt stark davon ab, wie man den Lezyne Super GPS verwendet: Bei vielen gekoppelten Sensoren und permanent aktivierter Displaybeleuchtung war in unseren Tests nach 8-10 Stunden Schluss. Geht man stromsparender vor, sind Laufzeiten von 15-20 Stunden kein Problem. Für eine lange Ausfahrt reicht es allemal und das Aufladen per Micro-USB geht schnell und ist an jedem USB-Anschluss möglich.