Test: Im Frühjahr hatte ich bereits im ersten Teil meines Dauertests zum Power2Max NG Powermeter ausführlich die Montage und erste Eindrücke beschrieben. Nun war ich die gesamte Saison damit unterwegs und habe viele Kilometer gesammelt – wie sich der Leistungsmesser dabei geschlagen hat, erfahrt ihr im Test.
Wattmessgeräte verbessern die Trainingseffizienz – darüber sind sich Experten, ambitionierte Hobbyfahrer und Profis einig. Doch wie genau funktioniert das? Ich bin nun schon seit einiger Zeit mit dem Power2Max NG unterwegs und trainiere streng nach den Werten, die mir die letzte Leistungsdiagnostik so ausgespuckt hat. Langsam aber sicher komme ich so auch meinen Zielen näher. Sich an Werte zu halten und sie zu verstehen sind jedoch zwei Paar Schuhe und ohne dieses Verständnis bringt auch ein Leistungsmesser nicht die gewünschten Fortschritte. Die Datenflut, die so ein Powermeter nämlich ausspuckt ist riesig und hier den Überblick zu behalten ist entsprechend schwierig. Auf welche Werte es ankommt und wie sie das Training verändern können will ich hier, relativ unwissenschaftlich, versuchen zu erklären.
Bestimmung der individuellen Intensitätsbereiche
Leistungsdaten wollen eingeordnet werden. Ohne Kenntnis über die eigenen Intensitätsbereiche fürs Grundlagen- und Intervalltraining sind die Wattwerte auf dem Tacho aber ziemlich sinnfrei. Sind 270W für den einen nämlich eine gute Grundlagenintensität, kann es für den anderen schon eine Fahrt am Anschlag bedeuten. Um die richtigen Intensitätsbereiche für einen persönlich zu ermitteln gibt es zwei Möglichkeiten:
Möglichkeit 1: Bestimmung der Functional Threshold Power (FTP).
Die Durchführung dieses Testverfahrens ist ziemlich simpel und auch deshalb weit verbreitet. Die FTP beschreibt die durchschnittliche Leistung, die ein Radfahrer über eine Stunde maximal erbringen kann. Sie wird vereinfacht in einem 20 minütigem „all out“ Test ermittelt. Die FTP liegt 5% unter der 20 minütigen Durchschnittsleistung. Der große Vorteil dieser Methode: Dafür braucht man „nur“ einen Leistungsmesser. Ich persönlich nutze diese Möglichkeit aber nur sporadisch, indem ich längere Startberge nach Rennen analysiere.
Möglichkeit 2: Die Festlegung der Intensitätsbereiche über eine Leistungsdiagnostik.
Bei einer echten Leistungsdiagnostik werden weitere Parameter analysiert, die für die Trainingsplanung meiner Auffassung nach von großer Bedeutung sind. Dazu gehöret beispielsweise die anaerobe Schwelle oder die Maximalleistung. So kann aus dem Verhältnis die Güte der Grundlagenausdauer abgeschätzt werden, was allein mit dem FTP-Test nicht möglich ist.
Training mit Leistungsmesser: Anfangs ungewohnt
Kennt man die eigenen, individuellen Trainingsbereiche, kann es auch schon losgehen und der Powermeter kommt zum Einsatz. Die Handhabung unterscheidet sich dabei nicht sonderlich von dem, was man ohnehin vom Pulsmesser kennt:
Vor der Radeinheit wird geplant, was trainiert werden soll. Während ambitionierte Fahrer wahrscheinlich einen sorgfältig ausgearbeiteten Trainingsplan haben, entscheiden Hobbyathleten wahrscheinlich eher spontan, was ansteht: Grundlage, Intervalle…
Während der Radeinheit werden die Wattwerte kontrolliert. Meiner Erfahrung nach ist hier die Durchschnittsleistung alle drei Sekunden ein guter Mittelweg. Die Werte springen nicht so stark wie bei einer direkten Anzeige, sind aber auch nicht so Träge wie bei der 20 Sekundenleistung.
Wenn mein Trainingsziel z.B. eine Grundlagenfahrt ist, so muss ich dafür sorgen, dass mein Intensitätsbereich möglichst selten weder nach unten noch nach oben verlassen wird. Dies ist natürlich aufgrund von Abfahrten, Stoppschildern etc. nicht über die komplette Strecke möglich. Liegen 80 Prozent der Trainingszeit im Zielbereich, bin ich aber zufrieden und mein Trainingsziel ist erfüllt. Das erste was mir der Power2Max NG also beigebracht hat, ist es, meine Leistung gleichmäßig zu halten. Am einfachsten ist das natürlich in der Ebene, im Berg oder in einer leichten Abfahrt braucht es dann doch etwas Übung, um im richtigen Bereich zu bleiben. Was viele falsch verstehen: Es ist nicht das Ziel, die Durchschnittsleistung im Zielbereich zu halten.
Das klingt nun etwas theoretisch, deshalb ein kleines Bespiel: Ich habe mir vorgenommen eine Grundlageneinheit zu fahren. In der Auffahrt drücke ich mich und mein Bike mit 350W nach oben, in der Abfahrt braucht es dann nur 70W. Meine Durchschnittsleistung liegt dann aber trotzdem im Grundlagenbereich, obwohl ich tatsächlich zu keiner Sekunde exakt diese Leistung gefahren bin.
Training nach Wattwerten bedarf Gewöhnung und Geduld: Am Anfang fand ich es beispielsweise nicht einfach, langsam loszufahren – egal ob beim Grundlagen- oder Intervalltraining. Im Vergleich zum pulsgesteuerten Training fühlte sich die Intensität zunächst viel zu niedrig an. Gegen Ende der Einheit musste ich dann feststellen, dass es ganz schön hart war, die Werte halten zu können. Es dauerte einige Zeit bis ich mich an meinen neuen Fahrstil gewöhnt hatte, doch das Gefühl fürs gleichmäßige konstante Treten kam schnell.
Der Power2Max NG – Positiv unauffällig
Der Power2Max NG ist ein toller Powermeter. Ich hatte ihn nun über ein komplettes Jahr im Einsatz und keinerlei Probleme, zu keinem Zeitpunkt. Die Inbetriebnahme ist für jeden einigermaßen fähigen Schrauber kein Problem. Die Montage und die Kopplung mit dem entsprechenden Endgerät war alles, was ich handwerklich in dieser Saison mit dem Power2Max NG tun musste. Die Verbindung mit dem Wahoo oder Garmin funktioniert jedes Mal auf Anhieb. Den integrierten Akku kann man einfach über eine USB Buchse laden. Über die Datenquallität kann ich leider wenig sagen, da ich keine Möglichkeit habe die versprochenen +-1% Abweichung zu überprüfen. Unglaubwürdige Ausreißer konnte ich mit dem bloßen Auge auf dem Tacho aber nicht feststellen, so dass ich mir relativ sicher bin, dass der Power2Max NG gleichmäßig gute Werte liefert.