Bike Build Story: Teil Drei, die Laufräder. Wie in Teil Eins bereits erklärt, versuchen wir ein Bike „Made in Europe“ zu bauen. Relativ einfach ist dieses Unterfangen bei den Laufrädern. Da gibt es einige Firmen, die Naben, zum Teil auch Felgen oder Speichen in europäischen Landen fertigen. Wir haben uns für einen Tune Endurorider Laufradsatz entschieden, das hat drei gute Gründe.
Grund 1: Die Tune Endurorider passen optimal zum angedachten Einsatzbereich des Bikes. Die deutsche Enduro Meisterin Franzi Meyer und auch der mehrfache 4Cross Weltmeister Michael Prokop vertrauen den Teilen. Der Name Endurorider ist also Programm.
Grund 2: Die Tune Endurorider passen perfekt zum Motto Made in EU. Die Ryde Felgen kommen aus den Niederlanden, Sapim Speichen und Nippel aus Belgien und die Naben von Tune aus dem Schwarzwald.
Grund 3: Die Tune Endurorider sind recht neu und verfügen über einige interessante technische Lösungen. Die Lager entsprechen von den Maßen her Normlagern, weisen aber im Detail einige Unterschiede auf, die sich z.B. auf die Haltbarkeit auswirken sollen. Die Wahl der Speichen beruht auf langer Erfahrung im Laufradbau und die Felgen sind nicht symmetrisch.
Die Eckdaten – Preis, Gewicht und Modelle
Die Endurorider gibt es in 29 Zoll und 27,5 Zoll. Das Gewicht liegt laut Tune bei 1829 Gramm bzw. 1751 Gramm. Das können wir so bestätigen, laut unserer Waage waren es nur zwei Gramm mehr. Der Preis liegt bei genau bei 800€ – wenn die Standard-Achsmaße 15×100 und 12×142 erwünscht sind. Boost-Naben haben einen Aufpreis von 94€. Beim Freilauf kann man zwischen Shimano und XD Driver wählen. Ein Austauschfreilauf kostet 76€, man kann also auch umrüsten.
Die Tune Endurorider Felge – asymmetrisch und tubeless kompatibel
Die Felge entspricht der Ryde Edge M30 OS. Laut Hersteller soll sie durchaus auch Bikepark-tauglich sein und erlaubt ein Fahrergewicht von 120 Kilo. Die 30 entspricht der Innenweite (gemessen liegt diese bei 29,8mm), OS steht für die Asymetrie. Der Vorteil der asymmetrischen Bauform ist, dass die Speichenwinkel der rechten und linken Seite sich mehr ähneln und die Speichenspannung gleichmäßiger wird. Das lässt eine längere Haltbarkeit des Laufrads erwarten.
Wer schon mal ein Laufrad zentriert hat, der kennt das: Auf der Freilauf-Seite ist die Spannung höher als Gegenüber. Das liegt an der Richtung in die die Speiche zieht. Sie soll ja die Felge im richtigen Abstand zur Achsmitte halten und gleichzeitig soll die Felge ja über der Nabenmitte stehen. Je näher die Felge an der Nabenmitte aufgehängt ist, um so mehr Kraft ist nötig um den Speichen der anderen, flacher gespeichten Seite entgegen zu wirken.
Die Tune Endurorider Speiche – doppelt konifiziert
Speichen und Nippel kommen von Sapim aus Belgien. Tune wählt die Nippel, wie auch die Felgenaufkleber farblich passend zu den Naben. Es kommen doppelt konifizierte Speichen zum Einsatz. Das bedeutet, dass die Speiche an beiden Enden ein anderes Maß hat als in der Mitte. An den Enden, wo sie in der Nabe steckt bzw. dort wo das Gewinde sitzt wird mehr Material benötigt. Hier werden die auftretenden Kräfte übertragen. Bei den Sapim D-Light Speichen misst die Speiche in der Mitte 1,65mm und an den Enden 2mm. Die dicken Abschnitte werden möglichst kurz gehalten. Je geringer die Masse ist, um so angenehmer fährt sich das Laufrad beim Bremsen und Beschleunigen.
Die Tune Endurorider Nabe – Zentrum des Laufrades
Mit den King und Kong Naben der Breisgauer fuhr Marcus Klausmann zu diversen Titeln in der deutschen Downhill Meisterschaft. Für den Enduro-Einsatz taugen sie also allemal. In der eigenen Fertigung lassen zwei Maschinen mit Revolverköpfen für die Werkzeuge Aluspäne fliegen, so entstehen Nabenkörper, Achsen, Endkappen… In den Tune Naben kommen überwiegend Lager mit Normmaßen zum Einsatz. Damit man auch am anderen Ende der Welt einen Ersatz bekommen kann.
Nur ein Lager entspricht nicht der Norm, es sitzt im Freilauf unter den Sperrklinken. Hier kommen wesentlich mehr Kugeln ins Lager, damit soll es mehr Kräfte ertragen und länger halten können. Selbst bei den Normlagern hat man sich Gedanken gemacht: Der Fettfüllgrad ist von 30% auf 50% erhöht. So kann weniger Dreck oder Feuchtigkeit eindringen. Auch das Lagerspiel ist auf den Einsatz optimiert, man bedient sich nicht einfach im beliebigen Regal.
Der Einbau der Tune Endurorider
Wir haben verschiedene Reifen auf den Felgen Montiert, alle saßen gut. Mit Schlauch gab es keine Probleme. Tubeless funktionierten Continental Baron Projekt allerdings nicht sonderlich gut, sie wollten einfach nicht dicht werden. Bei Schwalbe zeigte sich ein gemischtes Bild: Der Magic Mary an der Front hielt die Luft und saß stabil, der Rock Razor am Heck schien Luft durch die Karkasse zu verlieren. Hier mussten wir viel Tubeless Milch nehmen, dann war es in Ordnung.
Die Kassette ließ sich problemlos montieren, saß bei der Demontage aber recht fest. Die einzelnen Ritzel der Box Components Kasette hinterließen deutliche Spuren im Alu des Freilaufs, das Material wurde hier verdichtet. Wir haben inzwischen ohnehin zu einem XD Driver gewechselt, hier passten sowohl eine Sram Kasette wie auch eine Ethirteen Kasette einwandfrei.
Der Tausch des Freilaufs ist relativ einfach, die Nabe will aber im seitlichen Spiel dabei eingestellt werden. So gehts:
Bis heute verrichten die Tune Endurorider Laufräder ihren Dienst ohne Zwischenfälle. Ob das so bleibt erfahrt ihr im finalen Test des Orange Stage 6 und dem Ende unserer Bike Build Story.