Test: E-Bike Tuning ist kein seltenes Phänomen mehr. Man hat teilweise den Eindruck, man gehöre zur Minderheit der E-Biker, denen 25Kmh genug sind, wenn man auf dem Radweg unterwegs ist. Wir haben uns mit einem Tuning-Produkt auseinandergesetzt. Konkret mit dem bikespeed-RS. Was spricht dafür, was dagegen, wie fühlt sich das an?
Klar, in öffentlichen Bereichen damit herumzufahren ist nicht legal, somit wollen wir das niemandem empfehlen. Jedoch wollten wir verstehen, wie sich so etwas anfühlt, wie sich das Radfahren dadurch verändert und welche Motivation so viele E-Biker zu Tunern macht. Wenn sichtbar untrainierte Radler einen an Steigungen mit schweren E-Mountainbikes mit geschätzten 40 Sachen überholen, dann kommt die Power nicht von ungefähr.
Achtung: Es soll hiermit explizit auf die rechtliche Situation hingewiesen werden. Tuning ist nicht legal und kein Kavaliersdelikt. Es sorgt für den Verlust von Garantie oder Gewährleistungsansprüchen. Der Versicherungsschutz ist gefährdet, man kann dafür rechtlich belangt werden. Wir raten ganz klar von Tuning im Straßenverkehr ab! Wir haben das Tuning ausschließlich außerhalb der Öffentlichkeit und mit Erlaubnis des Grundstückseigentümers getestet. Konkret handelte es sich um spezifische MTB und E-MTB Strecken in der Off-Season.
Bikespeed dazu:
Warum bikespeed-RS?
Wir haben uns bewusst für das bikespeed-RS Modul entschieden, da dieses eine exakte Anzeige der Geschwindigkeit, auch im getunten Zustand verspricht. Deswegen „RS“, das steht für Real Speed. Die Geschwindigkeit zu kennen, war uns wichtig um ein Gefühl für die Sache zu bekommen. Über eine Tastenkombination lässt sich zwischen dem „Normalbetrieb“ und der „offenen“ Software wählen. Somit konnten wir Teilstrecken in den verschiedenen Einstellungen kurz hintereinander fahren und vergleichen.
Allgemein zum bikespeed-RS
Das RS-Tuning ist die mittlere Preisvariante bei bikespeed. Das einfachste Tuning ist der bikespeed-key. Dieser, er sieht aus wie eine gewöhnlicher USB Stick, halbiert die Geschwindigkeit auf dem Tacho. So kann man bis zu 50 km/h fahren. Das Tuning kann jederzeit, auch während der Fahrt, abgezogen werden. Eine Art Topvariante bietet sich mit dem bikespeed-RSc. Als besonderen Service für Kunden wird das bikespeed-RSc speziell nach Kundenwusnch konfiguriert angeboten. Es gibt somit die Möglichkeit eine individuelle Tastenkombination sowie das Verhalten beim Einschalten des Rads zu wählen.
bikespeed hat uns auf unsere Anfrage hin den bikespeed-RS für einen Test zur Verfügung gestellt. Der Preis liegt regulär mit 149€ zwischen dem 99€ teuren Key und der 179€ kostenden Variante bikespeed-RSc. Das Modul kommt schön verpackt und mit einer gut verständlichen Anleitung zur Montage. Der Hersteller weist sowohl in der Anleitung, wie auch online auf die rechtliche Situation hin.
Die Montage am Bike
Wir haben uns für einen Test an einem Bosch Bike entschieden, auch weil dieser Antrieb überdurchschnittlich oft auf dem Markt vertreten ist. Die Montage ist relativ simpel, wir raten trotzdem all denen ab, die „zwei linke Hände“ haben. Ein defekter Stecker oder eine gebrochene Verkleidung kostet unnötig Nerven und Geld. Wer halbwegs Geschick hat, kann den Einbau aber problemlos bewerkstelligen.
Aus Sicherheitsgründen sollte man zuerst den Akku aus dem Rad entfernen, Safety first. Dann wird die Kurbelschraube auf der linken Seite herausgeschraubt und die Kurbel mit entsprechendem Werkzeug entfernt. Die Abdeckung kann nun entfernt werden. In unserem Fall konnte dazu die Kurbel sogar am Rad verbleiben, da bei unserem Testbike der Motor nur in der oberen Hälfte abgedeckt ist.
Mit etwas Fingerspitzengefühl werden zwei Stecker entfernt. An dieser Stelle wird das bikespeed Modul quasi „zwischengeschaltet“. Dann sucht man sich einen Platz an dem man das schwarze Kästchen selbst platziert, in dem die Technik sitzt. Bei uns war das nicht einfach, weil eben keine vollständige Kunststoffabdeckung vorhanden ist, sonst wäre es sehr einfach gewesen.
Ein vormontiertes doppelseitiges Klebeband erleichtert die Montage. Sinnvoll ist es auch, die Kabel alle ein wenig zurecht zu legen und sie gegebenenfalls mit Kabelbindern etwas zu fixieren. Dann die Abdeckung drauf, wenn vorher entfernt auch die Kurbel wieder dran und den Akku rein… fertig, ready to go.
Fahren mit bikespeed-RS
Die Handhabung ist sehr einfach und wenn einmal verstanden intuitiv. Vier Tastendrücke sind nötig um zwischen „offen“ und 25Kmh“ zu wechseln. Am Bedienhebel die Tasten zur Wahl der Modi: runter, rauf, runter, rauf… fertig! Es sollten nicht mehr als 3 Sekunden zwischen der Betätigung der Tasten vergehen.
Fährt man mit dem offenen Motor merkt man zunächst…. gar nichts! Das Rad fährt sich wie immer. Keine Beschleunigung wie eine Rakete, keine veränderte Geräuschkulisse. Es hört aber einfach nicht auf zu schieben. Die Grenze wird nur noch davon bestimmt, wie hoch die maximale Trittfrequenz des Fahrers und die wie groß die Übersetzung ist. Es geht mit dem bikespeed-RS gefühlt ähnlich schnell bergauf wie es danach in Richtung Tal geht. Auf der Abfahrt muss man sich umgewöhnen. Aus Kurven heraus oder beim Antreten, z.B. vor einem Sprung kommt man deutlich schneller in Fahrt, als man es von einem Pedelec gewohnt ist. Das erzeugte den einen oder anderen Schreckmoment, aber wenn man sich daran gewöhnt hat, kann man die Motorpower für diverse Fahrmanöver nutzen.
Wir können zu hundert Prozent verstehen, dass so ein Tuning Spaß macht, müssen aber trotzdem mit aller Ernsthaftigkeit allen davon abraten, die keinen sehr, sehr weitläufigen Privatgrund haben. Zumindest bitte Finger weg von Geschwindigkeiten über 25Kmh im Straßenverkehr, damit schadet man langfristig allen E-Bikern, und wenn es blöd läuft sich selbst im Besonderen. Unterm Strich bleibt ein durchweg positiver Eindruck des bikespeed-RS. Einbau, Preis und Funktion lassen sich nur mit einem Daumen hoch bewerten. Einen bitteren Nachgeschmack erzeugt die Problematik der Illegalität eines solchen Upgrades.