Radsport: Die Tour de France 2019 führt über 3.460 Kilometer und 21 Etappen. Entscheidend sind jedoch oft nur wenige Sekunden. Wer im richtigen Augenblick seine Stärken perfekt ausspielen kann, hat beste Chancen auf das Gelbe Trikot. Wir haben fünf Etappen ausfindig gemacht, die vermutlich die Entscheidung über den Gesamtsieg bringen werden.
2. Etappe: Niemals das Teamzeitfahren unterschätzen
Ein Einzelzeitfahren und sieben Bergetappen zeigen sich für die Gesamtwertung verantwortlich. Den Anfang im Kampf um das Gelbe Trikot macht jedoch das Mannschaftszeitfahren. Schon am zweiten Tag der Tour de France 2019 müssen die Teams im Kampf gegen die Uhr gegeneinander antreten. Der 27,6 Kilometer lange Parcours in Brüssel wird eine erste Rangordnung provozieren. Das Team Ineos wird extrem stark sein und seine Klassementfahrer Geraint Thomas und Egan Bernal bereits in Position bringen. Mannschaften, wie AG2R La Mondiale um Romain Bardet, dürfen nicht zu viel Zeit verlieren. Zwei Sekunden pro Kilometer ergeben schon knapp eine Minute – und das musst du in den Bergen auf den Ineos-Train erst herausfahren.
13. Etappe: Nächster Rückschlag für schlechte Zeitfahrer
Die 13. Etappe ist ein 27,2 Kilometer langes Einzelzeitfahren mit Start und Ziel in Pau. Hier werden die nächsten großen Abstände unter den Favoriten gemacht. Zwar gilt es auf der sechsten und der zwölften Etappe Berge zu absolvieren, doch wir vermuten hierbei keine entscheidenden Selektionen. Seit Lance Armstrong nicht mehr an der Tour de France teilnimmt, ist die erste Bergankunft zu einem Abtasten verkommen. Niemand möchte sich aus der Deckung wagen. Ähnliches erwarten wir auf der sechsten Etappe nach La Planche des Belles Filles, obwohl es dort gegen Ende auf den Schotterpassagen garantiert zu Angriffen kommen wird. Auf der zwölften Etappe nach Bagnères-de-Bigorre sind nach dem Gipfel einfach noch zu viele Kilometer zurückzulegen. Außerdem wissen die Profis, dass auf eben jener 13. Etappe ein wichtiges Einzelzeitfahren auf dem Programm steht.
14. Etappe: Der Col du Tourmalet ruft die Kletterer
Bei der Tour de France gibt es mehr als eine handvoll legendäre Berge. Der Col du Tourmalet ist zweifelsohne einer davon. Hier sind geschichtsträchtige Dinge geschehen, herbe Niederlagen wurden ausgeteilt, schöne Siege gefeiert. Wir erwarten auch bei der Tour de France 2019 ein echtes Spektakel. Nach dem Teamzeitfahren und dem Einzelzeitfahren werden die starken Männer im Kampf gegen die Uhr einen Vorsprung haben. Ab der 14. Etappe gilt es diesen für die Kletterer aufzuholen. Ein weiteres Zeitfahren wird nicht folgen. Sollte eine starke Mannschaft in Gelb sein, wird sie nun jede Bergetappe kontrollieren wollen. Doch die Bergfahrer müssen jetzt attackieren – und zwar ohne etwas zurückzuhalten. Der Col du Tourmalet ist 19 Kilometer lang und im Schnitt 7,4 Prozent steil. Er ist der erste richtige Scharfrichter.
15. Etappe: Eine Relais-Station nach der Mur de Péguère
Nach dem Zeitfahren und dem Col du Tourmalet wartet auf der 15. Etappe ein vermeintlich leichteres Profil auf die Fahrer. Doch der erste Eindruck täuscht. Hat ein gefährlicher Profi am Tag zuvor Schwächen offenbart, werden diese heute gnadenlos ausgenutzt. Entscheidend dafür ist jedoch nicht der Schlussanstieg, sondern der Berg zuvor. Die Mur de Péguère ist nämlich ein echter Teufelsberg. 9,3 Kilometer lang und im Schnitt 7,9 Prozent steil, erlaubt er keine Schwächen. Besonders die letzten drei Kilometer sind mit Passagen über 16 Prozent enorm steil. Obwohl es nach dem Gipfel noch rund 38 Kilometer bis ins Ziel sind, werden bereits hier Lücken aufgehen. Rund 25 Kilometer liegen zwischen dem Gipfel der Mur de Péguère und dem Beginn des deutlich einfacheren Schlussanstiegs. Wer hier eine Relais-Station zur Verfügung hat, wird stark davon profitieren.
20. Etappe: Zum Schluss ein 33,4 Kilometer langer Anstieg
Die letzte Woche einer Grand Tour kann bekannterweise noch einmal alles durcheinander bringen. 2019 haben die Streckenplaner gleich drei bergige Teilstücke direkt vor der Schlussetappe installiert. Man muss kein Hellseher sein, um zu wissen, dass hier noch einmal alles passieren kann. Dennoch glauben wir, dass die beiden ersten Etappen dieser Trilogie weniger entscheidend sein werden. Auf der 18. Etappe gilt es mit dem Col d’Izoard und dem Col du Galibier zwar zwei historische Berge zu erklimmen, doch dazwischen ist einfach zu viel flaches Terrain. Außerdem ist der Galibier zwar lang, aber nicht besonders steil. Im Wissen, dass danach noch zwei harte Bergetappen kommen, werden sich hier einige zurückhalten. Gleiches gilt quasi für den Tag danach. Die 19. Etappe nach Tignes beinhaltet mit dem Col de l’Iseran ein echtes Highlight, aber insgesamt ist die Etappe einfach nicht selektiv genug. Denn das Beste kommt zum Schluss. Auf der 20. Etappe muss hinauf nach Val Thorens ein sage und schreibe 33,4 Kilometer langer Anstieg bewältigt werden. Er ist im Durchschnitt zwar nur 5,5 Prozent steil, aber auf Grund seiner Länge wird er für zahlreiche Attacken sorgen. Der Berg ist enorm unrhythmisch und wie gemacht für Attacken. Hinzu kommt, dass dies der letzte Tag vor der Schlussetappe nach Paris ist und niemand mehr etwas zu verlieren hat. Kräfte sparen? Fehlanzeige!