Test / E-Bike: Zehn Jahre ist es mittlerweile her, dass Cooper Bikes die ersten Fahrräder auf den Markt brachte. Die Gründung erfolgte unter dem Dach des Traditionsunternehmens Cooper Car Company aus Großbritannien – bekannt durch den namensgebenden und ikonischen Mini (Cooper) und Erfolge im Motorsport in den 50er und 60er Jahren. Vor zwei Jahren einigte man sich auf eine Kooperation mit den E-Bike-Spezialisten von TechniBike, um eine eigene Linie an elektrifizierten Zweirädern unter dem Namen Cooper zu entwickeln. Nach dem Startschuss mit dem ungewöhnlichen, aber gelungenen Cooper E bekommt das E-Portfolio weiteren Zuwachs: Mit dem Cooper E Disc.
Wie man bereits am Namen erkennen kann basiert das neue E-Bike aus dem Hause Cooper am bereits erhältlichen und bekannten Cooper E. Geblieben ist neben dem schlanken, puristischen Stahlrahmen auch der Nabenmotor des italienischen Herstellers Zehus, in dessen kompaktem Nabengehäuse auch der 160Wh Akku untergebracht ist. Im Gegensatz zum bekannten Cooper E kommt das neue Modell nun jedoch mit hydraulischen Scheibenbremsen von Shimano und einem Gates Carbonriemenantrieb. Vor allem letzterer ist eine logische Weiterentwicklung des Singlespeed E-Bikes und verspricht Langlebigkeit, saubere Hosenbünde und ein leises Betriebsgeräusch.

Das Cooper E Disc setzt optisch wie technisch auf Minimalismus: Auf eine Schaltung wird ebenso verzichtet wie auf ein Display oder gar ein Bedienelement für den Antrieb. Dafür spendiert man dem schicken Flitzer in Rahmenfarbe lackierte Metallschutzbleche, die die schmalen 28mm Reifen vollständig abdecken. Wer möchte, kann ebenso einen Heckgepäckträger montieren, die entsprechenden Ösen dafür sind vorhanden – damit wird aus dem schicken Urbanbike ein veritables Pendlerrad für sportive Ansprüche.

Dass das Cooper E Disc kein langweiliges Tourenrad ist, sondern durchaus dafür gebaut wurde, um auch mal mit richtig Tempo über den Radweg zu flitzen, wird schon beim Aufsitzen deutlich. Die Sitzposition ist zwar nicht extrem sportlich, je nach Cockpit-Setup lässt sich jedoch durchaus eine ordentliche Sattelüberhöhung erreichen, die Fahrer oder Fahrerin in eine leicht gestreckte Sitzposition rückt. So lässt sich auch ordentlich Druck auf’s Pedal bringen, der sofort vom leise surrenden Nabenmotor im Heck unterstützt wird. Wer hier die Power eines Bosch oder Brose Mittelmotors erwartet, dürfte bitter enttäuscht werden und auch ein Fazua Antrieb liefert spürbar mehr Unterstützung. Das ist jedoch nicht negativ gemeint, denn der Zehus Motor ist nicht dafür ausgelegt, den Löwenanteil der Leistung zu übernehmen, sondern steuert lediglich etwas Power zu der des Fahrers bei.
Das Resultat ist ein angenehm flinkes Rad, das schnell beschleunigt und sich auch problemlos über Geschwindigkeiten von 25km/h noch treten lässt – also dann, wenn der Motor sich längst verabschiedet hat. Das passiert in der Praxis jedoch nicht nur, wenn man zu schnell unterwegs ist, sondern auch dann, wenn der kleine 160Wh Akku entladen ist. 160Wh? Klingt mickrig? Würde man die Reichweite des Cooper E Disc jedoch nur auf den kleinen Akku reduzieren, man würde dem spannenden Urban Bike Unrecht tun: Eines der großen Highlights ist nämlich seine Fähigkeit, den Akku während des Fahrens wieder aufzuladen. Dies funktioniert durch die sogenannte Kers Technologie, die Motorsportfans eventuell auch von der Formel 1 kennen. Rollt man nämlich auf dem Cooper einfach so dahin, wird das Drehen des Hinterrads als eine Art Generator oder übergroßer Dynamo genutzt, um den Akku aufzuladen.

Das System bremst so natürlich auch ein klein wenig, in der Praxis ist dies jedoch kaum spürbar. Möchte man zusätzlich Energie in den Akku leiten, kann man während des Fahrens einfach Rückwärts treten. So wird die Rekuperation maximiert, der Akku ordentlich geladen und es fühlt sich fast ein wenig an, wie eine sehr sanfte Rücktrittbremse. Durch dieses System lassen sich wirklich zuverlässige Angaben zur Reichweite kaum machen, aber 25-30km sind kein Problem, wenn man unterwegs immer mal wieder nach hinten in die Pedale tritt. Zuhause angekommen lässt sich der Akku natürlich auch an der Steckdose laden. Der Anschluss dafür sitzt in der Hinterradachse.
Wer am Cooper übrigens ein Display vermisst, kann auf die kostenlose App zurückgreifen, die es auch erlaubt, die Unterstützung und Charakteristik des Antriebs ein wenig auf die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Wer darauf verzichten kann, aktiviert den Antrieb einfach durch drei Kurbelumdrehungen nach hinten – kein Knopf, kein Display notwendig.

Das Fahren mit dem Cooper E Disc macht eine Menge Freude. Die Möglichkeit, den Akku unterwegs selbst aufladen zu können, lädt sogar hin und wieder zum Spielen ein und macht das Fahren irgendwie kurzweilig. Wir fanden’s jedenfalls super! Nicht ganz so überzeugt waren wir jedoch von der Wahl der Reifen. Hierbei hatten wir jedoch nichts an den Vittoria Pneus selbst auszusetzen, vielmehr fanden wir sie schlicht ein wenig zu schmal. Mit 28mm sind sie so schmal wie auf einem modernen Rennrad – darunter leidet einerseits der Komfort und auch Spurrillen oder Straßenbahnschienen werden so noch eine ganze Ecke unangenehmer. In Rahmen und Gabel und auch unter den Schutzblechen finden aber leider keine viel breiteren Reifen Platz.

Nachdem wir bereits in der vergangenen Saison das ursprüngliche Cooper E getestet haben, lässt sich im Vergleich durchaus sagen, dass die Scheibenbremsen und der Riemenantrieb den geringen Aufpreis für das Cooper E Disc rechtfertigen. Die Bremsen bringen das Rad unabhängig vom Wetter immer gleich sicher zum Stehen und der Riemenantrieb ist nicht nur herrlich leise, sondern auch das lästige Nachschmieren der Kette entfällt. Gerade denjenigen, die also auch gerne mal bei schlechtem Wetter unterwegs sind, sei das neue Cooper E Disc also wärmstens ans Herz gelegt.
Paul says
Leider ist der Test nur oberflächlich bei schönstem Wetter gemacht worden.
Mit schmutzfrei und wartungsarm hat es so seine Tücken, da ich seit vielen Jahren ein sehr ähnliches Rad fahre. Die Schutzbleche sind sicherlich von Curana, da meine exakt gleich aussehen. Die sind eine Fehlkonstruktion und taugen nämlich absolut gar nichts und sind reine Dekoration. Das hintere Schutzblech hat nur eine einzige Aufhängung an den zwei Streben und bei jedem Schlagloch/Bordstein fängt es stark an zu wippen und zu scheppern. Bei mir ist noch ein Gepäckträger montiert und das wird dann unerträglich. Ich musste es mit einem aufgeklebten Stück Schaumstoff zwischen Schutzblech und Gepäckträger bändigen.
Das vordere Schutzblech ist reine Zierde und taugt nichts, da es viel zu kurz ist. Bei Siffwetter sind Schuhe und Hose schon nach 100m total eingesaut, weil es hochspritzt. Der Dreck geht auch dann auf den Carbon Riemen und saut alles ein, nicht nur Hose sondern auch Riemen. Wird es trocken, dann quietscht und knirscht der Dreck im Riemen. Ich musste immer 1-2 Flaschen Wasser nehmen und den Riemen abspülen, um das Problem zu lösen. Ein dreckiger Carbon Riemen hat nur eine geringe Lebensdauer. Meiner war nach nur 2000km völlig am Ende, da der Dreck im Riemen die Riemenscheiben abschmirgelt und dadurch die Zähne messerscharf werden, welche wiederum die Noppen abrasieren. Riemen, und eine der Scheiben kosten dann je ca. EUR 90,- pro Stück! Das wird dann mit ca. EUR 300,- zusammen heftig teuer.
Die Hosen müssen nach einer Sifffahrt sowieso in die Waschmaschine und Schuhe müssen gründlich geputzt werden.
MeinFazit: Schutzbleche abmontieren und lange SKS-Longboard mit Gummischlappen unten montieren. Und ein Kurbel Schutzblech für den Carbon Riemen kaufen. Die gibt’s auch von Curana.
Résumé: Das ist ein reines Schönwetter Fitnessrad für den Hochsommer. Nur als 2./3. Rad als Urban Bike zu gebrauchen. Absolut untauglich für den Alltag. Kein Wetterschutz, kein Licht, keine Transportmöglichkeit.
Michael Faiß says
Hallo Paul,
danke für dein Feedback. Die Kritik an den Schutzblechen kann ich nur zum Teil nachvollziehen. Ja, sie dürften eine Spur länger sein, doch auch hier gibt es noch andere Lösungen am Markt, die einen wesentlich schlechteren Job machen. Klappern konnte ich wirklich keines feststellen – und ich wohne in einer grob gepflasterten Straße. Den Vorgänger hatten wir auch über eine längere Zeit mit Gepäckträger in Betrieb und auch da gab es zumindest keine Klapper-Problematik. Vielleicht ein Montageproblem? Oder eine ungünstige Kombination aus Gepäckträger und Schutzblech?
Riemenantriebe haben Licht und Schatten, aber sind allgemein doch das deutlich wartungsärmere System verglichen mit der herkömmlichen Antriebskette.
Sicherlich hast du recht, dass das Cooper eher ein schlichtes, schnelles Urban Bike als ein vollwertiger Schlechtwetter-Commuter ist. Dafür wurde es jedoch auch nicht (primär) konzipiert.