Der Neue und seine Familie
Der ältere Bruder Wahoo Elemnt Bolt war für Rennradfahrer eine Art Generikum zum Garmin 820 – zwar ohne dessen Möglichkeit des eigenständigen Routings, doch mit vielen anderen Vorzügen. Darunter der, dass er zuverlässig genau das macht, was er versprach und dabei absolut einfach und logisch zu bedienen ist. Vor allem Rennradfahrer wechselten gern zum Bolt, der seinerseits die Aero-Ausführung des größeren, ersten Elemnt-Modells war.
Und jetzt also der neue Elemnt Roam. Er kämpft mit der gehobenen Garmin-Geräteklasse um die Gunst von Rennradler, Gravel- und Mountainbiker. Wie erfolgreich, wird sich zeigen.
Wahoo Elemnt Bolt im Test: Alles kann, wenig muss
Test: Ein GPS-Computer, der zu viel kann und den Nutzer mit übergroßer Komplexität verwirrt, kann ganz schön nerven – doch bislang war die auch nicht tolle Alternative nur ein Gerät mit absoluten Basisfunktionen. Mit dem Wahoo Elemnt Bolt ist nun ein Radcomputer erhältlich, der übersichtliche Bedienbarkeit mit der Option verbindet, Unwichtiges und nicht Genutztes einfach […]
Vorteile gegenüber dem Rennrad-Kassenschlager Elemnt Bolt
- Das Display ist 2,7 Zoll groß (Bolt: 2,2)
- man kann Navigationsziele auch ohne Handy eingeben. Der Elemnt Roam navigiert auch dann mit Abbiegehinweisen, ähnlich einem Auto-Navi.
- Er bringt dich (je nach Voreinstellung) zur Route zurück, wenn du etwa aufgrund von Baustellen umfahren musst oder wenn du zwecks Cafe-Besuch einen Abstecher von der Route gemacht hast.
- auf Wunsch navigiert er dich auf dem schnellsten Weg zum Ausgangspunkt deiner Fahrt zurück.
- Er hat ein Farbdisplay, geht aber sparsam mit Farben um: So werden zum Beispiel große Straßen wie Bundesstraßen oder Autobahnen Gelb angezeigt – was überraschend zur schnellen Orientierung beiträgt. Auch bestimmte Displays werden in Farbe angezeigt – etwa bei der Wattmessung (so ein Sensor vorhanden).
- Das Gorilla-Glass-Display ist bei allen Verhältnissen noch etwas besser ablesbar als das des Elemnt Bolt – der auch schon ein Muster an Klarheit ist.
- Der Akku hält mit (angegebenen) 17 Stunden extrem lang. Unsere Praxis: Bei 15 Stunden im Einsatz wurden bei unserem Modell tatsächlich noch 17 Prozent Restladung angezeigt.
- Diverse Modi für Indoor-Cycling
- Auch die Datenfelder für die gespeicherten Segmente sind vom Nutzer konfigurierbar.
Einrichtung und Einstellung
Nach wie vor sehr benutzerfreundlich. Wer die Element Companion-App heruntergeladen hat, kann über einen Barcode seinen Roam identifizieren und anschließend konfigurieren. Sensoren anmelden, Anordnung der Anzeigen auf den Displays etc. – alles geht nahezu selbsterklärend. Es müssen allerdings einige Basis-Karten gelöscht werden, damit die nötigen detaillierten Karten für das jeweilige Nutzungsgebiet genutzt werden können – der Speicher ist mit 2 GB für die jetzt sehr detaillierten Karten recht klein ausgefallen.
Die Anzeige nahezu aller Daten lässt sich einstellen. 11 Anzeigeplätze je Displayseite lassen unzählige Variationen zu: „Brauche ich etwa auf der ersten Seite die aktuelle Steigung oder nicht? Und wie sieht es mit der gefahrenen Zeit aus?“ etc.
In der Praxis
Der Roam übernimmt Dank der Element-App geradezu spielerisch gpx-Daten von allen möglichen Portalen wie Gpsies, Komoot, Strava und ähnlichen. Das Einlesen der Route dauert manchmal bis zu einer halben Minute – je nach Länge der Strecke. Ist sie drin, fragt das Gerät, ob es zum Startpunkt navigieren soll – und macht das bei der entsprechenden Auswahl fehlerlos. Dabei wird – als Unterschied zur normalen Route – die Strecke nicht schwarz, sondern lila angezeigt. Abbiegehinweise gibt es allerdings in diesem Fall nicht – man muss also einfach der Route zum Startpunkt folgen.
Hinweis auf den nächsten Hinweis
Am Startpunkt angekommen, übernimmt die schwarze Markierung und bietet 250 m vor der nächsten Richtungsänderung einen Abbiegehinweis – das geht perfekt ineinander über. Wer
Etwas überflüssig fanden wird die Dauereinblendung „Nächster Hinweis in XXX Metern“. Sie kann natürlich durch einen anderen Datensatz ersetzt werden. Wer allerdings das Piepsen ausschaltet, das das Erscheinung einer Richtungsanzeige ankündigen soll, hat mit dieser Einblendung durchaus eine sinnvolle Vorankündigung der nächsten Abzweigung.
Dabei zählt das System fast grundsätzlich etwas zu langsam: Hat man den Abzweig erreicht, glaubt Roam noch etwa 20 Meter bis zum Abbiegen zu haben; eine Erscheinung, welche die meisten anderen Navis auch aufweisen. Allerdings ist das kaum störend, denn im Gegensatz zu dieser Ankündigung zeigt der Pfeil auf dem Display den jeweiligen Standpunkt sehr genau – man läuft also nicht Gefahr, „systembedingt“ falsch abzubiegen.
Motivation am Rande
Eine schöne Sache für Rennradfahrer: Die Darstellung der Momentangeschwindigkeit im Verhältnis zur Durchschnittsgeschwindigkeit. Sie wird mit LEDs am linken Displayrand angezeigt. Die mittlere, weiße LED zeigt, wir fahren aktuell genau in Durchschnittsgeschwindigkeit. Die unteren drei (blau) zeigen an, dass man unter der Durchschnittsgeschwindigkeit unterwegs ist, die oberen drei entsprechend höhere Speed. Auch wer kein Fan von solchen „Spielereien“ ist, lässt sich innerhalb kürzester Zeit davon motivieren. Wer es nicht haben will, kann die LEDs auch an andere Funktionen koppeln.
Bad Vibrations
Auf rauem Straßenbelag ist die Original-Aero-Halterung, die Wahoo mitliefert, nicht überzeugend: Anders als die Bolt-Halterung vibriert sie und lässt somit die Anzeige etwas verschwimmen. Wer allerdings ohnehin den kleinen Lenkerhalter nutzt oder von Fremdanbieter (Hidemybell) fährt, hat diese Probleme auch mit dem Elemnt Roam nicht. Der Hydemybell ist übrigens mit Roam wie Bolt kompatibel.
Laut einer Meldung soll Wahoo nachgelegt haben und den Aero-Halter verstärkt haben, sodass das Verschwimmen der Anzeige auf ruppigem Untergrund Geschichte ist.
Mal links und rechts gucken
Was jetzt auch funktioniert: Im Gegensatz zu Bolt kann man die Karten nicht nur ein- und auszoomen, sondern jetzt auch verschieben. Das geht zwar mit dem Einsatz nahezu sämtlicher vorhandener Tasten etwas wickelig vor sich, ist aber machbar und gelegentlich – „wie weit ist jetzt dieses oder jener Platz entfernt?“ – auch sinnvoll.
Er redet zu viel!
Bei unserem Test gab Element tendenziell deutlich mehr Hinweise als man so wollte: Macht der Radweg einen leichten Schlenker, wird diese als „leicht links abbiegen“ angezeigt. Das ist anfangs verwirrend, aber schnell gewöhnt man sich dran, dass der diagonal zeigende Pfeil fast grundsätzlich kein Abbiegen der Route ankündigt, sondern lediglich einen kleinen, meist unmerkbaren Schlenker der Strecke.
„Hybrid“ – und die Route mischt sich.
Einen wohl wesentlich deutlicheren Effekt hat die Einstellung des Geräts auf die Alternativen Cross, Hybrid oder Straße – eine Einstellung, die erst im Juli oder August durch ein Update möglich gemacht wurde. Strecken, die direkt im Gerät geplant werden, berücksichtigen, so scheint es, tatsächlich diese Vorwahl bis zu einem gewissen Grad. Eine genaue Feststellung, wie groß der Unterschied in der Wege-Wahl tatsächlich ist, konnten wir bislang noch nicht machen. Sollte die Routenplanung allerdings tatsächlich so funktionieren, wie es bei unseren Versuchen aussah, ist das gerade für Gravelbiker und Tourenfahrer ein dickes Plus – auch, weil nicht asphaltierte Straßen oder Wege auf dem Kartensystem des Elemnt Roam hervorgehoben sind.
Drück nochmal!
Und gleich nochmal Negatives: Mit Winterhanschuhen ist der Klick durch die Displays mit den drei Gummi-geschützten Tasten – zum Beispiel, um von der Kartenanzeige zur allgemeinen Daten-Übersicht zu kommen –, sehr schwierig. Schon mit bloßen Fingern muss man genau mittig im vorderen Bereich des Gummifeldes treffen, damit die darunterliegende Taste wirklich anspricht.
Kommt’s noch steiler?
Wie schon Elemnt Bolt zeigt auch Roam ein Höhenprofil der nächsten Kilometer der Strecke auf einer Extra-Seite an. Roam soll das auch bei den Routen können, die er im Gerät plant. Bei uns funktionierte das bislang nicht – Wahoo liefert allerdings ständig weiterführende Updates, sodass das Feature bald verfügbar sein sollte.
Die Anzeige ist übrigens eine gute Sache, um sich auf unbekannter Strecke seine Kräfte einzuteilen – man sieht das Höhenprofil über die nächsten Kilometer und kann entscheiden, wie viel Körner man für die nächsten Steigungen zurücklegt.
Automatischer Upload
Ist die Route durch, drückt man auf „Stopp“ und beantwortet „Aufzueichnen?“ mit „Ja“. Sobald man in Reichweite des gekoppelten Wlans kommt, lädt der Elemnt Roam sofort die aktuellen Tourdaten und Karte auf Plattformen wie Komoot oder Strava, wenn man ihn dazu freigegeben hat. Nebenher und absolut zuverlässig. Ist das heimische Wlan weit weg – etwa im Urlaub – erfolgt der Upload auf diese Portale über die Companion App, sobald diese geöffnet wird und sich per Bluetooth mit dem Gerät verbindet. Für Kartendownloads und Updates muss
allerdings Wlan vorhanden sein.
Wahoo Elemnt Roam Daten
- Maße: 58,4 x 89 x 17,8 mm
- Display-Größe: 2,7 Zoll Farbdisplay
- Schnittstellen: ANT+, Bluetooth, WiFi
- Interner Speicher für Karten: ca. 2 GB
- Höhenmesser: barometrisch
- Kompatibilität: Strava, Komoot, Trainingpeaks u.a.
- Akku-Laufzeit: 17 Stunden
- Gewicht: 93 Gramm
- Preis: 349,99 Euro