Interview: Karl Platt war bei jedem Cape Epic dabei! Nach 17 Teilnahmen, fünf Gesamtsiegen und 17 Etappenerfolgen ist nun Schluss für den sympathischen Bikeprofi vom Team BULLS. Nach über einem Vierteljahrhundert tritt er von der großen Rennbühne ab. Vor dem Start des Cape Epic haben wir uns mit Karl über die kommende Woche und seine Zukunft unterhalten.
Karl Platt und das Cape Epic 2020
Karl, dein 42er Geburtstag steht an, einen Tag später wirst du bei deinem letzten Cape Epic von der Startrampe rollen. Wehmut?
Wehmut, nein! Das wird auch nicht mein letztes Cape Epic gewesen sein. Mein letztes als MTB Profi, ja, aber nicht mein letztes als Biker. Ich blicke mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die kommende Woche. Lachend, weil es jetzt einfach reicht, um die Wette zu fahren. Weinend, weil es eine schöne Zeit war, die ich hier erlebt habe und schön, dass sie noch nicht vorbei ist. Eine Woche Quälerei habe ich ja noch vor mir! Lacht
Freust du dich auf die Woche Quälerei?
Total! Also nicht direkt auf die Quälerei, sondern auf das Rennen, die Veranstaltung, die Leute. Hier in Südafrika kennt mich jeder Mountainbiker, das motiviert mich! Wenn ich an einer Ampel beim Training anhalte, wünschen mir die Leute Glück fürs Epic, die glauben, dass ich es noch einmal gewinnen kann.
Glaubst auch du daran?
Man muss an sich glauben, sonst brauchst du gar nicht erst an den Start zu gehen. Das würde ich aber nie vor dem Rennen so aussprechen. Das fände ich als Beleidigung allen anderen Fahrern gegenüber. Jeder macht seinen Job so gut es geht, danach wird man dann sehen, wer der schnellste ist.
Du gehst dieses Jahr zum zweiten Mal mit dem dreifachen Marathon Weltmeister Alban Laktata ins Rennen. Was rechnet ihr euch aus und wie geht ihr das Rennen an?
Wir sind fitter als im letzten Jahr, würde ich sagen. Und natürlich wäre eine Podiumsplatzierung ein schöner Abschluss meiner Cape Epic Karriere. Die Vorbereitungen liefen sehr gut und ich bin optimistisch. Wir haben in etwa den gleichen Rennrhythmus, aber vor allem harmonieren wir als Team, das ist bei so einem Rennen sehr wichtig. Wir verstehen uns auch persönlich gut, tauschen uns gegenseitig aus und motivieren uns. Bei Alban und mir gibt es auch keine Hackordnung, mit ihm macht es einfach Spaß Rennen zu fahren.
Was die Taktik angeht, mache ich keine Pläne: Es kommt eh immer anders. Ich bin ein Gefühlsmensch und reagiere lieber. Wenn du dir etwas zurechtgelegt hast, nimmt dir das die Flexibilität. Deshalb schauen wir von Etappe zu Etappe!
Die Cape Epic Route geht dieses Jahr wieder ins Hinterland, dort kennst du dich aus und konntest schon einige Etappenerfolge feiern.
Ja, die Nordtangente liegt mir, auch wenn sie eher zum härteren Cape Epic Terrain gehört …
…warum?
Das Gelände ist sehr raff, mit vielen losen Steinen und sandigen Passagen. Da muss man seinen Schweinehund überwinden, dort läuft es zum Teil keinen Meter richtig rund, wenn du da kaputtgehst, wird es ein langer Tag.
Und am Ende erwarten euch ja noch ein paar anspruchsvolle Etappen?!
Stimmt, ab Wellington wird es für die letzten drei Etappen noch einmal richtig schwer. Ich sag doch, eine Woche Quälerei … lacht!
Das ist dein siebzehntes Cape Epic, was hat sich im Laufe der Jahre verändert?
Es ist vieles professioneller geworden, wie die Szene auch. Das hat positive, aber auch negative Auswirkungen.
Die wären?
Na ja, früher hatte das Cape Epic einen anderen Spirit – Charakter, es war überschaubarer. Jetzt ist alles kompetitiver, es gibt mehr Rennfahrer, seit letztem Jahr schlafen die meisten Profis nicht mehr im Camper, sondern in Ferienwohnungen. Dadurch ging die Personalität verloren. Dafür haben wir jetzt ein professionelleres Umfeld, Unterstützung und mediale Aufmerksamkeit.
Das klingt ja schon fast nostalgisch?
Ich würde sagen, ich schaue gern zurück. Aber, dass wir jetzt beispielsweise in einer Ferienwohnung sind, hat auch seine Vorteile gegenüber dem Camper. Man kann komfortabel duschen, auf die Toilette gehen und die Räume sind klimatisiert.
Karriereende nach der Cape Epic?
Lass uns einmal einen Blick in deine Zukunft wagen. Beendest du nach dem Cape Epic deine Karriere?
Nein, ich werde die Saison 2020 noch ordentlich zu Ende fahren! Nach dem Cape Epic mach ich wie immer eine Pause und bereite mich auf die zweite Saisonhälfte vor. Ich habe vor, noch ein paar schöne Rennen zu fahren, die mir früher Spaß gemacht haben, wie beispielsweise das BC Bikerace in Canada, oder La Leyenda del Dorado in Kolumbien. Aber ich möchte auch noch ein paar neue Dinge sehen, der Brasilride im Oktober reizt mich.
Dann kommt das Bike an den Nagel und du verlässt die Bühne?
Die Profibühne, ja! Aber ich will dem Rennsport weiterhin treu bleiben. Vor allem der Marke BULLS werde ich treu bleiben und mich weiter als Markenbotschafter engagieren! BULLS habe ich sehr viel zu verdanken, da will ich wieder etwas zurückgeben. BULLS ohne Karl Platt, das ist quasi wie eine Kuh ohne Schwanz – das funktioniert nicht ohne! Seit 2007 bin ich für BULLS unterwegs, das ist gewissermaßen zusammengewachsen.
Meinst du, das Aufhören wird dir nach so langer Zeit schwerfallen?
Mir fällts leicht! Es ist jetzt einfach Zeit für ein neues Kapitel, das spüre ich. Es war schön, doch jetzt kommt etwas Neues. In welcher Form genau, dass weiß ich noch nicht, darüber werde ich mir nach dem Cape Epic Gedanken machen. Jetzt will ich mich noch einmal voll auf das Rennen konzentrieren.
So werden wir dich nächstes Jahr wieder beim Cape Epic sehen? Mit dem BULLS Kamera E-Bike wie dein ehemaliger Teamkollege Stefan Sahm, oder eher wie der ebenfalls fünfmalige Gesamtsieger Christoph Sauser, als Mentor von jungen Sportlern?
Das weiß ich noch nicht, aber wenn ich nächstes Jahr wieder hier bin, dann eher als Mentor für junge Sportler. Ich fühle mich noch fit, um die nächsten fünf – sechs Jahre auf einem relativ hohen Niveau zu fahren und ich habe auch noch große Motivation zu trainieren. Das ist vielleicht wieder so eine Kuh ohne Schwanz: Der Bikesport und auch das Cape Epic ist einfach ein Teil meines Lebens. Beides will ich solange machen, wie ich kann.
Karl, das wünschen wir dir zu deinem Geburtstag und viel Erfolg beim Cape Epic!