Kinderfahrrad 2021: Frischer Wind bei kleinen Rädern: Eine neue Generation von Kinder-MTBs sorgt mit vernünftiger, funktioneller Ausstattung für viel Fahrspaß in der Freizeit und auf Touren. Überladene Bikes waren gestern – der 24-Zöller von heute bietet klare Linien und eine ebenso altersgerechte wie dem Einsatzzweck entsprechende Komplettierung.
Noch vor dem Wechsel von der Grund- zur weiterführenden Schule steht beim Thema Fahrrad normalerweise ein wichtiger Schritt an: Das 20-Zoll-Kinderrad wird zu klein, und damit ist es Zeit für das erste richtige Fahrrad. Das 24-Zoll-Modell kann ein klassisches „Schulrad“ mit StVZO-Vollausstattung sein, oder es kann mehr ich Richtung sportliche Nutzung gehen – bis zum neunten oder zehnten Lebensjahr hat sich nämlich häufig schon entschieden, ob das Radfahren nur Mobilität ist oder zur Leidenschaft zu werden verspricht. Ist das Kind nur im Alltag unterwegs, oder hat es Spaß an Touren mit der Familie und flotten Runden mit Freundinnen und Freunden?
Eine neue Generation
24-Zoll-Bikes, die für letzteres ideal sind, haben sich in de letzten paar Jahren deutlich weiterentwickelt. Schwere Modelle mit einfachen Federgabeln, die Sportlichkeit suggerieren, sind auf dem Rückzug; stattdessen setzten die Anbieter auf funktionelles Material, das in Sachen Fahrspaß einen deutlichen Mehrwert bietet. Beispielsweise die Schaltung: Noch vor drei, vier Jahren war es kaum möglich, ein Kinder-Mountainbike ohne Dreifach-Kettenblatt zu bekommen. Für die meisten Hersteller ging der Reiz der vielen Gänge über die Nutzerfreundlichkeit; so verhedderten sich die Kinder im Übersetzungs-Wirrwarr und wurden vom eigentlichen Fahren abgelenkt. Nun statten die großen Marken ihre 24er Bikes durch die Bank mit 1x-Schaltung aus, wobei hinten Ritzelpakete mit sieben bis zehn Gängen zum Einsatz kommen. Wer findet, dass das nicht ausreicht, kann fast immer auf Elffach umrüsten – ein Nachrüst-Set aus Schaltwerk, Hebel, Kranz und Kassette kostet rund 150 Euro.
Leichte Bikes dank starrer Gabel
Ebenso wie die Dreifach-Kurbel ist auch die Billig-Federgabel kein Muss mehr. Immer mehr Fahrradhersteller montieren Starrgabeln und sparen damit Gewicht; die Stoß- und Vibrationsdämpfung übernehmen Reifen, die wie beim BMC Blast teils schon Fatbike-Dimensionen annehmen. Bulls wiederum stattet bei seinen neuen Leichtbau-Kinderrädern die größeren Modelle mit teuren Luftfedergabeln aus – diese wiegen recht wenig und können sehr weich abgestimmt werden, sodass sie auch bei leichten Fahrern gut ansprechen.
Beide Bremsentypen bringen’s
Immer wieder für Diskussionen sorgt die Frage, ob an ein Kinderfahrrad Scheibenbremsen gehören. Die Discbrakes lassen sich besser dosieren und erfordern geringere Handkräfte; bei starkem Zug am Hebel beißen sie jedoch auch sehr kräftig zu. Scheibenbremsen sind kompliziert aufgebaut und bringen rund 400 Gramm Mehrgewicht mit, sorgen andererseits für eine aufgeräumtere Optik.
V-Brakes, wie sie an sechs unserer zehn hier vorgestellten Bikes zum Einsatz kommen, sind technisch einfach und damit leicht zu warten. Gerade angesichts des meist geringen Fahrergewichts reicht ihre Bremskraft locker aus; wie alle Felgenbremsen funktionieren sie bei Nässe aber etwas schlechter. Fürs Kinderrad wären sie unsere erste Wahl, doch das ist letztlich Geschmacksache. Ohnehin bieten viele Hersteller Discbrakes nur an Modellen mit Federgabel an.
Die hier vorgestellten zehn Modelle sind ohne Zweifel Kinderräder einer neuen Generation – so neu, dass sich so manche/r heute Zwölfjährige darüber ärgern wird, sie knapp verpasst zu haben. Für junge Fahrradfans im ausgehenden Grundschulalter bricht 2021 jedoch ein aufregenden Jahr an. Für den Weihnachtsmann ist es vielleicht zu knapp; um neue Fahrräder kümmert sich jedoch ohnehin eher der Osterhase. Bis dahin ist auch das Wetter wieder besser zum Radfahren geeignet.
doch ein kleiner Tipp unsererseits sei an dieser Stelle mit auf den Weg gegeben: Mit dem Kauf 2021 nicht zu lange zögern. Schon 2020 waren Fahrräder und E-Bikes aller Art schnell ausverkauft – vor allem natürlich die beliebtesten Modelle der großen Hersteller. 2021 erwarten viele Experten noch größere Engpässe – wer sich also auf den Osterhasen verlässt schaut am Ende möglicherweise in ein leeres Nest.
Kinderfahrrad 2021: 10 aktuelle Modelle im Kurzcheck
Eightshot X-Coady 24 SL
Puky LS-Pro 24
Cube Reaction 240 SL
Cannondale Kids Quick 24
BMC Blast 24
Woom 5
Bulls Tokee Ultra Lite 24
Orbea MX 24 Team
Bergamont Revox 24 Lite
KTM Wild Speed Disc 24.9
Eightshot X-Coady 24 SL: Sportlicher Wegbereiter
Preis: 439,99 Euro
Gewicht: 9,9 Kilo (Herstellerangabe)
Webseite: www.puky.de
Die Sportmarke des Kinderrad-Spezialisten Puky hat das Thema „Leichtes Kinderfahrrad“ auf breiter Front in die Fahrradshops getragen. Die Abkehr von klassischen Puky-Tugenden – Nabenschaltung, Rücktritt, Vollkettenschutz – führt zu sportlicher Optik und offroad-tauglicher Funktion; übernommen wurde freilich die kindgerechte Geometrie der Puky-Modelle mit aufrechter Sitzhaltung, die für viel Übersicht im Verkehr und im Gelände sorgt. Ein typisches Merkmal ist auch der kompakte Rahmen mit nur 32 cm kurzem Sitzrohr, der zur gerade für kleine Fahrer wichtigen niedrigen Überstandshöhe führt. Andererseits zeigt die Erfahrung, dass Kinder schneller aus dem Eightshot herauswachsen, als die Herstellerangaben vermuten lassen. Da Puky sehr kurze Vorbauten und eine lange Sattelstütze montiert, gibt es hier jedoch etwas Spielraum.
Die 1×8-Schaltung ist mit 28er Kettenblatt und 11 bis 34 Zähnen hinten durchaus klettertauglich, das Tourney-Schaltwerk freilich eher einfach. Der Drehgriff des Wechslers liegt ebenso gut in der Kinderhand wie die Bremsgriffe, mit denen sich beachtliche Verzögerungskräfte aufbauen lassen. Dabei den Hinterreifen bitte nicht allzu oft über den Asphalt radieren lassen – die Ridgepac-Pneus sind nicht allzu stark profiliert, glänzen dadurch freilich mit guten Allround-Eigenschaften. In 2,1 Zoll Breite weisen sie dazu ein großes Volumen auf, was optimal in Sachen Stoßdämpfung und Traktion ist.
Mit etwas über zehn Kilo ist das Eightshot kein absolutes Leichtgewicht, dabei jedoch unübertroffen stabil: Es ist nach MTB-Norm getestet und damit ohne Einschränkungen für den Offroad-Einsatz freigegeben – mit Sprüngen, Vollbremsungen und allem, was dazugehört.
Fazit
Eightshot kann sich rühmen, den Markt für Kinderräder in Bewegung gebracht zu haben. Das X-Coady selbst ist extrem robust und solide ausgestattet, dabei für das Gebotene wirklich preiswert.
Puky LS-Pro 24: Traditionshersteller auf neuen Wegen
Preis: 449,99 Euro
Gewicht: 9,3 Kilo (Herstellerangabe)
Webseite: www.puky.de
Puky hat sich den Erfolg der Zweitmarke Eightshot zueigen gemacht und für das Modelljahr 2020 sportliche Kinderräder vorgestellt, die den Schwestermodellen in vieler Hinsicht entsprechen. Ein wichtiger Unterschied liegt im Größenspektrum: Während es bei Eightshot von 20 bis 27,5 Zoll geht, rollt das kleinste LS-Pro auf 16-Zoll-Rädern; auf der anderen Seite ist das 24er das größte Rad.
LS-Pro 24 und X-Coady 24 SL sind auf den ersten Blick praktisch identisch, sieht man mal von der Farbgebung ab. Dass ersteres ein leichtes Sportrad ist, letzteres ein Kinder-Mountainbike, deutet der bei Puky ganz unten positionierte Sattel an; bei Eightshot wird das Bike mit weit ausgezogener Stütze fotografiert. Rahmen und Ausstattung sind weitgehend identisch: Der Rahmen sorgt mit kurzem Sitzrohr und hoher Front für eine kindgerecht aufrechte Sitzhaltung, montiert sind 140-mm-Kurbeln, eine 1×8-Schaltung mit leichten Berggängen und V-Bremsen, die natürlich mit speziellen Griffen für kleine Hände bedient werden. Anders als das Eightshot rollt das Puky jedoch auf nur 1,5 Zoll breiten Reifen, die mit dicht stehenden Profilblöcken auch auf Asphalt leicht laufen, dabei aber auf lockerem Untergrund immer noch genug Grip bieten.
Bei aller Gemeinsamkeit unterscheiden sich die beiden Räder deutlich im Gewicht: Das Puky wiegt ein sattes Kilo weniger, was freilich nicht nur an der Bereifung liegt, sondern vor allem an der besonders leichten Gabel. Wie die meisten Kinderräder wird das LS-Pro nämlich nicht nach der strengen MTB-Norm geprüft – stabil genug für die allermeisten Einsatzzwecke ist es natürlich dennoch.
Fazit
Puky folgt den Reifenspuren der Zweitmarke und setzt in Sachen Gewicht sogar noch einen drauf. Dieser vielseitige Allrounder wird vielen Kids gefallen!
Cube Reaction 240 SL: Leichtgewicht der Sportmarke
Preis: 681 Euro
Gewicht: 8,4 Kilo (Herstellerangabe)
Webseite: www.cube.eu
Cube gehört zu den erfolgreichsten Mountainbike-Marken des Landes und möchte natürlich auch dem Nachwuchs etwas bieten. Mit dem Reaction ist ein Bike im Programm, das preislich ambitioniert scheint, dafür aber auch viel zu bieten hat. 1,1 Kilo Gewichtsersparnis gegenüber dem 200 Euro günstigeren „Acid“-Modell gibt der Hersteller an, und das sollte alle Eltern hellhörig machen, die ihren Kindern ein echtes Sportbike gönnen wollen. Im Zentrum des Reaction steht ein leichter Rahmen aus wärmebehandeltem Aluminium, ergänzt durch eine Carbongabel, die mehrere Hundert Gramm einsparen dürfte und natürlich mitverantwortliche für den eher hohen Preis ist. Auch der Laufradsatz ist gewichtsoptimiert; vorne kommen nur 20, hinten nur 24 Speichen zum Einsatz außerdem Speichennippel aus Aluminium. Hochwertig und mit je 435 Gramm ziemlich leicht sind auch die nicht zu stark profilierten Schwalbe-Faltreifen.
Dem Preis angemessen montiert Cube eine Zehnfach-Schaltung mit 32er Kettenblatt und 11-36er Ritzelpaket. Schaltwerk und Hebel kommen von Microshift; letzterer ist, wie es sich für ein echtes MTB gehört, ein Triggerschalter mit zwei Tasten, die schnelle, präzise Gangwechsel ermöglichen. Auch bei Cube wird mit V-Brakes verzögert, und auch an diesem Rad ist die simple Bremsanlage eine gute Wahl – bei Fahrerinnen und Fahrern, die deutlich unter 40 Kilo wiegen dürften, sind Scheibenbremsen nicht nötig.
Mit 309 mm messendem Sitzrohr ist das Cube ausgesprochen kompakt geschnitten; auffällig ist aber die mit 647 mm recht große Überstandshöhe – zu klein darf der Fahrer nicht sein. Der superkurze Vorbau sorgt für gutes Handling, kann aber durchaus durch ein längeres Exemplar getauscht werden, wenn das Rad langsam zu kompakt wird. Was hoffentlich nicht allzu schnell geht, denn dieses Rad wird kein Kinder gerne loslassen.
Fazit
Cube hat mit diesem wirklich kindgerechten MTB alles richtig gemacht – ein superleichter Sportler mit edler Ausstattung, der sich auch vor den Bikes von Mama und Papa nicht verstecken muss.
Cannondale Kids Quick 24: Preiswert mit schönem Rahmen
Preis: 399 Euro
Gewicht: k.A.
Webseite: www.cannondale.com
Cannondale gehört zu den imageträchtigsten Sportmarken und hat dabei auch technologisch Pionierarbeit geleistet. Bis heute gehören die Aluminiumrahmen des Herstellers zu den leichtesten am Markt; wer ein Rennrad oder MTB der Amerikaner besitzt, dürfte also geneigt sein, der Tochter oder dem Sohn etwas Entsprechendes zu gönnen.
Mit 399 Euro gehört das Quick 24 (Boy’s und Girl’s unterscheiden sich nur durch die Farbe) zu den günstigsten Modellen in unserer Übersicht; das merkt man der Ausstattung an, nicht aber dem Rahmen. Mit überschliffenen Schweißnähten und im Rahmeninneren geführten Zügen ist dies der vielleicht schönste Alu-Rahmen im Testfeld – eigentlich die perfekte Basis für ein etwas edleres Modell mit leichter Gabel und höherwertiger Ausstattung. Letztere könnte man natürlich eigenhändig optimieren: So kommt eine schlichte Siebengang-Kettenschaltung mit Tourney-Wechsler mit Drehgriff zum Einsatz, deren Übersetzungsbereich mit 11-28-Ritzelpaket und 30er Kettenblatt weniger groß ausfällt; das Vorderrad wird per Schraubachse befestigt, was umständlich ist, wenn das Bike beispielsweise im Auto transportiert wird. Recht einfach fällt auch der Seitenständer aus, der am sportlich genutzten Bike freilich ohnehin abmontiert werden kann. Typisch Cannondale ist das Sattelstützenmaß – 25,4 mm statt der üblichen 27,2 mm.
Der nach oben gekröpfte Riser-Lenker sorgt für eine aufrechte Sitzhaltung, und auch an diesem Rad ist der Vorbau maximal kurz – das lässt bei Wachstumsschüben etwas Spielraum. Mit 29 cm kurzem Sitzrohr fällt der Cannondale-Rahmen eher klein aus; die Überstandshöhe ist mit 587 mm erfreulich niedrig. Gerade für kleinere Kinder günstig ist auch die niedrige Tretlagerhöhe, die Handling und Auf-/Absteigen erleichtert; bedingt ist sie auch dadurch, dass Cannondale mit 1,5 Zoll vergleichsweise schmale Reifen verbaut, die auch weniger hoch bauen. Damit ist das Quick 24 eher ein Allrounder für Beginner als ein richtiges MTB und auch auf Asphalt ziemlich flott – gut geeignet für den Alltagseinsatz und für Touren, aber eben auch eine Basis für individuelles Tuning.
Fazit
Cannondale montiert an einen wunderschönen Rahmen eher einfache Komponenten, die kleineren Kindern genügen dürfen. Angesichts des günstigen Preises kommen Bike-affinen Eltern freilich Aufrüst-Gelüste.
BMC Blast 24: Bulliges Bike mit „Luftfederung“
Preis: 649 Euro
Gewicht: 10,0 kg (Herstellerangabe)
Webseite: www.bmc-switzerland.com
Beim Bike der Schweizer ist sofort klar, wohin die Reise geht: Mit 2,4 Zoll breiten Reifen ist das Blast 24 schon fast ein Fatbike, und die Scheibenbremsen geben dem Bike einen dezidiert sportlichen Look. Außerdem wirkt es eher wuchtig, ist mit rund zehn Kilo aber vergleichsweise leicht. Das gelingt mit hochwertigem Material: Der mit glatten Schweißnähten und Innenverlegung von Schaltzug und Bremsleitung sehr schön gemachte Rahmen entlastet die Waage mit dünnwandigen Rohren; eine Pulverbeschichtung sorgt für dauerhaft schöne Optik. Auch der Laufradsatz ist leichter, als er aussieht. Außerdem lassen sich die Alexrims-Felgen auch tubeless fahren – wer Schlauchlosreifen aufzieht, kann noch einmal mehrere Hundert Gramm Gewicht sparen.
BMC montiert eine recht hochwertige 1×8-Schaltung mit 32er Kettenblatt und 11-34er Kassette; geschaltet wird sportlich und exakt per Trigger Shifter. Erwähnt werden sollte der Kurbelsatz: Das Kettenblatt ist angeschraubt, nicht aufgenietet, kann also bei Bedarf getauscht werden; außerdem sorgen die „Narrow-wide“-Zähne dafür, dass die Kette sicher gehalten wird.
Mit kurzem Sattelrohr, Riser-Lenker und Mini-Vorbau ergibt sich eine kindgerecht aufrechte Sitzhaltung, die für Sicherheit und Überblick im Gelände sorgt. Das Tretlager liegt trotz der voluminösen Reifen nicht allzu hoch und die Überstandshöhe ist üppig bemessen. Auffällig ist allein der mit 650 mm sehr breite Lenker – üblich sind 560 bis 580 mm. Was in der Theorie die Kontrolle verbessert, kann gerade für kleinere Fahrer gewöhnungsbedürftig sein. Davon abgesehen, gehört das BMC zu den attraktivsten Modellen im Testfeld, lässt es sich doch auch in anspruchsvollem Gelände sehr gut fahren. Das trotz Breitreifen und Discbrakes geringe Gewicht muss allerdings recht teuer bezahlt werden.
Fazit
Schöner Rahmen, fette Reifen: Mit dem BMC kann man es ordentlich krachen lassen – mehr Mountainbike brauchen Kinder nicht. Höchstens ein, zwei Gänge mehr wären wünschenswert.
Woom 5: Leicht und unverwechselbar
Preis: 479 Euro
Gewicht: 8,7 Kilo (Herstellerangabe)
Webseite: www.woombikes.com
Die Kinderräder von Woom sind leicht erkennbar: Gabel und Hinterbau weiß, dazu eine kräftige Farbe am Hauptrahmen – so hat sich die Marke ein einmaliges Erkennungszeichen gegeben, zumal alle sechs Größen – vom Laufrad bis zum 26-Zoll-Bike – im gleichen Look gehalten sind. Doch die Optik ist längst nicht alles: Das Woom überzeugt mit inneren Werten und einem ausgesprochen geringen Gewicht, dazu ist es vergleichsweise preiswert.
Das für Sieben- bis Elfjährige entwickelte 24-Zoll-Modell entspricht in Sachen Ausstattung weitgehend seinen Mitbewerbern: Am schlanken, leichten Rahmen finden sich Achtgang-Kettenschaltung mit Drehgriff, 29er Kettenblatt und 11-32er Kassette, V-Bremsen sowie mit 1,85 Zoll nicht allzu breite Reifen. Letztere sind auf Laufräder mit nur 20 Speichen montiert, die bereits vom Leichtbau-Gedanken und der kindgerechten Bauweise zeugen – das Woom ist so stabil, wie es für Kinder sein muss, hat dabei aber mit einer Belastbarkeit von 80 Kilo durchaus Reserven. Deutlich vom Gewohnten weicht das Cockpit ab: Lenker und Vorbau sind mit einem Drehgelenk verbunden, das auf einfache Weise eine Höhen- und Längenverstellung der Lenkerposition ermöglicht. Was etwas seltsam aussieht, ist bei längerer Nutzungsdauer praktisch, wo ansonsten ein anderer Vorbau montiert werden müsste; will das Kind gestreckter sitzen, wandert der Lenker allerdings auch etwas nach unten. Insgesamt fällt die Sitzlänge auf dem Woom minimal größer aus als bei anderen 24-Zöllern. Auch an anderen Stellen fallen sinnvolle Details auf: So ist der Kettenschutzring angeschraubt und nicht genietet – sollte er einmal brechen, kann er leicht ausgetauscht werden. Die Naben laufen auf langlebigen Rillenkugellagern.
Mit den nicht allzu breiten Reifen ist das Woom eher Allrounder als Offroader; das Schutzbleche und Gepäckträger montiert werden können, sorgt für zusätzlichen Praxisnutzen. Das geringe Gewicht bewährt sich in jeder Situation: Das Handling wird insgesamt einfacher, auch wenn es darum geht, das Rad einmal über ein Hindernis zu heben.
Fazit
Das Woom ist in allen Details extrem hochwertig ausgestattet, dabei leicht und angesichts des Gebotenen sehr preiswert. Und nicht zuletzt der hohe Wiedererkennungs- und -verkaufswert macht es sehr beliebt.
Bulls Tokee Ultra Lite 24: Carbon für Kids
Preis: 899,95 Euro
Gewicht: 10,6 Kilo (Herstellerangabe)
Webseite: www.bulls.de
Die Marke Bulls ist einerseits auf den Massenmarkt ausgerichtet, andererseits tief im MTB-Rennsport verwurzelt – ein eigenes Team und zahlreiche internationale Erfolge sprechen für sich. Bislang orientierten sich die Kinder- und Jugendräder der Marke an Ersterem, doch damit ist nun Schluss: Für 2021 bringt Bulls eine Reihe sehr ungewöhnlicher Kinder-Mountainbikes auf den Markt, die sich eher an sportlich genutztem Material orientieren.
Beim Tokee Ultra Lite 24 nur auf Preis und Gewicht zu schauen, führt in die Irre. Die meisten Wettbewerber wiegen und kosten weniger – doch das Bulls kann mehr. Ist es doch ein vollwertiges Mountainbike mit allem, was dazugehört.
Außergewöhnlich ist bereits der Rahmen, der aus Carbon gefertigt wird und damit deutlich leichter ist als Aluminium-Modelle. Mit kurzem Sitzrohr und hoher Front ist er kindgerecht ausgelegt; das Tretlager liegt freilich vergleichsweise hoch. Allzu kleine Kinder sollten ohnehin nicht auf das Tokee 24 gesetzt werden, denn auch wenn die hochwertige Luftfedergabel sensibel anspricht, braucht sie doch ein gewisses Maß an Druck, um aktiv zu werden. Ein weiteres Highlight des Rahmens ist die komplett integrierte Zug- und Leitungsführung bis in die Kettenstreben hinein – aufgeräumter geht es nicht.
Wie es sich für ein echtes Mountainbike gehört, ist das Bulls natürlich mit Scheibenbremsen ausgestattet, dazu mit einer 1x-Schaltung, die hier allerdings mit zehn Ritzeln von 11 bis 46 Zähnen ausgestattet ist. Zusammen mit dem 29er Kettenblatt ergibt sich ein sehr großer Übersetzungsumfang, der leichte Gänge für Steilpassagen parat hat.
Ziemlich (um nicht zu sagen über-) breit fallen die Reifen aus: Mit 2,35 Zoll haben sie in Relation zum Durchmesser fast schon Fatbike-Ausmaße, dabei jedoch das große Plus, dass sie wie die Felgen tubeless gefahren werden können. Das senkt das Laufradgewicht und verbessert gleichzeitig Rollwiderstand und Pannenschutz. Für Alltagstauglichkeit sorgen Steckplätze für spezielle Akkuleuchten, wobei das Rücklicht ziemlich weit unten liegt.
Angesichts dieser Ausstattungsmerkmale ist das Tokee Ultra Lite 24 mit 900 Euro konkurrenzlos billig – und auch die Eltern werden ein bisschen neidisch sein, denn das günstigste Carbon-Hardtail für Erwachsene kostet bei Bulls derzeit 1.599 Euro. Nur die schlichte Sattelkerze sollte einer richtigen Patentstütze weichen.
Fazit
Carbonrahmen, Luftfedergabel und Zehngangschaltung – an die Technik des Bulls kommt keiner ran, und zu diesem Preis schon gar nicht. Ein Leckerbissen für ambitionierte Offroad-Kids und Bike-affine Eltern.
Orbea MX 24 Team: Vorreiter der Ein-fachheit
Preis: 419 Euro
Gewicht: k.A.
Webseite: www.orbea.com
Der spanische Anbieter gehört in Sachen „1x-Starrbike“ zu den „Early adopters“. Das MX 24 Team war schon am Markt, als viele andere Marken noch dem Dreifach-Kettenblatt die Treue hielten; entsprechen weit verbreitet sind die Bikes des als Genossenschaft organisierten Herstellers. Vor der Grundschule ein MX 24 „in echt“ zu sehen, ist also durchaus möglich – und ein näherer Blick lohnt sich.
Erst einmal gefällt der kräftig gefärbte Rahmen, der mit einer geraden Linie vom Steuerkopf bis zum hinteren Ausfallende sehr dynamisch wirkt. Das Sitzrohr ist mit 33 cm etwas länger gehalten; die Überstandshöhe fällt mit 660 mm ziemlich groß aus. Das Cockpit liegt hoch genug für eine aufrechte Sitzhaltung. Das Steuerrohr ist kurz, die Gabel baut hoch – kein Wunder, denn hier passt auch eine Federgabel hinein. Ebenso Scheibenbremsen, und natürlich bietet Orbea das MX 24 in entsprechenden Varianten an. Der Schaltzug wird elegant im Unterrohr geführt, nicht jedoch der Bremszug – das liegt daran, dass die optionale Scheibenbremse als geschlossenes System montiert wird. Die spezifizierten V-Brakes reichen aber locker aus, ebenso die Neunfach-Schaltung, die mit 11-36 Zähnen hinten und 32er Kettenblatt gerade bergauf genug Reserven bietet. Sehr gut: Geschaltet wird schnell und präzise per Triggerschalter. Ebenfalls erfreulich ist, dass am Kurbelsatz ein geschraubter Kettenschutzring verwendet wird. Eher Standard sind die konventionell gespeichten Laufräder mit gut zwei Zoll breiten Kenda-Reifen; die Sattelstütze mit Jochklemmung erlaubt eine einfache Einstellung der Sattelneigung. Der Vorbau fällt mit 70 mm eher lang aus, der Lenker ist mit 560 mm ausgewogen – werde zu breit noch zu schmal also. Mit knapp über 400 Euro ist das Orbea MX 24 Team dazu vergleichsweise günstig ausgepreist; angesichts der schönen Machart sollte es daher bei der Kinderrad-Kaufentscheidung in die engere Wahl genommen werden.
Fazit
Schöne Optik, gute Technik – der spanische Anbieter hat auch Kindern viel zu bieten. Das preiswerte und hochwertige Bike wendet sich allerdings an etwas größere Piloten, die mit der Überstandshöhe klarkommen.
Bergamont Revox 24 Lite: Preiswertes Kinderfahrrad
Preis: 349 Euro
Gewicht: 10,1 Kilo (Herstellerangabe)
Webseite: www.bergamont.com
Junge oder Mädchen? Beim Bergamont Revox ist das nur eine Frage der Farbe – Limette für ihn, Türkis für sie. Ansonsten ist das Rad genderneutral, dabei für bestimmte Zielgruppen durchaus interessant. Der knappe Preis lässt keine großen Sprünge bei der Ausstattung vermuten, und in der Tat ist beispielsweise die Schaltung eher einfach gehalten mit sieben Gängen und Drehgriff. Der Übersetzungsumfang ist mit 32er Kettenblatt und 11-34er Ritzelpaket jedoch groß bemessen.
Ein Hingucker sind natürlich die Scheibenbremsen, die freilich per Seilzug betätigt werden und daher regelmäßig nachjustiert werden müssen. Was für sportliche Optik sorgt, treibt immerhin nicht das Gewicht in die Höhe: 10,1 Kilo (Herstellerangabe) sind ein guter Wert, gerade angesichts des knappen Preises. Wer das Rad unter zehn Kilo bringen will, sollte mit den Reifen anfangen: Sie sind mit 2,4 Zoll unnötig breit und damit schwer und können irgendwann gegen leichtere Modell ersetzt werden.
Wobei man damit vielleicht gar nicht warten will. Schaut man sich nämlich die Geometriedaten des Revox an, fallen die recht geringe Tretlagerhöhe, das mit mit 27,5 cm sehr kurze Sitzrohr und die mit 59 cm sehr geringe Überstandshöhe auf. Dieses Rad wendet sich an eher kleine Kinder; bei manchem Wettbewerber braucht es sechs Zentimeter längere Beine, um sicher auf- und abzusteigen. Damit ist das Bergamont ein ideales Einstiegsmodell, bei dem man dann natürlich gerne noch etwas Gewicht sparen mag – zum Beispiel bei der Bereifung. Angesichts dieser Ausrichtung geht im übrigen auch die Siebengang-Schaltung in Ordnung; mehr Gänge sind anfangs nicht unbedingt nötig. Kindgerecht ist auch das Schutzpolster am Vorbau, das Blessuren vermeidet. Und gerade junge Eltern freuen sich auch am niedrigen Preis – so ist das Revox 24 Lite eine gute Wahl für die ersten Schritte im Gelände, egal, in welcher Farbe.
Fazit
Nicht zuletzt durch die Scheibenbremsen ist das Revox ziemlich cool, dabei schon für kleinere Fahrer geeignet und angenehm preiswert. Eine gute Wahl für vielseitigen Fahrrad-Spaß.
KTM Wild Speed Disc 24.9: MTB-Technik für Offroad-Kids
Preis: 549 Euro
Gewicht: 11,8 Kilo (Herstellerangabe)
Webseite: www.ktm-bikes.at
KTM als reinrassige Sportmarke zu beschreiben, wäre nicht übertrieben. In Sachen E-MTB hat der österreichische Traditionshersteller Pionierarbeit geleistet, und auch Mountainbikes ohne Motor kann KTM. Warum das also nicht auf Kindergröße herunterbrechen?
Mit dem 2021er Wild Speed macht der Anbieter noch einmal einen großen Schritt nach vorne. Der Rahmen mit der geraden Übergang vom Oberrohr zu den Sitzstreben und Leitungsführung im Oberrohr sieht erwachsener aus; neu bei KTM ist die Kombination aus 1×9-Schaltung und Federgabel. Mit kurzem Vorbau und hoher Front ist das Rad wie ein modernes Trailbike geschnitten; die Bereifung erscheint maßstabsgerecht verkleinert und fällt mäßig voluminös aus. 80 mm Federweg reichen locker aus für kleine Piloten; mehr Federweg würde den Lenker zu weit nach oben verschieben und den sportlichen Charakter des KTM verwässern. Kindgerecht ist die Lenkerform mit leicht zum Fahrer hin orientiertem Griffbereich; mit dem Schwalbe Black Jack ist ein Reifen montiert, der recht gut auf Asphalt rollt mit mit dem offenen Profil im Bereich der Schulterstollen im Gelände ordentlich Grip bietet.
Einen Nachteil hat die neue, schönere Rahmenform allerdings: Im Vergleich zum alten Wild Speed mit dem Kinderrad-typischen Knick ist die Überstandshöhe um fast 6 cm größer. Damit steigt das Einstiegsalter an, und der Start ins Mountainbiker-Leben auf dem KTM muss vielleicht auf den nächsten Geburtstag verschoben werden.
Fazit
Das neue Wild Speed ist noch sportlicher und erfreut mit echter MTB-Technik zum interessanten Preis. Mit der neuen Geometrie wendet es sich an etwas größere Kids, die auch mit dem Gewicht klarkommen sollten.