Test: Fuji setzt auf Gravel statt auf Cross und knüpft damit an die bekannten Reiserenner der Marke an. Wobei das Fuji Jari mit seinem Carbonrahmen deutlich moderner wirkt als jene und mit vielen Anbau-Optionen Langstreckenfahrer entzücken dürfte.
Reiserennräder gibt es bei Fuji seit jeher; dass die japanisch-amerikanische Traditionsmarke ins Gravel-Segment eingestiegen ist, war also nur folgerichtig. Gleichzeitig ist das Portfolio deutlich gestrafft worden: Cyclocross-Bikes sind komplett aus dem Programm genommen worden, und Rennräder mit Felgenbremsen gibt es nun nur noch im untersten Preissegment. Wer graveln will, stört sich daran nicht, sondern kann sich im Gegenteil an den attraktiven Jari-Modellen erfreuen. Alu-wie Carbon-Bikes sind als Kompletträder oder Rahmensets zum Selbstaufbau verfügbar, dazu verfügen sie über interessante Details, die einen näheren Blick lohnen.
Reisetaugliche Gangvielfalt
Mit knapp 3.200 Euro ist das Jari Carbon 1.1 das hochpreisigste Modell der Serie; der Carbonrahmen ist ebenfalls als 1.3 mit Shimano 1×11 und Alexrims-Laufrädern verfügbar. Wer ein reisetaugliches Gravelbike sucht, ist jedoch mit dem hier vorgestellten Modell besser beraten, zumal es mit 48/32er Kurbel und 11-34er Kassette einen ziemlich breiten Übersetzungsumfang bei gleichzeitig recht enger Abstufung bietet. In jedem Fall ist das Jari voller interessanter Rahmendetails, die gerade Langstreckenfahrern gefallen: So können im Rahmendreieck unterschiedliche Flaschenhalter befestigt werden, wobei der „Bottle cage adjuster“ am Unterrohr eine Feineinstellung der Flaschenhalterposition erlaubt. An der Gabel können Haltevorrichtungen installiert werden, und am Oberrohr ist eine kleine „Bento box“ installiert, in die freilich nicht allzu viel hineinpasst.
Schutzbleche, Träger, Licht – warum nicht?
Schutzbleche können ebenso montiert werden wie ein Gepäckträger am Hinterbau, dazu kommen noch weitere Optionen, wenn man das Rahmenset erwirbt, um sich selbst einen Graveller aufzubauen: Oben am Unterrohr ist eine Klappe für die Di2-Schaltbox installiert; durchs rechte Gabelbein kann man das Kabel eines Nabendynamos führen – ein Stromkabel nach hinten ist allerdings nicht vorgesehen. Der Rahmen ist weiterhin mit einem Steinschlagschutz unterm Tretlager ausgestattet, dazu mit einem kleinen Polster, falls das Rad mal getragen werden muss; letzteres ist allerdings eher hart. Ansonsten kann man sich über die komplett innenliegenden Züge und Leitungen freuen, die trotz der zahlreichen Gewindeeinsätze für ein aufgeräumtes Bild sorgen.
Wie es sich für ein Gravelbike gehört, sitzt es sich auf dem Jari eher kompakt als gestreckt, dabei aufgrund des kurzen Steuerrohrs (150 mm beim 54er Rahmen) nicht übermäßig aufrecht. Wer einen etwas längeren Vorbau montiert, kann durchaus sportlich sitzen. Was das Lenkverhalten angeht, fühlt sich das Testrad sehr agil an – kein Wunder bei einem Radstand, der nur wenig über einen Meter misst.
Der Rahmen macht einen ordentlich steifen Eindruck und bietet auch bei hohem Tempo viel Sicherheit; mit gebogenen Sitzstreben und Carbonsattelstütze wirkt das Rad dazu ansprechend komfortabel. Gewöhnen muss man sich aber an den recht stark ausgestellten Lenker mit 25° Flare – typisch Gravel, aber nicht bei allen beliebt.
Ausstattung auf hohem Niveau
Fuji stattet das Jari mit einer Shimano GRX 810 aus – die Top-Gravelgruppe der Japaner, hier flankiert von einem eher soliden als leichten FSA-Kurbelsatz mit etwas einfach wirkender Kunstoffblende. Wie üblich bietet die Gruppe hohen Bedienungskomfort und optimale Funktion, wozu auch der recht geschmeidige Kettenblattwechsel gehört. Optimal auf breite Gravel-Reifen ausgelegt sind die DT-Swiss-Laufräder, besohlt mit 42er WTB Resolute – ein eher grobstolliger Reifen, der jedoch auch auf Asphalt ordentlich rollt und vom Hersteller als Allwetter-Allrounder beschrieben wird.
Rund um den voluminösen Reifen ist vorne wie hinten viel Platz; Fuji gibt das Jari für 28-Zoll-Reifen von bis zu 47 mm Breite frei sowie für 650B-Pneus mit 2,2 Zoll. Wer die kleineren Laufräder montiert, darf allerdings nicht vergessen, dass sich dadurch das Tretlager absenkt. Mit 23 mm Innenweite geben die DT-Felgen den Reifen viel Halt; praktischerweise ist die Kombination tubelessfähig, sodass man einfach zu mehr Pannenschutz und weniger Rollwiderstand und Gewicht kommt. Letzteres ist auch nötig, da das Rad inklusive Pedalen nahezu zehn Kilo wiegt – etwas überraschend angesichts der Tatsache, dass der Rahmen in die 1.000-Gramm-Kategorie gehören soll, im Fahrbetrieb freilich nicht weiter bemerkbar. Denn mit dem Jari über Feldwege, Naturstraßen und Trails aller Art zu heizen macht Laune; schwerfällig fühlt es sich definitiv nicht an.
Für all das, was es bietet, ist das Jari 1.1 durch aus günstig ausgepreist – manch vergleichbar ausgestatteter Graveller kratzt schon an der 4.000-Euro-Grenze. Und nochmal zurück zum optional verfügbaren Rahmenset, das allerdings mattschwarz ist: Dessen Preis liegt bei 1.339 Euro – ein weiteres attraktives Angebot. Die Vorzüge des hochwertigen Rahmens mit selbstgewählten Komponenten zu kombinieren, muss also gar nicht so teuer sein. Noch etwas, das für das Fuji Jari Carbon spricht.