Test / E-Performance: Mit dem PowUnity BikeTrax schauen wir uns einen GPS-Tracker für E-Bikes an – konkret hatten wir die Variante für das aktuelle Bosch Smart System im Test.
Leider ist Fahrrad-Diebstahl auch im Jahr 2022 noch ein ausgesprochen relevantes Thema: Trotz Pandemie wurden 2021 deutschlandweit über 230.000 Diebstähle gemeldet. Gerade in Zeiten von E-Bikes, die schnell mehrere tausend Euro kosten, stellt sich die Frage nach geeigneten Schutzmaßnahmen. Neben sicherer Unterbringung und hochwertigen Schlössern werden auch GPS-Tracker immer beliebter, gerade am E-Bike, wo eine notwendige Stromversorgung sichergestellt werden kann. Diese eignen sich zwar nur bedingt als unmittelbarer Diebstahlschutz, können jedoch beim Wiederfinden des gestohlenen Rads und auch bei der Kommunikation mit Polizei und Versicherung helfen. Dennoch werden nur Modelle weniger Hersteller bereits ab Werk mit derartigen Trackern ausgeliefert – in den meisten Fällen bleibt also nur die Nachrüstung nach dem Kauf.
Einer der Hersteller erster Stunde im Bereich GPS Tracker für E-Bikes ist PowUnity. Mittlerweile bieten die Österreicher ihr System für quasi alle gängigen E-Bike Antriebe und Systeme an. Wir haben die Version des BikeTrax Trackers für das neue Bosch Smart System eingebaut und über einige Zeit ausführlich getestet.
PowUnity BikeTrax: Wie funktioniert das?
Bevor wir tiefer in die Thematik einsteigen, zunächst einige Worte zur grundlegenden Funktionsweise des PowUnity BikeTrax. Über einen GPS-Sender samt entsprechender Antenne wird die Verbindung zu den Satelliten hergestellt, worüber die Position in den meisten Fällen sehr genau bestimmt werden kann. Eine fest im Tracker integrierte eSIM-Karte wählt sich zusätzlich in das 2G Mobilfunk-Netz ein. So wird die Verbindung zum zentralen Server hergestellt, worüber die Position des Trackers vom Smartphone oder auch über den Browser abgerufen werden kann. Zusätzlich dient das 2G-Netz als (ungenauere und langsamere) Alternative zur Ortung, sollte kein GPS-Signal vorhanden sein. Für den Betrieb der Sim-Karte ist ein Mobilfunkvertrag nötig, der für das erste Jahr nach dem Kauf des Trackers in dessen Preis enthalten und für die gesamte EU gültig ist. Danach schlägt er jährlich mit 39,50 Euro zu Buche.
Auch wenn es sich beim 2G Netz um vergleichsweise alte Technik handelt, hat sie (noch) einen riesigen Vorteil: Selbst im Mobilfunk-Entwicklungsland Deutschland liegt die Netzabdeckung bei nahezu 100% und daran dürfte sich auch in den nächsten Jahren noch nichts ändern. Falls doch, ist man bei PowUnity jedoch vorbereitet: Da beispielsweise in der Schweiz bereits Teile des 2G Netzes abgeschaltet wurden, arbeitet man derzeit an einer Variante des Trackers, die im 4G-Netz arbeitet. Diese soll bereits Ende diesen Jahres verfügbar sein.
Damit all das funktioniert, braucht es natürlich vor allem eines – Strom! Kein Problem am E-Bike, oder? Zunächst natürlich nicht, immerhin verbraucht der Tracker nur einen winzigen Bruchteil der Energie, die ein E-Bike aus dem entsprechenden Akku zieht. Was aber, wenn der E-Bike Akku mal leer ist? Oder ausgebaut wird, während das E-Bike im Keller oder der Garage steht? Gerade in solchen Situationen ist die Diebstahlgefahr nicht unerheblich und es wäre äußerst unpraktisch, würde der Tracker ausgerechnet dann nicht funktionieren. Deshalb kommt der PowUnity BikeTrax zusätzlich mit einem kleinen Puffer-Akku, der den Betrieb laut Hersteller für ca. 20 Tage gewährleisten soll, ganz unabhängig vom E-Bike.
Der Anschluss des gesamten Systems erfolgt in der Regel direkt am Motor über ein entsprechendes Anschlusskabel. Dadurch lässt sich beim Wechsel des Bikes in den meisten Fällen der Tracker „mitnehmen“ und es ist nur das Tauschen des direkten Anschlusskabels notwendig.
Einbau und Inbetriebnahme
Endkunden können den Tracker problemlos beispielsweise über die Webseite von PowUnity beziehen – müssen sich um den Einbau jedoch selbst kümmern. Dieser ist nicht außerordentlich kompliziert und Anleitungen des Herstellers in Papier- und Video-Form helfen. Für gänzlich ungeübte Schrauber empfiehlt sich dennoch der Gang zum Händler.
Einbau des Trackers
Im Falle unseres Test-Bikes mit Bosch Smart System muss zunächst der linke Kurbelarm abgenommen werden. Hierfür benötigt man den entsprechenden Abzieher, den man entweder direkt bei PowUnity mitbestellen kann oder der bereits seinen Platz in der heimischen Werkstatt hat. Danach geht es ans Entfernen der Kunststoffabdeckung des Motors. Hierfür benötigt man einen Kreuzschlitz und einen T20 Torx-Schlüssel.
Unter der Abdeckung kommen diverse Anschlüsse zum Vorschein – der BikeTrax muss an Gelb/Orange codierten AUX 12V Anschluss angesteckt werden. Dabei ist etwas Fingerspitzengefühl gefragt, da der kleine Stecker nur in einer Position in die Buchse passt. Anschließend wartet jedoch die größte Herausforderung: Sämtliche Komponenten und Kabel müssen so verstaut werden, dass die Abdeckung wieder auf den Motor passt. Beim Bosch CX ist hier nicht viel Platz, mithilfe der beigelegten Kabelbinder und etwas Geduld findet sich jedoch schon ein Plätzchen. Zwei Dinge gibt es zu beachten: Das PowUnity Logo sollte für den bestmöglichen Empfang nach außen zeigen, da sich direkt darunter die Antenne befindet. Beim Aufsetzen der Kunststoffabdeckung zudem unbedingt darauf achten, dass keine Kabel an den Montagelöchern sitzen, die beim Festschrauben beschädigt werden könnten.
Zu beachten beim Bosch Smart System: Abhängig vom Hersteller des E-Bikes kann es nötig sein, den AUX 12V Anschluss vom Händler aktivieren zu lassen.
Koppeln des Smartphones
Im Anschluss kann der Tracker direkt mit dem Smartphone bzw. dem Account gekoppelt werden. Nach Installation der kostenlosen App und Registrierung bei PowUnity scannt man dafür den beigelegten QR-Code, wonach der Tracker fest mit dem Benutzerkonto verbunden wird. Nach der Initialisierung, die ein paar Minuten dauert (und GPS benötigt – also am besten nach draußen gehen!), ist man eigentlich schon startklar.
Funktionen der App
Wir haben die App auf einem aktuellen Android Smartphone getestet. Den offiziellen Videos und Screenshots nach zu urteilen, dürfte es jedoch keine nennenswerten Unterschiede zur iOS-Version geben.
Nach erfolgreicher Anmeldung findet man sich auf dem intuitiv bedienbaren Homescreen wieder, auf dem eine Karte mit dem aktuellen Standort des Trackers den meisten Platz einnimmt. Hier wird immer die zuletzt bekannte Position des Bikes angezeigt. In Bewegung sendet der Tracker alle zehn Sekunden ein Signal, bei längerem Stillstand geht er in den Energiesparmodus. Sobald Bewegung registriert wird, beginnt er wieder damit, Standortdaten zu übermitteln. Die Routen werden automatisch abgespeichert und lassen sich jederzeit wieder aufrufen. So lässt sich der BikeTrax auch als regulärer GPS Tracker nutzen, um beispielsweise Touren aufzuzeichnen.
Alarmfunktion
Die Trackingfunktion ist simpel: Auf der Karte wird die zuletzt bekannte Position dargestellt, zudem gibt es einige Zusatzinfos wie z.B. wann das Rad zuletzt bewegt wurde. Über ein Schloss-Symbol in der Bildschirm-Mitte lässt sich der Alarm aktivieren. Sobald eine Bewegung erkannt wird, meldet sich die App am Smartphone über ein Alarmsignal und eine Push-Nachricht, so dass man schnell entsprechende Maßnahmen ergreifen kann.
Steckbrief und Diebstahlmeldung
Für das registrierte Rad lässt sich innerhalb der App auch ein Steckbrief anlegen, um im Falle eines Diebstahls direkt alle wichtigen Infos griffbereit zu haben. Von Fahrradhersteller über Farbe bis hin zur Rahmennummer kann man alle relevanten Daten hinterlegen. Auch Fotos können direkt hochgeladen werden. So lässt sich dann direkt aus der App jederzeit eine PDF-Datei erzeugen, in der diese Infos verzeichnet sind, inklusive des letzten bekannten Standorts des Bikes. Dieses Dokument kann dann im Falle eines Diebstahls direkt an die Polizei, die Versicherung übermittelt oder auch über Social Media geteilt werden.
Anbindung an Smart Home Systeme
Etwas versteckt, aber für einige Käufer vielleicht durchaus interessant ist die Möglichkeit, den Tracker in das eigene Smart Home System einzubinden. Hierfür bekommt man einige Commands, über die sich beispielsweise der Alarm ein- und ausschalten lässt. So wäre es je nach der individuellen Infrastruktur beispielsweise möglich, den Alarm automatisch beim Abschließen der Garage oder in Abhängigkeit von der Uhrzeit zu aktivieren.
PowUnity BikeTrax im Praxiseinsatz
Alles in allem konnte uns der PowUnity BikeTrax in der Praxis durchaus überzeugen. Das Tracking ist meistens sehr genau und ausgesprochen zuverlässig. Unter freiem Himmel ist die Ortung bis auf wenige Meter genau, in Autos oder geschlossenen Räumen wird es dann jedoch deutlich ungenauer. Das kann beim Aufspüren eines Bikes in dicht besiedelten Gebieten problematisch werden, ist aber nicht direkt dem PowUnity Tracker geschuldet, sondern vielmehr der zugrunde liegenden GPS-Technik. Wer noch zusätzliche Sicherheit möchte, könnte beispielsweise zusätzlich einen Airtag irgendwo am Bike unterbringen, so wäre man für verschiedenste Szenarien abgesichert. Möchte man nur auf eine Art der Absicherung setzen, würden wir aufgrund der lückenlosen Netzabdeckung jedoch dringend zu einem GPS-Tracker wie dem BikeTrax raten.
Positiv überrascht waren wir von der sehr reaktionsschnellen Alarmfunktion. Auch wenn sich der Tracker im Standby-Modus befand, das Rad also mehrere Tage nicht bewegt wurde, schlägt der Alarm innerhalb von ca. 10 Sekunden an, wenn Bewegung registriert wird. Das dürfte in den allermeisten Fällen genügen, um den Diebstahl eventuell noch zu verhindern – vorausgesetzt, man ist in der Nähe. Für eine zuverlässige Funktion sollte man auf alle Fälle sicherstellen, dass das Smartphone die PowUnity App nicht in den Stromsparmodus zwingt, was in unserem Fall (Xiaomi Mi 11) zu einem verzögerten Alarm von teils über einer Minute geführt hat.
Pufferakku mit begrenzter Laufzeit und ungenauer Anzeige
Etwas Anlass zur Kritik haben wir angesichts des Puffer-Akkus. Dieser dürfte für unseren Geschmack durchaus etwas größer ausfallen, auch wenn die Unterbringung am Rad dadurch noch ein wenig komplizierter wird. Denn die von PowUnity angegebenen 20 Tage konnten wir in unserem Test nicht ganz erreichen und in unserem begrenzten Testzeitraum war nach nach durchschnittlich 14 Tagen Feierabend. Das ist immer noch eine lange Zeit, keine Frage – aber wenn man das Rad über den Winter ohne Akku im Keller oder der Garage lagert, muss man regelmäßig daran denken, den Akku einzusetzen, um den Tracker aufzuladen.
Nachtrag: PowUnity hat uns darauf hingewiesen, dass es für längere Lager- bzw. Stehzeiten auch einen optionalen Zusatzakku gibt, der sich einfach „zwischenschalten“ lässt und die Laufzeit theoretisch verdoppelt sollte. Diesen würden wir in jedem Fall empfehlen – und sei es nur, um sich während des Urlaubs (ohne Rad) oder während des Winters keine Sorgen um einen eventuell zur Neige gehenden Tracker-Akku machen zu müssen.
Dazu kommt, dass die in die App integrierte Akkuanzeige nicht immer zuverlässig war. Immer wieder meldete sie einen leeren Akku, nach kurzer Bewegung des Rads sprang die Anzeige dann jedoch auf 100%. Toll wäre es, würde die App die Option bieten, auch eine Push-Nachricht zu senden, wenn der Ladestand des BikeTrax Akkus unter 5% sinkt – dann müsste man diesen nicht regelmäßig manuell prüfen.