Test Fuji E-Jari EQP: Mit dem E-Jari dockt Fuji an seine lange Reiserenner-Tradition an. Dabei ist das neue Modell gleich in zweifacher Hinsicht topmodern: Es basiert auf einem Gravelbike und ist mit Fazua Evation optimal motorisiert.
Das japanisch-amerikanische Unternehmen Fuji blickt auf eine über 120-jährige Tradition zurück, in der selbstverständlich auch das Rennrad eine wichtige Rolle spielt – im Sport ebenso wie als Touren- und Reiserad. Bis heute bietet der Hersteller einen klassischen Randonneur an, ein Reiserad mit Rennlenker, schlankem Stahlrahmen und Vollausstattung und antiquiert wirkender 3×9-Schaltung. Doch das ist nur eine Facette des Sortiments von Fuji, über die sich traditionsbewusste Radfahrer durchaus freuen dürften. Die andere ist ein topmoderner Reiserenner mit Gravel-Genen, der über ein ganz besonderes Feature verfügt: Vorhang auf für das E-Jari EQP mit der aktuellen Version des „Fazua Evation“-Antriebs.
Reiserenner mit „E“ auf Wunsch
Wer braucht einen E-Reiserenner? Im Grunde ist das Konzept die logische Fortführung des traditionellen Randonneurs, der schon lange vor Mountain- und Trekkingbike mit drei Kettenblättern vorne ausgestattet war, um extrem leichte Berggänge zur Verfügung zu stellen, wie man sie auf langen Touren mit Gepäck nun mal braucht. Dieser Grundidee ist das Fuji E-Jari treu geblieben – mit 42er Kettenblatt und 11-42er Kassette ist es ebenfalls mit einer sehr kurzen Übersetzung für steile Anstiege ausgestattet. Dazu kommt der kompakte Fazua-Antrieb, der sich ausdrücklich als Hilfsmotor versteht und damit perfekt zur Idee eines zügigen Reisetempos auf Asphaltstraßen und Naturwegen passt: Dort, wo es in der Ebene auch ohne Unterstützung flott voran geht, schaltet man den Motor ab und genießt dann völlig widerstandsfreies, natürliches Dahinrollen. Wenn dann ein Anstieg kommt, den man nicht komplett aus eigener Kraft bezwingen will, liefert das Aggregat punktgenaue Unterstützung. So kommt man auch mit dem 250-Wattstunden-Akku gut zurecht, den anders als etwa bei einem Bosch-Bike braucht man den Motorschub nicht permanent.
Fazua im Fuji E-Jari mit mehr Schub
Der jüngst von Porsche übernommene Antriebshersteller Fazua stattet das Fuji E-Jari mit der aktuellen „Black Pepper“-Version des kompakten Motors aus: Dahinter verbirgt sich eine optimierte Software, die zum einen stärkeren Schub ermöglicht, zum anderen aber individuelle Einstellungsmöglichkeiten bietet. So kann man etwa durch Reduzierung der maximalen Unterstützung mehr Reichweite aus dem Akku herauskitzeln. Auch die Relation von Antriebsleistung zu Fahrerleistung lässt sich den eigenen Vorlieben entsprechend justieren.
Fuji verpackt den Antrieb in einen dezent geformten Alu-Rahmen, bei dem nur das voluminöse Unterrohr von der typischen Gravelbike-Optik abweicht. Zur flächigen Anmutung passt die Innenverlegung der nach hinten führenden Leitungen, die durch den Vorbau ins Rahmeninnere geleitet werden; nur von der vorderen Bremsleitung sieht man ein Stück. Die Carbongabel ist mit Gewindebohrungen für Gepäckhalterungen versehen; ein solider Gepäckträger und Gewinde für zwei Flaschenhalter runden das Jari in dieser Hinsicht ab. Die Gravel-typische kleine Oberrohrtasche lässt sich nicht montieren – an ihrer Stelle befindet sich das Bedien-Panel des Antriebs.
Gute Ausstattung und sportliche Geometrie
Fuji stattet das E-Jari mit den bewährten GRX-Komponenten von Shimano aus, dazu gibt es einen soliden WTB-Radsatz mit 32 Speichen, der wie die 45 mm breiten WTB-Reifen schlauchlos gefahren werden kann. Der Frontscheinwerfer ist mit 50 Lux nicht übermäßig hell; das hintere Schutzblech könnte etwas länger sein. Sitz- und Lenkgeometrie des E-Jari dürfen durchaus sportlich genannt werden: Bei 56 cm Rahmenhöhe ist der Lenkwinkel für ein Gravelbike eher steil, die Sitzposition ist recht gestreckt, dabei aber nicht zu tief.
Der sportlichen Tradition seines Herstellers wird der E-Graveller von Fuji damit gerecht, und dazu ist er sehr vielseitig. Ob Bikepacking-Wochenende, Radreise oder tägliches Pendeln zum Job – das E-Jari bietet sich für all jene an, die tendenziell zügig unterwegs sind und dabei selbst entscheiden wollen, wann sie Motorunterstützung brauchen. Mit rund 4.200 Euro ist das Rad dabei nicht einmal sonderlich teuer – zumal im Vergleich mit den unmotorisierten Varianten das Jari.