Bulls Aminga EVA 1 im Test: Mit starkem Antrieb und viel Federweg vorne spricht das Bulls ebenso Einsteigerinnen wie Routiniers an. Als E-Hardtail für alle Fälle lässt es sich sogar zum Alltagsrad umbauen und beweist damit noch mehr Vielseitigkeit.
Als vor knapp 50 Jahren das Mountainbiken erfunden wurde, gab es noch keine Mountainbikes. Und das wohl erste Rennen, das Repack Race, war ein Downhill-Wettbewerb, zu dessen Startpunkt man seinen Cruiser mühevoll schieben oder per Pick-Up shutteln musste. Man sieht: Die Frage, wie man per Bike am einfachsten bergauf kommt, beschäftigt die Szene seit jeher. Doch seit rund zwölf Jahren heißt die Lösung nicht mehr Dreifach-Kettenblatt, sondern Unterstützungsmotor.
Neuer Schwung fürs Mountainbike
Die Antriebstechnik hat dem Offroad-Sport einen ungeahnten Schub gegeben, denn einerseits gibt sie erfahrenen Bikern ganz neue Möglichkeiten – so ermöglicht die Antriebsunterstützung längere Federwege sowie neue Kinematiken und Geometrien –, andererseits haben viele Aktive erst mit dem E-MTB den Weg ins Gelände gefunden. Ob mit Unterstützung oder ohne, verrät also nichts über die Person auf dem Bike, ihre Erfahrung und ihre fahrerischen und körperlichen Fähigkeiten. Und so ist ein E-MTB wie das Bulls Aminga EVA 1 ebenso für Routiniers wie für Neueinsteigerinnen in den MTB-Sport interessant.
Was natürlich vor allem an seinen Eigenschaften liegt: Bulls stattet das Aminga mit dem starken Bosch CX aus, der Fahrerinnen aller Klassen Vorteile bietet. Wer noch nicht so lange im Sattel sitzt und auf schweren Strecken konditionell im Nachteil ist, kann dank der starken Unterstützung seine (bzw. ihre) Kräfte schonen. Wer dagegen über Trail-Erfahrung und gute Radbeherrschung verfügt, nutzt das hohe Drehmoment dazu, verblockte Passagen und Spitzkehren zu meistern, die mit einem nicht motorisierten Bike unfahrbar wären.
Schöne Optik mit Intube-Akku
„EVA“ (bzw. „EVO“ bei den Bikes für Männern) steht bei Bulls für einen in den Rahmen integrierten Akku, was nicht zuletzt der Optik des Bikes zugutekommt. Im Falle des Aminga 1 stehen Batterien mit 500 oder 625 Wattstunden zur Auswahl – letztere sorgt für noch mehr Reichweite und kostet dafür 200 Euro extra.
Am Aminga EVA 1, dem günstigsten Modell der Baureihe, kombiniert Bulls den starken Bosch-Antrieb mit solidem Material: Das Bike ist mit einer Stahlfedergabel mit 120 mm Weg ausgestattet. Außerdem mit Zehngang-Kettenschaltung, wobei der Übersetzungsumfang von 11-46 Zähnen für die allermeisten Strecken ausreichen sollte. Im Vergleich zum Elffach-Antrieb muss man nur auf einen Berggang verzichten (51 Zähne); beim Zwölffach-Getriebe kommt mit dem Zehner-Ritzel ein weiterer Schnellgang hinzu.
Viel Volumen für Traktion und Fahrkomfort
Auffällig sind die extrem breiten Reifen, auf denen das Aminga rollt: Mit 2,6 Zoll bzw. 66 mm verfügen sie über ein extrem großes Luftvolumen, das einerseits den Fahrkomfort, andererseits die Traktion und damit die Fahrsicherheit verbessert. Die ebenfalls angenehm breiten Felgen können auf tubeless umgerüstet werden; der Verzicht auf den klassischen Fahrradschlauch verbessert dann Rolleigenschaften wie Pannenschutz weiter. Dafür müssen allerdings andere Reifen nachgerüstet werden.
Das ist auch das Stichwort für eine Komponente des Antriebssystems, das Display – das fehlt nämlich beim Aminga. Was nur geht, da das Rad mit dem Bosch Smart System ausgestattet ist, der modernsten Variante des Motors. Hierbei ist das Display als „Gehirn“ des Systems nicht mehr nötig; alle Funktionen werden über die stylische „LED Remote“ am Griff bedient und ein Display kann nach Wunsch nachgerüstet werden. Dadurch wird die Sache für Einsteigerinnen einfacher und auch preisgünstiger; erfahrene Bikerinnen sind derweil ohnehin meist mit einem GPS-Radcomputer ihrer Wahl unterwegs.
Mit zwei Klicks zu Licht am Bike
Und noch etwas kann nachträglich an das Bike montiert werden, nämlich eine Lichtanlage – und für diese hat sich Bulls etwas ganz Besonderes ausgedacht: An Vorbau und Sattelklemme können spezielle Leuchten eingeschoben werden, die dann mit dem Antriebsakku verbunden sind –mit praktisch unbegrenzter Stromversorgung. Das ist nicht nur deshalb interessant, weil frau ihre Touren auf dem Aminga so in die Dämmerung ausdehnen kann. Die „MonkeyLink“-Lichtanlage ist auch der erste Schritt dazu, das Offroad-Bike zum Alltagsrad umzubauen, wozu dann nur noch Schutzbleche, ein Seitenständer und vielleicht ein Gepäckträger montiert werden müssen. Und damit ist das topaktuelle E-Bike nicht nur ausgesprochen vielseitig – es knüpft auch an die Geschichte des Mountainbikes an sich an. Denn so, wie die ersten Geländeräder umfunktionierte Alltags-Bike waren, lässt sich ein Offroad-Spezialist heute mit ein paar Änderungen im Alltag einsetzen.