Test Storck Grix.2: Das aktuelle Gravelbike der Hessen basiert auf einem komplett neuen Rahmen mit vielen sinnvollen Details; als Gravelbike im Aero-Trimm entspricht es wieder stärker dem Markenkern von Storck. Auch preislich ist das Rad spannend.
Gut, dass es so breite Reifen hat – ansonsten könnte man das Grix.2 nämlich auf den ersten Blick für eine Aero-Rennmaschine halten. Markus Storck stellt seinem nun bereits drei Jahre alten Grix ein Modell zur Seite, das die bewährte Geometrie des Vorgängers übernimmt, dabei aber zahlreiche neue Merkmale aufweist – und dazu gehören nicht zuletzt Optik und Features aus dem „Aero Road“-Segment.
Aero-Formen und Carbon-Cockpit
Die Sitzstreben sind etwas tiefer positioniert, die Sattelklemme ist nun integriert, das Sitzrohr ist ausgekehlt und die Gabelbeine sind flacher. Außerdem kommt ein Carbon-Cockpit mit komplett integrierten Zügen und Leitungen und abgeflachtem Oberlenker zum Einsatz, sodass das Grix.2 gerade an der Front extrem aufgeräumt wirkt – ganz abgesehen von der Stealth-Optik des komplett in Mattschwarz gehaltenen Bikes.
„Aero“ ist auch der Laufradsatz, ein sehr edler, teurer und ziemlich leichter DT Swiss GRC1400. Seiner 42 mm tiefen Hookless-Felgen sind innen 24 mm breit und stützen die 40er Schwalbe-Reifen damit optimal ab. Diese füllen den Bauraum von Gabel und Hinterbau übrigens noch längst nicht aus – selbst ein 50 mm breiter Pneu könnte gerade so reinpassen. Und das, obwohl Storck die rechte Kettenstrebe nicht mehr ganz so weit nach unten zieht wie beim ersten Grix.
Rahmen mit vielen neuen Details
Weggefallen ist die zwischen die Sitzstreben geschraubte Brücke – hier befindet sich nun ein klassischer Steg, an den ein Schutzblech geschraubt werden kann; am Hinterbau ließe sich sogar ein richtiger Gepäckträger befestigen. An der Gabel lassen sich nun auch Gepäckhalterungen montieren, was für den Einsatz des Grix.2 bei schnellen Bikepacking-Touren spricht. Der Flaschenhalter am Unterrohr lässt sich in zwei Positionen anbringen, außerdem kann eine weitere Flasche unterm Rohr befestigt werden und Platz für eine kleine Oberrohrtasche ist auch. Damit ist das Grix.2 insgesamt deutlich reisetauglicher als ein Vorgänger – für einen Aero-Graveller eher ungewöhnlich.
Großer Übersetzungsumfang
Mit Shimano GRX RX810 ist das Storck ebenso hochwertig wie vielseitig ausgestattet. Der 48/31er Kurbelsatz erlaubt eine große Übersetzungsbandbreite; selbst mit der 11-32er Kassette am Testrad liegt eine Untersetzung für steile Anstiege vor. Der Aero-Trimm des mattschwarzen Boliden macht Lust auf schnelle Fahrten wofür man nur eine etwas engere Kassette (z. B. 11-28) und etwas schmalere Reifen braucht (z. B. Schwalbe G-One RS 35 mm). Damit wird das Storck dank steilem Lenkwinkel zum handlichen, vortriebsstarken Gravel Racer, dessen Sitzgeometrie für eine eher gestreckte Haltung und ordentlich Überhöhung zwischen Sattel und Lenker sorgt. Letzterer ist für ein Gravelbike ziemlich schmal gehalten – 42 cm am Oberlenker und 44 cm an den Enden (jeweils Mitte-Mitte). Auch das kommt einer windschnittigen Sitzhaltung entgegen, ohne dass das Lenkverhalten auf anspruchsvollem Terrain leidet.
Vielseitiger Aero-Graveller
So rückt das Grix.2 wieder näher an den Markenkern von Storck heran, der seit jeher von sportlichen und zunehmend von aerodynamischen Rennmaschinen bestimmt war. Gleichzeitig wird das dezent gestylte Rad, das mit 8,8 Kilo vergleichsweise leicht ist, so einem sehr attraktiven Preis angeboten: 5.699 Euro sind eine Ansage, zumal alleine der Radsatz regulär knapp 2.000 Euro kostet. Möglich macht’s der Direktvertrieb, zu dem der Hersteller vor einigen Jahren gewechselt ist.
Alles top – bis auf die Spannachse
Kritikpunkte gibt es am Storck fast keine; es fällt nur auf, dass die Hessen nach wie vor eine altmodische Steckachse mit Spannhebel an der Gabel verwenden. Diese ist nicht nur umständlich zu bedienen, sondern widerspricht auch ein bisschen der Aero-Philosophie des Herstellers. Allerdings passt eine handelsübliche Achse ohne Handhebel. Positiv fällt auf, wie satt und exakt beide Laufräder in die Ausfallenden gleiten.
Ungewöhnlich ist, dass der Rahmen unterm Tretlager keine Klappe aufweist, die beim Aufbau das Einfädeln der Züge und Leitungen erleichtert. Was den Endverbraucher natürlich nicht stören muss – er bzw. sie kann sich an einer schnellen, aerodynamischen und dabei sehr vielseitigen Gravel-Rennmaschine erfreuen, die für das Gebotene wirklich günstig ist und viel Spaß macht.