Sportliche Optik, ausgewogene Fahreigenschaften und ein exotisches Material: Mit dem Vaast A/1 liegt ein äußerst eigenständiges Gravelbike aus Magnesium vor, das nicht nur durch sein recht geringes Gewicht gefällt.
Stahl, Titan, Carbon, Aluminium – bei der Aufzählung der Rahmenmaterialien hört man meist hier auf. Doch eins fehlt, nämlich Magnesium. Das Leichtmetall, das knapp ein Drittel weniger wiegt als Aluminium, wird schon seit Jahrzehnten immer mal wieder im Rahmenbau verwendet; mit dem Aufkommen der Carbonrahmen in den frühen 2000ern war eine weitere leichte Alternative zu Aluminium aber nicht mehr angesagt.
Zu den wenigen Anbietern, die das Material nutzen, gehört Vaast. Der US-Hersteller deckt unterschiedliche Marktsegmente ab und bietet unter anderem ein ausgesprochen ungewöhnliches vollgefedertes E-Bike an; auch Kinder-MTBs aus Magnesium gibt es und eben das Vaast A/1 in unterschiedlichen Spezifikationen oder als Rahmenset inklusive Carbongabel.
Vaast A/1: Gravelbike mit Querfeldein-Optik
Vaast macht aus dem seltenen Material einen schnörkellosen Rahmen mit Oversized-Unterrohr, ovalisiertem Oberrohr und leicht konischem Steuerrohr. Mit seinem nur leicht abfallenden Oberrohr sieht das A/1 ehe wie ein Querfeldeinrad aus, doch die abgesenkte Kettenstrebe und die massige Gabel mit jeweils zwei Gewindebohrungen für Halterungen verraten den Graveller. Viel mehr kann nicht montiert werden, weder ein dritter Flaschenhalter noch eine kleine Oberrohrtasche, dafür aber Schutzbleche.
Die Reifenfreiheit ist guter Durchschnitt mit 42 mm bei 28-Zoll-Laufrädern und 50 mm bei 650B-Reifen, wobei auch ein 45 mm breiter 622er Pneu passen sollte. Die am Testrad ungekürzten Züge und Leitungen werden durchs Unterrohr geführt, wo ein ziemlich großer Stopfen sitzt, der Schaltzug läuft dann noch ein Stück weit durch die Kettenstrebe, sodass das dunkelrot schimmernde Rad recht aufgeräumt erscheint. Beim Tretlager setzt Vaast auf den breit bauenden T47-Standard mit 30-mm-Welle; auf diese Weise können die Kettenstreben mit großem Abstand zueinander positioniert werden. Sehenswert sind die Frästeile am Hinterbau, die Verbindung zwischen Tretlager und Kettenstrebe ebenso wie das linke Ausfallende mit der Aufnahme für den Bremssattel.
Vortriebsstark und komfortabel
Mit einem ausgewogenen Verhältnis von Stack und Reach sitzt man moderat gestreckt und nicht zu tief, aber durchaus sportlich auf dem Vaast. Die Lenkung ist angenehm neutral, wobei der Lenkwinkel eher steil, der Radstand aber recht lang ist. Insgesamt wirkt das Rad ordentlich vortriebsstark – allenfalls wird es vom wohl durch die Kassette etwas schweren Hinterrad etwas eingebremst. Die Maxxis-Reifen, die am Testrad mit Schläuchen montiert sind, rollen auf der Straße leicht ab und bieten auf lockerem wie weichem Untergrund guten Grip.
Ausgestattet ist das Vaast A/1 mit SRAM-Rival-Komponenten sowie dem edlen Praxis-Kurbelsatz aus Carbon. Die Funktion von Bremsen und Schaltung ist top; mit 42er Kettenrad und 11-42er Kassette ist die Übersetzungsbandbreite sehr groß. Die Tubeless-Experten von Stan’s steuern den Alu-Radsatz bei, der mit gut 20 mm Maulweite eher Allrounder als Spezialist für breite Reifen ist und etwa auch am Cyclocross-Bike genutzt werden kann. Der Lenker ist breit, deutlich ausgestellt und mit weichem, griffigen Band umwickelt, die Carbonsattelstütze trägt zum insgesamt hohen Fahrkomfort bei, wobei schwer zu sagen ist, wie stark sich die hohe Eigendämpfung des Rahmenmaterials bei Stoß- und Vibrationsdämpfung auswirkt. Wie ein harter Alu-Rahmen fährt sich der A/1 jedenfalls definitiv nicht.
Leichter durch Magnesium
Kann der Magnesiumrahmen einen merklichen Gewichtsvorteil ausspielen? Werden die Laufräder herausgerechnet (3,85 Kilo mit Bereifung, Kranz und Bremsscheiben), zeigt sich, dass das Magnesium-Bike mit 9,28 Kilo sogar leichter ist als manches Carbonrad in der Preisklasse um 3.000 Euro, wobei Gewichtsunterschiede bei der Ausstattung nicht berücksichtigt sind. Gründe, die im Vergleich zu Kohlefasern für das Leichtmetall sprechen, sind etwa die bessere Ökobilanz und die Recyclingfähigkeit des Materials. Günstiger als ein Carbonrad ist das Vaast freilich nicht – exotischer allemal.
WEB: vaastbikes.com