Test BBF Rocky Rider: Mit alltagstauglichen Merkmalen und Komponenten, die Gelände-Kompetenz versprechen, will das BBF Eltern wie Kinder überzeugen. Doch das Bike hat auch Nachteile.
BBF Bike blickt unter diesem Namen auf eine bereits 30-jährige Geschichte zurück, und das Vorgängerunternehmen, der Berliner Fahrradhandel Mietzner, wurde sogar schon 1935 gegründet. Das Unternehmen beliefert den Fahrradhandel mit zahlreichen Eigenmarken sowie exklusiv vertriebenen Brands und deckt damit ein breites Portfolio ab, zu dem natürlich auch Kinderräder gehören. Typisch für BBF ist, dass alle Modelle ab 20 Zoll straßenverkehrstauglich ausgestattet sind, also mit fest montierter Dynamo-Lichtanlage – wobei diese nicht mehr zwingend vorgeschrieben, aber gerade am Alltagsrad natürlich sehr sinnvoll ist. Auch Schutzbleche, Heckträger und Nabenschaltung fehlen an kaum einem BBF-Kinderrad, was halb das Rocky Rider für den Anbieter eher untypisch ist.
BBF Rocky Rider: Frische Farben, viel Equipment
Was zeichnet das orangene Bike aus? Abgesehen vom frischen Farbkonzept mit den türkisblauen Akzenten fällt gleich auf, dass am BBB ganz schön viel dran ist. Das Rad mit dem kompakten Rahmen, der zu einer eher aufrechten Sitzhaltung führt, kommt mit Nabendynamo und LED-Leuchten; dazu sind Kunststoff-Schutzbleche à la MTB montiert.
Dazu ist das Rocky Rider mit einer Federgabel ausgerüstet, die an die 50 mm nutzbaren Weg bietet, und auch bei der Schaltung unterscheidet es sich vom aktuellen 20-Zoll-Mainstream: BBF verbaut ein 3×7-Getriebe mit Dreifach-Kettenblatt, wie es einst typisch fürs Mountainbike war. Mit der Betonung auf „war“, denn der aktuelle Standard ist 1×12 bzw. 1×11, und auch an Kinderrädern hat sich das Mono-Kettenblatt durchgesetzt. Gerade für jüngere Radler/innen ist es leichter, sich beim Schalten auf nur eine Option zu konzentrieren, und mit einem Drehgriff wie am BBF ist die Sache ganz einfach: nach vorne drehen = schwerer Gang, nach hinten drehen = leichter Gang.
Komplizierte Schaltung
Doch der Drehgriff links am Lenker (für den vorderen Umwerfer) funktioniert genau anders herum, was für kleine Radler/innen verwirrend sein kann. Von den 21 Gängen am BBF (auf der Produktseite werden 18 Gänge angegeben) haben die Kinder ohnehin nicht viel: Mit 14-28er Schraubkranz und 42-34-24 Zähnen vorne ist der Übersetzungsbereich nur wenig breiter als beispielsweise bei der 1×7-Variante mit 12-32er Kranz und 30er Kettenblatt. Das erkauft man seinem Kind mit deutlich komplizierterer Bedienung und höherem Gewicht.
Das Rocky Rider rollt auf stark profilierten Kenda-Reifen in zwei Zoll Breite, die auf rutschigem Terrain sicher recht griffig sind – doch ein wirkliches Kinder-Mountainbike ist das Rad trotzdem nicht. Denn für eine sportliche Fahrweise ist das BBF mit seinen 12,9 Kilo einfach viel zu schwer (und außerdem 2,5 Kilo schwerer, als der Hersteller angibt). Echte 20-Zoll-MTBs zum vergleichbaren Preis wiegen drei bis vier Kilo weniger, was beim Handling ein himmelweiter Unterschied ist.
Auf einen Blick: BBF Rocky Rider
12,9 kg (mit Pedalen) / 569,90 Euro / keine Größenangaben
+ Kindgerechte Rahmengeometrie
+ Lichtanlage und Schutzbleche
– Sehr hohes Gewicht
– Unpraktische Schaltung
– Schwere, wenig funktionelle Federgabel
Unser Testfahrer Laurin ist ist sechs Jahre alt und 128 cm groß.
Solche Modelle verfügen dann zwar nicht über eine Federgabel, doch von der hatten jedenfalls unsere Testfahrerinnen und -fahrer wenig: Die Stahlfedergabel des Rocky Rider spricht nur auf den ersten 20 mm Federweg gut an und verhärtet sich danach merklich. Dafür macht sie das Rad kopflastig, was dem Fahrverhalten natürlich nicht entgegenkommt.
Weder im Alltag noch beim Sport funktionell
Gut ist, dass BBF eine Lichtanlage spezifiziert – doch auch die macht nur dann Sinn, wenn das Rocky Rider als Alltagsrad genutzt wird, und dann wiederum sind Merkmale wie Bereifung, 3×7-Schaltung und Federgabel nutzlos. Wo der traditionsreiche Hersteller mit diesem Rad hin will, wird also nicht klar. Mit Funktionalität und Fahrspaß kann das Rocky Rider jedenfalls nicht punkten.