Test Crankbrothers Synthesis Gravel Carbon: Der Gravel-Ableger des MTB-Radsatzes ist ganz auf Robustheit ausgelegt; die Aerodynamik spielt hier keine Rolle. Mit geringem Gewicht und hoher Steifigkeit kann er aber auch jene begeistern, die sonst eher auf tiefe Felgen schielen.
Der Zubehörspezialist geht mit seinen Radsätzen in eine ganz andere Richtung als die meisten Anbieter von Rennrad- und Gravel-Laufrädern. Was kein Wunder ist, denn die Synthesis wurzeln im MTB-Sport – und dort ist Aerodynamik von eher untergeordneter Bedeutung. Der Crankbrothers Synthesis Gravel Carbon ist daher komplett anders gestaltet als der typische Carbon-Radsatz fürs Gravelbike, der fast immer irgendwie „aero“ ist mit 30 bis 50 mm tiefen Felgen und möglichst wenig Flachspeichen.
Fangen wir mit den Felgen an: Die werden wie gesagt aus Carbon gefertigt und sind mit 21 mm wirklich sehr flach. Außerdem ziemlich breit – die Maulweite liegt bei 26,5 mm, die Außenbreite bei 31 mm. Damit sind die Felgen für 40-48 mm breite Reifen optimiert, wobei von 30 bis 55 mm alles montiert werden kann. Allerdings dürfen nur Tubelessreifen verwendet werden, zumal die Felgen hakenlos ausgeführt sind, was den Reifensitz optimiert. Deutlich breiter als das Nennmaß von 40 mm werden die Schwalbe G-One RS aber auch nicht.
Leichte, flache Felgen mit großer Maulweite
Nun könnte man meinen, dass Crankbrothers mit seinen flachen Carbonfelgen das Ziel möglichst geringen Gewichts verfolgt. Mit 1.522 Gramm (Herstellerangabe: 1.544 Gramm) wiegt der Radsatz jedoch in etwa so viel (bzw. so wenig) wie Modelle mit 40 mm tiefen Aero-Felgen. Ein Teil dieses Gewichts fließt in die 28 Rundspeichen, die dreifach gekreuzt Felge und Nabe verbinden; den Rest dürfte der Hersteller dazu genutzt haben, die Felge stabiler zu gestalten. Das sieht man etwa am zusätzlichen Material, mit dem der Nippelsitz verstärkt wird. Mit einem Gewicht von 365 Gramm (Herstellerangabe) ist so eine Synthesis-Carbonfelge freilich dennoch ziemlich leicht.
Wer sich mit seinem Gravelbike in schweres Gelände vorwagt, dürfte mit diesem Radsatz also gute Karten haben. Wie sieht es aber mit Komfort und geschmeidigem Abrollverhalten aus? Darin liegt laut Hersteller nämlich auch ein Vorzug der flachen Carbonfelgen.
Geringe rotierende Massen
Die Reifenmontage fällt Hookless-typisch unproblematisch aus, sodass der Radsatz schnell fahrbereit ist. Schon beim ersten Antritt zeigt sich, dass die Kraftübertragung top ist, und auch das konkurrenzfähige Gewicht wirkt sich positiv auf die Fahreigenschaften aus. Die „rotierenden Massen“, die zwecks optimaler Beschleunigung vor allem außen am Laufrad möglichst gering sein sollten, fallen hier eher klein aus.
In Sachen Stoß- und Vibrationsdämpfung kann sich der Synthesis Gravel Carbon nicht merklich von der Aero-Konkurrenz abheben; bei 2 bar bügelt der geschmeidige Schwalbe G-One RS auch grobe Schotterstrecken glatt. Wer für grobes Gelände robustere Reifen mit steiferer Karkasse aufzieht, spürt die „Compliance“ vielleicht eher, von der der Hersteller spricht. Andererseits fühlen sich die Synthesis bei typischem Gravel-Tempo auch nicht langsamer an als Räder mit tiefen Felgen – so viel zum Thema „Aero“, das erst bei Dauertempo über 30 km/h zum Thema wird. Auffällig ist, dass der Radsatz bei Schräglage viel Sicherheit vermittelt, auch wenn der Reifendruck nicht allzu hoch ist; hier bewähren sich die breiten, hakenlosen Felgen.
Top für viele Tempowechsel
Ob dieser Radsatz Belastungen wegsteckt, an denen andere zerbrechen würden, lässt sich natürlich nicht sagen. Dass die flachen Carbonfelgen stabiler sind als ähnlich schwere Aero-Modelle, klingt aber schon nachvollziehbar. Und damit dürfte der Crankbrothers Synthesis Gravel Carbon ideal sein für alle, die bei möglichst geringem Gewicht maximale Robustheit wollen. Und seine leichten Felgen dürften sich bei häufigen Tempowechseln bewähren – wer immer wieder antritt, profitiert eher von geringem Felgengewicht als jemand, der konstant sein Tempo fährt.
Apropos Antritt: Dass der Zahnscheibenfreilauf in 10°-Schritten einrastet, ist nicht unbedingt etwas, das störend auffällt, wenn man rollen lässt und dann wieder Zug auf die Kette gibt. Feiner gerasterte Freiläufe mögen schick sein, doch in der Praxis ist ihr geringerer Leerweg kaum wahrnehmbar. Dieser Aspekt sollte einen also nicht davon abhalten, sich für den Crankbrothers Synthesis Gravel Carbon zu interessieren. Mit 749,99 Euro fürs Vorder- und 849,99 Euro fürs Hinterrad ist der solide Radsatz allerdings nicht ganz billig. Wer klein anfangen will, bekommt den Synthesis Gravel aber auch mit identisch dimensionierten Alu-Felgen – dann kosten Vorder- und Hinterrad zusammen keine 600 Euro, wiegen aber auch auch gut 1.900 Gramm.