Test: Die Komponentenschmiede Ritchey wurzelt tief im Mountainbike-Sport und bietet seit jeher Stahlrahmen für unterschiedliche Disziplinen an – darunter das Ritchey Outback, das maßgeschneidert für Gravel-Langstreckenfahrer ist.
Tom Ritchey gehört zu den Urvätern des Mountainbikings, ist aber auch Rennradfahrer. Seine Komponentenmarke ist überall bekannt; nicht alle wissen jedoch, das Ritchey von Hause aus Rahmenbauer ist. Seit jeher setzt er vorwiegend auf Stahl, und dass ein Gravelbike aus diesem Material im Programm ist, passt natürlich perfekt zur Geschichte der Firma zwischen Straße und Gelände. Die Grundidee des Gravelns findet im Outback einen gelungenen Ausdruck, ist das Rad doch grundsolide und funktionell. Leichtbau ist hier kein Thema, dafür ist der schlanke Stahlrahmen nahezu unverwüstlich, vielseitig einsetzbar und dank außen liegender Züge und Leitungen einfach aufzubauen und zu warten.
Ganz anders als der Crosser
Legendär ist Ritcheys „Swiss Cross“-Querfeldeinrahmen, der 1997 von Thomas Frischknecht zum zweiten Platz bei der Cyclocross-WM gefahren wurde und bis heute angeboten wird, wahlweise mit Scheibenbremsen oder mit Cantileversockeln. Ein Crossrad muss handlich und wendig sein, und zahlreiche Hersteller übernehmen die entsprechende Geometrie für ihre Gravelbikes. Ritchey unterscheidet jedoch sehr genau zwischen Cross und Gravel. Die Sitzhaltung auf dem Outback ist etwas kompakter und der Gravel-Rahmen weist eine merkliche Sloping-Form auf, noch deutlicher sind jedoch die Unterschiede in der Lenkgeometrie. Der Hinterbau ist auffallend lang und der Lenkwinkel deutlich flacher als beim Crosser, außerdem weist der Graveller natürlich diverse Gewindebohrungen auf, die am Wettkampfrad fehlen. Vollwertige Schutzbleche und ein handelsüblicher Gepäckträger können ebenso angebracht werden wie Halterungen an der Gabel, die jeweils mit drei Kilo belastet werden können. Und natürlich bietet das Gravelbike deutlich mehr Reifenfreiheit: Bei 28 Zoll passen 48 mm breite Pneus, rein, außerdem 650B-Walzen bis zwei Zoll.
Optisch gewöhnungsbedürftig sind die komplett außen verlegten Züge und Leitungen, wie man sie vom klassischen Crosser kennt. Natürlich ginge es auch anders, jedenfalls in Ober- und Unterrohr, andererseits ist die Montage von Bremsen und Schaltung so natürlich um einiges einfacher. Ebenfalls ungewöhnlich ist der extrem stark abgewinkelte Carbonlenker mit satten 36° Flare, dessen Oberlenker leicht zum Fahrer hin gebogen ist. Unten gegriffen, bietet er viel Kontrolle auf dem Trail und bietet dazu breiten Lenkertaschen Platz; wie alle Komponenten am Testrad ist er freilich nur beispielhaft zu sehen – Ritchey bietet keine Kompletträder an, sondern nur Rahmensets.
Rahmen | Ritchey Logic triple butted steel |
Federgabel | Ritchey Carbon Adventure Fork |
Laufräder | Ritchey WCS Zeta Disc |
Reifen | Ritchey WCS Speedmax |
Schaltwerk | Shimano GRX RX-810 |
Schalthebel | Shimano GRX RX-600 |
Kurbel | raxis Zayante Carbon 40 Z. |
Umwerfer | |
Bremse | Shimano GRX |
Sattelstütze | Ritchey WCS Link |
Sattel | Ritchey WCS Streem |
Vorbau | Ritchey WCS Toyon |
Lenker | Ritchey WCS Carbon Venturemax |
Der Aufbau mit Shimano GRX 1×11 und edler Praxis-Carbonkurbel ist eher sportlich; die satte 42 mm breiten Reifen bieten viel Traktion und können wie die Felgen tubeless gefahren werden. Der WCS-Radsatz ist angesichts einer Felgenmaulweite von 21 mm nicht ideal fürs Graveln, besser wären Ritcheys WCS Trail Wheels mit 25 mm Innenweite.
Laufruhig für Trail und Reisen
Die beschriebene Lenkgeometrie lässt bereits erahnen, dass das Outback als laufruhiges Langstrecken-Bike konzipiert ist. Es wirkt steif und lässt sich gut beschleunigen, ist jedoch eher gutmütig als wendig. Bei Touren mit Gepäck sind das die passenden Eigenschaften, und auch Trailfahrern kommt die hohe Richtungsstabilität zugute. Insgesamt kann das Ritchey als sportliche Variante des klassischen Randonneurs gelten, des Reise-Rennrades – wo es um rein sportliches Fahren geht, ist das Ritchey Swiss Cross die bessere Wahl. Zeitlose Klassiker sind beide.
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