Radsport: Vincenzo Nibali (Astana) bekommt derzeit viele Blumensträuße. Allerdings muss sich der Gesamtführende der Tour de France auch einige unschöne Fragen gefallen lassen.
Nach seinem zweiten Tagesrang in Risoul wehrte er sich vehement gegen die Anschuldigung im Jahr 2009 zusammen mit dem lebenslänglich gesperrten Arzt Michele Ferrari zusammen gearbeitet zu haben.
„Ich habe ihn nie getroffen“, gab der Sizilianer zu Protokoll. Die Anschuldigung geht auf eine Story der italienischen Zeitung La Republica aus dem Jahr 2009 zurück. Damals hatte Nibali in den Farben des Teams Liquigas den siebten Rang in Frankreich belegt. Die Story unterstellte ihm, gemeinsam mit seinem damaligen Teamkollegen Franco Pellizotti unter Ferrari trainiert zu haben.
Nibali hatte die Zeitung seinerzeit wegen dieser Unterstellung verklagt. Das Verfahren wurde 2011 eingestellt.
Nibali konnte seinerzeit nichts nachgewiesen werden. Anders war dies im Fall von Pellizotti, der 2009 die Bergwertung der Tour gewonnen hatte, diesen Titel jedoch abgesprochen bekam und danach eine zweijährige Sperre wegen Unregelmäßigkeiten in seinem Blutprofil absitzen musste. Ähnlich könnte es sich auch im Falle Roman Kreuzigers verhalten, der sich momentan mit dem gleichen Problem konfrontiert sieht und der eine Zusammenarbeit eingeräumt hat.
Ferrari ist vor allem durch sein Wirken im Falle Lance Armstrong bekannt geworden. Seit 2002 ist es ihm verboten, in Italien mit Radsportlern zusammen zu arbeiten. Dies hinderte ihn jedoch nicht daran, seine Arbeit fortzuführen. So gehörte auch Nibalis Edelhelfer Michele Scarponi später zu den Kunden des umstrittenen Arztes.
Das will jedoch nichts heißen. Nibali selbst trägt eine weiße Weste und obschon seiner derzeitigen Dominanz, ist es ihm und dem Radsport zu wünschen, dass diese berechtigterweise unbefleckt ist. Sollte dem so sein, dann dürften sich alle kritischen Fragen auch in einigen Wochen noch als ein Sturm im Wasserglas erweisen.