Vom Gravelbike zum Allrounder: Breite Reifen, Rennlenker und Vollausstattung ergeben ein schlüssiges Konzept im Spannungsfeld von sportlicher Fahrfreude und praktischem Alltagsnutzen. Diese Velomotion Bestenliste zeigt die zehn besten Gravelbikes mit Vollausstattung für Pendler, Reiseradlerinnen und Bikepacker.
Der Siegeszug des Gravelbikes hat eine fast in Vergessenheit geratene Fahrradgattung wieder in den Fokus gerückt: das Reiserennrad, auch Randonneur genannt. Einst beliebt im Alltag und auf Reisen, fiel es in den 1990er Jahren dem Trekkingbike zum Opfer, das mit moderner Technik und bequemerer Sitzhaltung punkten konnte. Der Randonneur wurde zu einem Nischenprodukt, das keine Kompromisse machte, und als solches nicht gerade massenkompatibel. Und so blieb es ziemlich lange – bis sich die Scheibenbremse auch am Rennrad durchsetzte und alles änderte.
Neue Freiheit dank Scheibenbremse
Was genau sich geändert hat? Nun ja, die Kombination aus Rennbremsgriff und Cantilever- bzw. V-Bremse funktionierte ja nie wirklich zufriedenstellend – mit unzureichender Bremswirkung, Gabelvibrieren und mäßiger Dosierbarkeit konnten sich Rennsportler anfreunden, das breite Publikum aber nicht. Erst die Discbrake erlaubte es, Rennlenker, alltagstauglich breite Reifen und eine Vertrauen erweckende Bremsanlage unter einen Hut zu bringen, und der Erfolg dieser Maßnahme zeigt sich am Durchmarsch des Gravelbikes. Ein Rad mit Rennlenker ist längst kein Exot mehr, zumal die Industrie viel dafür getan hat, diesen zu zivilisieren. Etwa mit neuen Rahmengeometrien: Viele aktuelle Gravelbikes sind kompakt geschnitten, sodass man eher aufrecht und ziemlich komfortabel sitzt; in den Lenkerbogen muss man ohnehin nicht mehr greifen – jedenfalls nicht, um kräftig zu bremsen. Und wenn man nun schon ein Gravelbike nutzt – warum dann nicht auch im Alltag? Ihre Tourentauglichkeit haben die Breitreifen-Renner ja schon beim Bikepacking bewiesen; voll ausgestattete Modelle mit Licht, Schutzblechen und Träger sind da der logische nächste Schritt. Die sportliche Alternative zum Trekkingbike ist handlich, schnell und leicht, erlaubt vielseitige Nutzung und lässt sich manchmal sogar zum reinrassigen Sportrad zurückbauen – jedenfalls dann, wenn keine Dynamo-Lichtanlage dran ist. Andersherum lassen sich die meisten sportlichen Gravelbikes durch den Anbau von Träger und Schutzblechen in ein Alltags- und Tourenrad verwandeln.
Ein Konzept, viele Unterschiede
Die Vielseitigkeit der Gattung „Gravelbike“ zeigt sich bei diesem zehn Gravelbikes mit Vollausstattung: Auch wenn das Grundkonzept stets dasselbe ist, gibt es Unterschiede bezüglich Sitzgeometrie, Reifenfreiheit und Ausstattung, über die man sich vor einer Kaufentscheidung klar sein sollte. Das betrifft etwa die Frage nach der Lichtanlage oder die Anbaumöglichkeiten für Gepäckhalterungen. in Sachen Preis-Leistungs-Verhältnis gibt es bei den Velomotion-Testbikes übrigens kaum Ausreißer: Bei vergleichbarer Ausstattung sind die Preisunterschiede gering; Schnäppchen- wie Luxuspreis schlagen sich in einfacher bzw. superedler Bestückung nieder. Viel falsch machen kann man von daher bei keinem dieser Bikes – jedes davon hat viel zu bieten und steht für Fahrspaß im Alltag wie auf Touren.
Bulls Daily Grinder 3
Allrounder mit top Ausstattung
Das Daily Grinder ist schon seit mehreren Jahren im Programm, wurde für 2022 aber mit einem komplett neuen Rahmen aufgewertet und ist damit gleich noch einmal attraktiver. Die optimierte Geometrie sorgt für eine angenehme Sitzhaltung und handliches Lenkverhalten; die Zugführung wurde verbessert und es gibt nun noch mehr Befestigungsoptionen am Rahmen – etwa die Möglichkeit, am Oberrohr ein Spannband anzubringen, das eine Jacke o. ä. hält.
Hochwertig ausgestattet mit GRX 2×11
Ausgestattet ist das Bulls mit einem hochwertigen Shimano-GRX-Mix. Am Grinder 3 sind Bremsschalthebel und Kurbelsatz der 600er Serie montiert, dazu 800er Schaltungskomponenten und 400er Bremssättel, die jedoch nicht weniger gut funktionieren als ihre teureren Brüder. Die 2×11-Schaltung ist mit 46/30 Zähnen vorne und 11-32er Zahnkranz breit abgestuft.
Für Alltagstauglichkeit sorgen am Bulls angenehm lange Schutzbleche, ein eleganter, aber solider Gepäckträger sowie eine Lichtanlage mit sehr hochwertigem „Shutter Precision“-Nabendynamo und hellem 70-Lux-Strahler. Der 28-Speichen-Radsatz ist solide; positiv hervorzuheben sind die Felgen, die wie die Schwalbe-Reifen schlauchlos gefahren werden können. So kann man den Rollwiderstand minimieren und die Pannensicherheit erhöhen – gerade bei längeren Pendelfahrten, für die das Daily Grinder wie geschaffen ist, eine sinnvolle Sache.
Fazit
Das Bulls Daily Grinder 3 ist sehr gut und praxistauglich ausgestattet. Es fährt sich sportlich und ist dabei ebenso touren- wie alltagstauglich – also ideal für Fahrerinnen und Fahrer, die viel unterwegs sind und dabei auf maximalen Nutzen Wert legen.
2.099 Euro / bulls.de
Bergamont Grandurace RD 5
Sportlich und solide
Das Bike aus Hamburg gefällt optisch mit der typischen farblich abgesetzten Gabel, technisch mit rundum solider Shimano-GRX-Ausstattung. Bergamont setzt auf die RX400 mit 2×10 Gängen und spezifiziert dazu den 600er Kurbelsatz mit 46/30 Zähnen. Zusammen mit der 11-36er Kassette ergibt sich ein sehr breiter Übersetzungsbereich; die Abstufung ist dabei zwangsweise etwas gröber. Shimano steuert auch den Nabendynamo bei, der die Hermanns-Lichtanlage mit Strom versorgt; die Laufräder sind mit 32 Speichen aufgebaut und damit extrem stabil. Felgen wie Schwalbe-Reifen können schlauchlos gefahren werden, was Rollwiderstand und Pannenschutz optimiert. Der filigran erscheinende Gepäckträger und das hintere Schutzblech stützen sich gegenseitig ab – eine elegante Konstruktion, die zusätzliche Streben überflüssig macht. Der schmale Träger ist gut dazu geeignet, seitliche Taschen einzuhängen.
Sportliche Sitzhaltung und auffälliger Lack
Der charakteristische Rahmen wurde zum Modelljahr 2022 im Detail überarbeitet und weist nun unter anderem eine optimierte Zugverlegung auf: Brems- und Schaltzüge führen unterm Vorbau ins Steuerrohr, was schön aufgeräumt wirkt. Die Sitzgeometrie ist vergleichsweise sportlich, wobei ein kurzer Vorbau einer zu gestreckten Haltung vorbeugt. Typisch für moderne Gravelbikes ist der flache Lenkwinkel, der für einen guten Geradeauslauf sorgt.
Fazit
Das Bergamont Grandurace RD5 ist solide und hochwertig ausgestattet, wobei es nur kleinere Konzessionen an den günstigen Preis gibt. Das Rad kann seinen sportlichen Charakter nicht verbergen und ist eine gute Wahl für längere Strecken und flottes Tempo.
1.799 Euro / bergamont.com
Stevens Supreme
Schöner Allrounder mit schlankem Rahmen
Der sportliche Anbieter aus Hamburg hatte lange Jahre einen Randonneur im Programm, also ein Reiserennrad mit Vollausstattung. So ein Modell gibt es nicht mehr, dafür aber ein alltagstaugliches Gravelbike, an das man nur noch einen Heckträger montieren muss. Das Supreme baut dabei auf einem eigenen Rahmen auf, der sich vom Alu-Graveller in der Geometrie unterscheidet: Der Lenkwinkel ist etwas flacher, das Tretlager etwas niedriger über dem Boden. Auch die integrierte Zugverlegung wurde etwas unterschiedlich gelöst. Reiseradler aufgepasst: An der soliden Alu-Gabel lassen sich seitliche Gepäckhalterungen anbringen.
Alltags-Graveller mit eigenem Rahmen
Gemeinsam ist beiden Modellen die GRX-Ausstattung, am Supreme als GRX-RX400 mit 2×10 Gängen zuzüglich RX600-Kurbelsatz mit 46/30 Zähnen. Auch hier wird eine 11-36er Kassette verbaut, die für eine große Bandbreite bei etwas gröberer Abstufung steht. Die 32-Speichen-Laufräder mit „Shutter Precision“-Nabendynamo werden vorne wie hinten von einer Steckachse gehalten – in dieser Preisklasse nicht üblich. Für 300 Euro mehr gibt es das Rad übrigens als Supreme Pro mit 2×11-Schaltung. Auch ein heller B&M-Strahler ist an Bord, dazu mit den Schwalbe G-One Allround die typischen Gravel-Reifen für feste Böden und Asphalt – wiederum in der leicht laufenden Tubeless-Variante.
Fazit
Alu-Rahmen und -Gabel sind wertig und robust, die Ausstattung gerade für den Preis sehr gut. Zum kompletten Allround-Glück fehlt dem Stevens nur noch ein Gepäckträger, der sich aber einfach nachrüsten lässt.
1.699 Euro / stevensbikes.de
Focus Atlas 6.7 EQP
Für Abenteurerinnen wie Alltagsfahrer
Focus hat sein bislang einziges Gravelbike klar auf Bikepacking und andere Offroad-Abenteuer ausgerichtet: Alu-Rahmen und Carbongabel sind extrem robust, an letztere lassen sich Gepäckhalterungen montieren. Die 28-Speichen-Laufräder sind mit Steckachsen befestigt; Felgen wie Reifen stammen vom US-Anbieter WTB und sind Tubeless-tauglich. Die mäßig stark profilieren WTB Riddler fallen mit 37 mm allerdings recht schmal aus; wer lange Touren im Gelände plant, sollte umrüsten, dann aber vorher den Platz unter den Schutzblechen checken. Sehr schön ist die integrierte Zugführung, bei der alle Leitungen und Züge unterm Vorbau ins Steuerrohr laufen; hintere Bremsleitung und Schaltwerkszug treten am Tretlager kurz hervor, um dann wieder in der jeweiligen Kettenstrebe zu verschwinden.
Alles dran – sogar ein Ständer
Der Preisklasse entsprechend verbaut Focus die Shimano GRX 400 mit 600er Kurbelsatz (46/30 Zähne) und 11-34er Zehnfach-Zahnkranz, was einem sehr goßen Übersetzungsumfang entspricht. Auch ein hochwertiger Shutter-Nabendynamo ist an Bord, dazu natürlich ein solider Heckträger mit tiefer angesetzter Querstrebe für Packtaschen. Auch ein Hinterbauständer ist verbaut, der an vielen Allround-Gravellern fehlt, dabei natürlich im Alltag sehr praktisch ist. Genretypisch ist das Atlas mit allerlei Gewindebohrungen versehen, die die Reisetauglichkeit weiter erhöhen – etwa die zwei Schrauben für eine kleine Tasche am Oberrohr.
Fazit
Das solide, dabei handlich lenkbare Atlas ist ideal für Gepäcktouren aller Art und natürlich für die ausgiebige Alltagsnutzung. Mit Licht, Gepäckträger und sogar Seitenständer ist alles dran, was man braucht.
1.899 Euro / focus-bikes.com
Cube Nuroad Pro FE
Günstiger Fahrspaß für die Pendeltour
Cube bietet sein Allround-Gravelbike zu einem Preis an, der deutlich unter dem liegt, was die Mitbewerber aufrufen. Wie alle anderen Bikes in diesem Segment ist das Nuroad Pro FE mit einer Shimano-GRX-Schaltgruppe ausgestattet, bestehend aus RX600-Kurbesatz und 400er Schaltkomponenten. Der Zehnfachkranz ist mit 11-36 Zähnen breit aufgestellt. Gespart wird an der Bremsanlage: Die TRP-Bremssättel werden mechanisch aktiviert; das geschieht mit einfachen Shimano-Tiagra-Hebeln. Was die Bremskraft angeht, ist das nicht von Nachteil; nur die Dosierbarkeit der Seilzugbremse fällt merklich gegenüber einer hydraulischen ab. Die TRP muss außerdem immer wieder mal von Hand nachjustiert werden, um den Verschleiß der Bremsbeläge auszugleichen.
Gelungener Rahmen, schlichte Bremsanlage
Cube stattet das Rad mit 28-Speichen-Laufrädern aus, die wie die edlen Schwalbe-Reifen tubeless gefahren werden können und mit Steckachsen befestigt werden; vorne dreht sich hochwertiger Nabendynamo. Der Scheinwerfer ist oben am Lenker befestigt; die Rückleuchte ist elegant ins Schutzblech integriert, wo sie von den Streben des Heckträgers geschätzt wird. Jener ist nur zum Einhängen von Seitentaschen vorgesehen, womit das Cube eher zum Bikepacking als zur Gepäcktour einlädt. Andererseits kommt der dezente Träger den Bedürfnissen schneller Pendler/innen entgegen. Auf dem gleichen gut gemachten Alu-Rahmen basiert auch das Modell Race FE mit Elffach-Schaltung und Hydraulikbremsen – dieses kostet mit 1799 Euro aber deutlich mehr.
Fazit
Das Cube ist rundum solide ausgestattet und preislich sehr interessant. Wer mit mechanischen Bremsen leben kann, tut hier einen guten Griff; mit hydraulischer Bremsanlage und 2×11-Schaltung ist das Cube immer noch ein wenig günstiger als die Konkurrenz.
1.299 Euro / cube.eu
Fuji Jari 2.1 LTD
Schöner Rahmen mit Potenzial
Der japanisch-amerikanische Hersteller war schon immer ein Spezialist für Reiserennräder, sodass es naheliegt, das Gravelbike Jari als Basis für einen zeitgemäßen Randonneur zu nutzen. Mit ausgewogener Geometrie und eher kompakter Sitzhaltung ist das Rad gut für lange Touren geeignet; der Rahmen weit die üblichen Gewindebohrungen auf und sogar ein Polster unterm Oberrohr, falls das Rad einmal getragen werden muss. Die Carbongabel mit speziellem Kanal für das Dynamokabel kann mit Gepäckhalterungen ausgestattet werden. Das Vorderrad wird per Steckachse befestigt, das Hinterrad klassisch mit Schnellspanner, was nicht mehr ganz zeitgemäß ist, aber auch kein wirklicher Nachteil.
Hydraulisch-mechanische Bremse
Der vergleichsweise günstige Preis des Fuji spiegelt sich in der Komplettierung wider: Montiert ist eine Tiagra 2×10, die bei Shimano das Einsteiger-Segment nach oben abrundet; dazu kommen eine Sunrace-Kassette (11-34) sowie ein schlichter FSA-Kurbelsatz (46/30). Eine gute Wahl sind die „Tektro HY/RD“-Bremssättel, welche die einfache Montage von Seilzugbremsen mit der automatischen Belagnachführung eines hydraulischen Systems vereinen. Ein cleveres und ziemlich teures System. Die soliden 32-Speichen-Laufräder sind mit Tubeless-tauglichen WTB-Felgen bestückt; die eher einfachen Vittoria-Reifen in 38 mm Breite sind auf festen Untergrund abgestimmt. Nicht so hübsch ist der hoch überm Schutzblech montierte Heckträger; das Rücklicht ist ziemlich exponiert unten am Fender montiert.
Fazit
Dass das Fuji ist nicht sehr teuer ist, sieht man der Komplettierung hier und da an. Gerade angesichts der teuren Bremssättel fragt man sich, ob sich der gelungene Rahmen nicht auch mit Shimano GRX komplettieren ließe, ohne dass das Rad deutlich mehr kosten würde.
1.589 Euro / fujibikes.com
KTM X-Strada LFC
Allrounder mit Race-Geometrie
Die zweite Generation des X-Strada gefällt mit einem schlicht und schwungvoll gestalteten Aluminiumrahmen, ergänzt durch eine wuchtige Carbongabel und ansprechend lackiert. Gerade die Zug- und Leitungsführung gefällt sehr gut: Rein geht’s oben am Steuerrohr; der hintere Schaltzug kommt erst oberhalb des Ausfallendes wieder zum Vorschein. Beide Laufräder werden per Steckachse befestigt; mit 32 Speichen sind sie sehr stabil, die Felgen können auch tubeless gefahren werden. Erwähnt werden sollte die sehr ungewöhnliche Rahmengeometrie: das Oberrohr ist bei allen Rahmengrößen extrem lang das Steuerrohr eher kurz, sodass sich eine sehr gestreckte, flache Haltung ergibt. Der kurze Vorbau kann das nur teilweise kompensieren. Hintergrund könnte sein, dass KTM das Rad auch mit geradem Tourenlenker anbietet; damit sitzt man natürlich kürzer.
Teurer Träger, bissige Reifen
Die Österreicher montieren eine komplette Shimano GRX-RX400 nebst 600er Kurbelsatz (46/30), die Zehnfach-Kassette ist mit 11-36 Zähnen breit abgestuft. Den leichten Gepäckträger steuert Spezialhersteller Tubus bei; die Schwalbe G-One Tubeless kommen hier in der etwas gröber profilierten „Bite“-Variante. KTM verzichtet darauf, dem LFC eine Dynamo-Lichtanlage zu gönnen; stattdessen sind Akkuleuchten montiert – vorne ein heller Busch & Müller Ixon Core, der freilich nicht fest angebracht ist und damit eine leichte Beute für Teilediebe. Immerhin lässt sich das KTM so mit wenig Aufwand zum Sportgerät umrüsten.
Fazit
Das KTM ist insgesamt gelungen, einzig bei der Größenwahl sollte man angesichts der ungewöhnlichen Geometrie gut aufpassen. Die Akkuleuchten haben Vor- und Nachteile; der Preis für das schöne Rad ist eher hoch.
2.099 Euro / ktm-bikes.at
Conway GRV 5.0 C 2022
Moderner Rahmen, sparsam komplettiert
Die Marke Conway hat sich in den letzten Jahren immer stärker sportlich ausgerichtet und ist auch im Trend-Segment Gravel aktiv. Das 2022er GRV steht für eine recht junge Spielart der Gattung, denn seine Geometrie ist stark vom Trail-Mountainbike inspiriert: Der Lenkwinkel ist flach, das Oberrohr sehr lang, was durch einen extrakurzen Vorbau ausgeglichen wird. Das Ergebnis ist handliches Lenkverhalten bei sehr sicherem Geradeauslauf, was beim Graveln wie auf Touren natürlich gut passt. An die charakteristisch geformte Carbongabel können Gepäckhalterungen montiert werden; der Alu-Rahmen weist die üblichen Gewindebohrungen für Flaschenhalter etc. auf.
Tiagra mit Hydraulikbremsen
Das Rahmenset dient als Basis für unterschiedliche Modellvarianten, darunter zwei mit Vollausstattung, die freilich etwas sparsamer komplettiert sind. AM GRV 5.0 kommt eine Shimano Tiagra mit 2×10 Gängen zum Einsatz, die mit hydraulischen Scheibenbremsen durchaus auf der Höhe ist; der Shimano-Kurbelsatz ist mit 50/34 Zähnen vorne aber eher auf den Rennrad-Einsatz abgestimmt. Der 11-34er Zahnkranz sorgt immerhin für einen 1:1 übersetzten Berggang. Die klobigen Bremsschalthebel sind nicht gerade schön, die Funktion ist aber insgesamt gut, wenn die teureren Shimano-Gruppen auch präziser und knackiger schalten. Vom japanischen Hersteller kommt auch der Nabendynamo, die meisten Anbauteile wie Lenker, Vorbau usw. tragen das Conway-Logo.
Fazit
Der Rahmen des Conway gefällt und hätte sicher auch am Alltags-Graveller eine bessere Ausstattung verdient – gerade angesichts des Preises sollte auch eine Shimano GRX drin sein. Gerade die Rennrad-Kurbel ist nicht optimal, ansonsten ist alles solide und verlässlich.
1.799,95 Euro / conway-bikes.de
Lapierre Crosshill 3.0 2022
Sportlich pendeln mit schönem Rahmen
Aufwendig gefertigt ist der Aluminiumrahmen des Lapierre: Das Markenlogo wird per Öldruck aus dem Unterrohr herausgepresst, was wirklich einzigartig aussieht. Züge und Leitungen verlaufen im Unterrohr, und diverses Zubehör kann montiert werden. Etwas ungewöhnlich sieht der weit nach hinten orientierte Träger aus – wer große Füße hat, freut sich, stößt dann nämlich nicht mehr mit den Füßen an seine Packtaschen. Die Geometrie des in fünf Größen verfügbaren Rahmens ist ausgewogen; für die Größenwahl ist interessant, dass er in der Länge um jeweils rund einen Zentimeter wächst, in der Höhe aber um satte drei Zentimeter. Wer zwischen zwei Größen liegt, kann sich zwischen aufrechterer oder flacherer Haltung entscheiden und den Längenunterschied durch einen anderen Vorbau ausgleichen.
Nur die Lichtanlage fehlt
Rahmen wie Carbon/Alu-Gabel sind mit Steckachsen ausgestattet; die Laufräder mit Mavic-Felgen können schlauchlos gefahren werden. Das Profil der WTB-Reifen ist etwas größer und damit durchaus für Offroad-Passagen geeignet. Dem günstigen Preis entsprechend verbau Lapierre die Shimano-Tiagra-Schaltgruppe mit 2×10 Gängen und Hydraulikbremsen, dazu einen FSA-Kurbelsatz mit 46/30 Zähnen. Zusammen mit der 11-34er Kassette stehen lang übersetzte Schnellgänge ebenso zur Verfügung wie leichte Berggänge. Was zum Alltags-Radfahrglück fehlt, ist einzig eine Lichtanlage – hier muss man sich mit Akkuleuchten behelfen und dafür weitere 70 bis 100 Euro einrechnen.
Fazit
Das Lapierre ist auffällig gestaltet, dabei aber etwas sparsam, wen auch funktionell ausgestattet. Wer es zum Pendeln benutzen will, kann eine helle Akkuleuchte nach Wahl montieren; die Demontage von Träger und Schutzblechen macht es zum Sportrad.
1.649 Euro / lapierrebikes.com
Falkenjagd Aristos CX Randonneur
Reiseluxus mit Titan-Rahmen
Titan ist gerade bei Langstreckenfahrern und -fahrerinnen ein beliebtes Rahmenmaterial. Das korrosionsfreie Metall ist leicht und optimal zum Bau praktisch ewig haltbarer Rahmen und Gabeln, und Falkenjagd aus München holt alles aus dem schwierig zu verarbeitenden Material heraus. Mit teilintegrierten Leitungen und Steckachsen ist das Rad auf aktuellem Stand; hohe Stabilität und angenehmer Komfort sorgen bei sportlichem Einsatz wie auf Touren für Fahrspaß und Sicherheit.
Rahmen und Gabel aus unverwüstlichem Material
Klar, dass ein Titanrad teuer ist, wobei man im Konfigurator von Falkenjagd aber auch aus besten Komponenten auswählen kann. Unterschiedliche Schaltgruppen des italienischen Traditionsherstellers Campagnolo sind möglich, entweder mit 2×12 oder mit 1×13 Gängen; der leichte Carbon-Kurbelsatz der Campagnolo Chorus ist mit 48/32 Zähnen sehr gut für Reiserad wie Gravelbike geeignet. Dazu kann ein eng abgestufter Zwölffach-Kranz von elf bis 32 oder 34 Zähnen gewählt werden. Scheinwerfer, Rückleuchte und Nabendynamo stammen vom deutschen Nobelhersteller SON; den in unterschiedlichen Varianten erhältlichen Titan-Gepäckträger bietet Falkenjagd an, ebenso Vorbau und Sattelstütze aus dem edlen Metall.
Mit stabilem 32-Speichen-Radsatz ist das Aristos bereit für große Gepäcktouren; sportliche Naturen bekommen gegen Aufpreis natürlich auch leichte Carbonlaufräder. Kurz: Wer ein individuelles Traumrad sucht, das einem jahrzehntelang die Treue hält, ist bei Falkenjagd richtig.
Fazit
Falkenjagd bietet Titanrahmen mit modernen Montagestandards an, die sportlichen Gravel-Einsatz ebenso erlauben wie lange Touren mit Gepäck. Die Komplettierung ist individuell, und auch ein einzelner Rahmen kann erworben werden.
ca. 7.450 Euro (Rahmen/Gabel 3.140 Euro) / falkenjagd-bikes.de
Zusätzlich zu den Gravelbikes mit Vollausstattung haben wir die zehn besten Gravelbikes fürs Bikepacking ausfindig gemacht:
Velomotion Highlights: Die zehn besten Gravelbikes 2022 für Bikepacking
Die besten Gravelbikes 2022 für Bikepacking: Bikepacking und Radreisen sind fast so alt wie das Fahrrad selbst. Dennoch hat das Thema gemeinsam mit den Gravelbikes wieder richtig Fahrt aufgenommen. Wir haben uns daher für euch umgesehen und die besten Gravelbikes der Saison 2022 fürs Bikepacking näher angeschaut. Natürlich braucht es kein spezielles Gravelbike, um sich […]