Radsport: Zwei Jahre sind vergangen, seit dem Lance Armstrong medienwirksam bei Oprah Winfrey Abbitte leistete. Zwei Jahre, in denen er eine Vielzahl seiner Sponsoren verlor. Das gelbe Livestrong-Armband, mit welchem die von ihm ins Leben gerufene Krebsstiftung wirbt, trägt er nicht mehr. Trotz der Aberkennung seiner sieben Tour-de-France-Erfolge sieht er sich aber immer noch als der rechtmäßige Sieger dieser Auflagen. Gegenüber CNN brach der Texaner nun sein Schweigen und gab exklusiv Einblick in sein Leben nach dem Dopinggeständnis.
„Ich bin eigentlich darüber überrascht, dass ich nie dumm angeredet werde”, gibt Armstrong in seinem Interview mit CNNs Matt Majendie unumwunden zu. „Klar merke ich manchmal, dass mich jemand auf die Vorfälle ansprechen möchte, aber es ist bisher noch nicht passiert.“
Hätten sich keine Beweise für seinen Doping-Missbrauch gefunden, so Armstrong weiter, würde er wahrscheinlich immer noch auf seine Unschuld pochen: „Ich war ziemlich gut darin, diese Rolle zu spielen. Wenn man es hunderte Male abgestritten hat, kann man so etwas nicht einfach zugeben. Wenn du einmal ‚nein‘ gesagt hast, musst du immer ‚nein‘ sagen.“
Zugleich reflektiert er jedoch seine Situation: „Wenn das mit der FBI Untersuchung nicht passiert wäre, würde ich wahrscheinlich noch immer mit der gleichen Überzeugung und demselben Ton wie früher ‘nein’ sagen. Aber das ist ja vorbei.“
Ich mache niemand anderen außer mir verantwortlich. Ich bin ein großer Junge, ich treffe meine eigenen Entscheidungen und muss dafür auch gerade stehen.
Dennoch ist er sich seiner Schuld bewusst: „Ich mache niemand anderen außer mir verantwortlich. Ich bin ein großer Junge, ich treffe meine eigenen Entscheidungen und muss dafür auch gerade stehen.“ Vor diesem Hintergrund verwehrt er sich auch dagegen, dass das Interview lediglich eine PR-Kampagne ist. Vielmehr möchte Armstrong in den kommenden Monaten noch weiter gehen und ein neues, ein ehrliches Buch schreiben. Allerdings muss er dafür erst einmal einen geeigneten Co-Autoren finden, bedenkt man seine Äußerungen in den beiden in der Vergangenheit veröffentlichten Büchern: „Das Buch muss tiefgreifend und transparent sein. Es muss einschlagen und dann einfach seine Wirkung entfalten. […] und es darf auf keinen Fall irgendwelchen Blödsinn enthalten.“
# Lance Armstrong zeigt sich wieder in der Öffentlichkeit.
Doch bevor Armstrong sich diesem Projekt widmen kann, muss er sich erst einmal mit seinen ehemaligen Sponsoren auseinandersetzen. In Hinblick auf den bevorstehen Rechtsstreit mit einem seiner früheren Sponsoren, U.S. Postal Service, fand er dabei klare Worte: „Ich bin ziemlich zuversichtlich, dass wir den Fall gewinnen werden. Ich glaube nicht, dass irgendjemand wirklich beweisen kann, dass U.S. Postal Service einen Schaden davon getragen hat. Sie haben mit dem Deal viel Geld gemacht und haben das bekommen, was sie ausgehandelt haben. Ich habe mir für sie den Arsch abgearbeitet und bin stolz darauf. Darüber hinaus gab es keine Beziehung zwischen mir und dem U.S. Postal Service.“
Während es genau diese Einstellung und dieses Selbstvertrauen waren, die aus Armstrong einen erfolgreichen Athleten machten, gibt er zu, dass sie ihn auch in seine momentane Lage gebracht haben.
Meine Einstellung hat mir auf dem Fahrrad geholfen, aber mich auch in die Lage manövriert, in der ich mich heute befinde.
„Ich bin definitiv ein Typ, der auf andere Dinge scheißt. Ich kämpfe im Training, ich kämpfe, um Rennen zu gewinnen, ich kämpfe, um die anderen im Team zu motivieren. Dreist zu sein hilft dabei, aber für persönliche Beziehung ist es eher schädlich. Ich hatte einfach keinen Schalter, um das abzustellen. Meine Einstellung hat mir auf dem Fahrrad geholfen, aber mich auch in die Lage manövriert, in der ich mich heute befinde.“
Das ausführliche Interview findet sich unter www.cnn.com. Einen Einblick in das Interview gibt überdies Matt Majendie selbst in folgendem Video.
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