Test / MTB – Bulls Copperhead 3 S: Das mittelpreisige Hardtail gefällt mit hochwertiger Ausstattung, einem soliden Alu-Rahmen und tubeless-tauglicher Felgen-Reifen-Kombination. Ob Geländer oder Alltag: Mehr Mountainbike muss es in vielen Fällen eigentlich gar nicht sein.
So mancher Hersteller hat sich inzwischen komplett vom „Bio-Mountainbike“ verabschiedet. Klar, immer mehr Menschen wollen auch im Gelände E-Bike fahren. Doch mindestens ebenso viel schätzen die Leichtigkeit eines richtigen Fahrrades und lieben das Gefühl, aus eigener Kraft Anstiege zu überwinden. Dass Bulls für diese Kundengruppe ein großes Herz hat, liegt nicht zuletzt an der sportlichen DNA der Marke. Mit seinen Team ist der Hersteller seit Jahren erfolgreich im MTB-Rennsport aktiv, und superleichte Carbon-Fullys sind da ebenso selbstverständlich im Programm wie preislich attraktive Bikes für Freizeitfahrer und Einsteiger – Modelle wie das Bulls Copperhead 3 S.
Das Rad ist Teil einer großen Modellfamilie, deren Preise bei rund 1.000 Euro beginnen. Das teuerste Hardtail der Serie kostet etwa 2.000 Euro, das teuerste Copperhead-Fully gut 3.000 Euro. Allen gemein ist ein Aluminiumrahmen und ziemlich bis sehr moderne Schaltsysteme: Die günstigen Varianten sind mit 2×10 Gängen ausgestattet; ab dem mittleren Preissegment werden die topaktuellen Zwölffach-Getriebe verbaut.
Bulls Copperhead 3 S: 1×12 mit klarem Vorteil
Warum das von Vorteil ist? Im vergleich zur klassischen Dreifach-Kurbel lässt sich das 1×12-System deutlich einfacher bedienen, da ja nur hinten geschaltet werden muss. Es gibt keinerlei „Überschneidungen“, die bei Mehrfachkurbeln die Zahl der tatsächlich unterschiedlichen Gänge reduzieren, und auch der Kettenschräglauf („groß-groß“ oder „klein-klein“) der bei zwei oder drei Kettenblättern mindestens zwei Gänge kostet, ist bei 1×12 kein Thema. Gleichzeitig sorgt die große Zahl der Ritzel dafür, dass ein extrem großer Übersetzungsumfang (bei der 10-51er Kassette des Bulls 510 %) mit einer relativ engen Abstufung einhergeht. Und nicht zuletzt wird das Rad leichter und eine Verschleiß- und Fehlerquelle fällt weg.
Hochwertiger Antriebsstrang
Dass man bei einem MTB deutlich unter 2.000 Euro eine Schaltung auf dem Stand der Technik bekommt, ist schon einmal eine gute Nachricht; noch besser wird’s, wenn man sich das Logo auf den Komponenten anschaut. Bulls verbaut Schaltung und Kurbelsatz der Shimano XT, eine Gruppe, die in Sachen Präzision und Haltbarkeit ganz weit oben steht. Dazu gehören auch Details wie eine Hollowtech-Tretlagerwelle, die extrem biegesteif ist – kein Vergleich zu den Vierkant-Innenlagern, die nach wie vor an vielen Bikes zu finden sind. Ergänzt wird der Antriebsstrang durch verlässliche, starke Bremsen der Deore-Serie.
Wenn Mountainbiker das Thema Schaltung besprochen haben, ist die Gabel dran, und auch hier kann das Bulls überzeugen. RockShox liefert die Reba RL-R, eine Luftfedergabel mit 100 mm Weg und Remote Lockout, also Blockierhebel am Lenker. Einstellmöglichkeiten und Länge des Federweges sind ideal für ein MTB, das keine Spezialdisziplin beherrscht, dafür aber als Offroad-Allrounder fast alles gut kann. Wer schnelle CrossCountry-Einsätze bevorzugt, profitiert im kraftvollen Wiegetritt von der blockierbaren Gabel; wer sich auf verblockte Trails wagt, bekommt mit kompakter Sitzposition und kurzem Vorbau ein handliches, gut beherrschbares Bike. Die Kombination aus flachem Lenkwinkel und den großen 29-Zoll-Laufrädern sorgt schließlich bei hohem Tempo für sicheren Geradeauslauf und ein dynamisches Überrollverhalten.
Alu-Rahmen mit schönen Details
In der Preisklasse zwischen 1.500 und 2.000 Euro ist der Aluminiumrahmen die Norm; wo hier schon Bikes mit dem leichteren Carbonrahmen auftauchen, müssen Abstriche bei der Ausstattung gemacht werden – die freilich nicht unbedingt gravierend sind. Beim Copperhead muss man abgesehen vom etwas höheren Gewicht keinen Kompromiss eingehen. Gerade was die komplett innen geführten Leitungen angeht, kann der sauber gefertigte Alu-Rahmen voll überzeugen. Etwas widerstandsfähiger ist er ohnehin, was einen weiteren Vorzug mit sich bringt: Das Alu-Hardtail lässt sich ohne Probleme als sportliches, robustes Alltagsrad zum Pendeln oder in der Freizeit einsetzen. Dass der Hersteller diese Nutzungsart durchaus bedacht hat, zeigen die „MonkeyLink“-Adapter an Vorbau und Sattelklemmschelle: Hier lassen sich spezielle Akkuleuchten anbringen, die dann sicher halten und unauffällig ins Rad integriert sind. Ebenfalls typisch Bulls ist der magnetische Flaschenhalter, der flach am Unterrohr sitzt.
Viele Vorteile mit Tubeless-Radsatz
Ob man in der Stadt fährt oder auf den Trails: Ein großer Vorteil der Reifen-Felgen-Kombination am Copperhead ist, dass sie tubeless-tauglich ist. Wer die Schläuche ausbaut, die speziellen Ventile einsetzt und Pannenmilch einfüllt, fährt mit geringerem Rollwiderstand und senkt gleichzeitig das Pannenrisiko, ob durch Durchschlag oder durch Fremdkörper. Wer diesen Umbau auf sich nimmt, ist schon auf dem halben Weg zum Technik-Experten – und wenn man dann noch bedenkt, dass Spitzenkräfte wie Mountainbike-Profi Karl Platt auch mit einem Mittelklasse-Bike Spaß haben können (siehe Foto), bekommt man als Breitensportler und Freizeitfahrer gleich noch mehr Lust darauf, das Bulls Copperhead 3 S einmal auszuprobieren.