Was ist das für ein Gefühl! Endlich darf ich wieder in dem für mich schönstem Land sein: Südafrika. Ihr werdet jetzt sicherlich mit dem Kopf schütteln und es nicht ganz nachvollziehen können. Jedoch ist dies für mich lange Zeit das Land gewesen, wo ich beim An- und Abreisen jedes Mal Tränen in den Augen hatte. Leider ist Südafrika krisengebeutelt, aber die Menschen sind einzigartig. Wildfremde Menschen haben mich aufgenommen und das Motto war stets: „My castle is your castle“. Und das ist nicht einfach nur so dahin gesagt. Seitdem gehöre ich zur Familie.
Umso größer ist meine Freude, dass der Ironman Südafrika mein erstes Rennen in dieser Saison ist. Allerdings muss ich die Reise auf ein Minimum von acht Tagen zusammenstreichen: Zwei Tage hin (Mallorca – München – Dubai – Johannesburg – Port Elizabeth = ganz schön anstrengend) vier Tage in Südafrika und gleich nach dem Rennen wieder Retour! Gerne würde ich länger bleiben, aber der Ausflug nach Südafrika ist keine Urlaubsreise, ich will ein gutes Rennen machen und nach dem Rennen schnell wieder ins Training einsteigen, um mich auf die nächsten Saisonziele vorzubereiten.
Einmal in Südafrika angekommen, vergeht die Zeit wie im Flug mit den Vorbereitungen aufs Rennen. Letzte Trainingseinheiten, Materialcheck, Rennbriefing, mentale Vorbereitung. Alles ist sehr fokussiert. Zwei Tage vor dem Rennen ziehen sie einen Hai aus dem Wasser. Das passt wieder einmal super! – Wenn ich etwas nicht mag, dann im großen Meer schwimmen und nicht wissen, wer oder was da neben mir noch so rumschwimmt.
Die Konkurrenz ist groß dieses Jahr: Wahrscheinlich ist nur noch Hawaii so stark besetzt. Südafrika ist ein hartes Rennen, nicht nur, weil es so früh in der Saison ist: Besonders die Radstrecke hat es in sich: 180 Kilometer mit 1600 Höhenmetern, rauer Straßenbelag und ordentlich Wind. Auch der Laufkurs ist etwas hügelig – und heiß.
Ohne nähere Bekanntschaft mit Haien gemacht zu haben, komme ich als fünfte Frau aus dem Wasser. Auf dem Rad halte mich strikt an die Anweisungen meines Trainers Jo, wann ich wie hart fahren soll. Eva Wutti überholt mich auf den ersten Kilometern. Ich bleibe ruhig und lasse sie von dannen ziehen. 100 Kilometer später habe ich sie dann wieder und als ich an ihr vorbei fahre, kommt es mir vor als würde sie stehen. Den Abstand zur Spitze kann ich immer weiter verringern. Mit der schnellsten Radzeit und neuem Streckenrekord steige ich als nun schon dritte Frau vom Rad und mache sogleich noch mehr Boden gut. Bald überhole ich die zweite Frau und halte eine ganze Weile meine Position. Doch plötzlich machen meine Beine dicht und ich bekomme sie nicht mehr gehoben, eine Blase am Fuß geht auch noch auf und schmerzt höllisch. Die letzten zehn Kilometer sind reine Willenssache, alles schmerzt, ich werde langsamer, schließlich werde ich von der dritt- und viertplatzierten Frau überholt. Aber meinen fünften Platz kann ich verteidigen! Damit erreiche ich immerhin mein Minimalziel für diesen Wettkampf: Mehr als 2000 Punkte für die Qualifikation auf Hawaii. Da es die Südafrikanischen Meisterschaften sind, gibt es für meinen fünften Platz soger mehr Punkte als für meinen Ironman-Sieg in Malaysia! Sicherlich bin ich auch enttäuscht, dass ich meinen zweiten Platz nicht verteidigen konnte, weil meine Beine auf den letzten zehn Kilometern nicht mehr so wollten wie ich. Aber nach sechs Monaten Rennpause war fast zu erwarten., dass mir noch ein bisschen Wettkampfhärte fehlt. Und die ersten sechs Frauen waren unheimlich dicht beieinander. Die Top 5 innerhalb von 15 Minuten. Bei vielen Rennen ist oft schon zwischen der Erst- und Zweitplatzierten mehr Unterschied.
Am nächsten Tag ist Siegerehrung und ich sehe das Positive an meinem Ergebnis: Ich habe mich in einem Weltklassefeld gut behauptet! Und ich habe wieder ein paar harte Rennkilometer in den Knochen und damit werden die nächsten Rennen noch besser!
Nach zweieinhalb harten Reisetagen zurück nach Mallorca, brauche ich zuerst viel Schlaf: Schließlich habe ich drei Nächte so gut wie gar nicht geschlafen. Nicht das ich Party gemacht hätte (mein Coach erlaubt Partys nur, wenn ich gewinne) – aber die Nacht nach einem Rennen schlafe ich immer kaum, zwar bin ich müde, aber auch so mit Koffein und Erlebnissen voll, dass ich einfach nicht einschlafen kann. Die Siegerehrung am zweiten Tag nach dem Rennen zieht sich fast bis Mitternacht und am Tag darauf geht schon in aller Früh mein Flieger und ich komme mitten in der Nacht in Dubai an und muss am Frühen Morgen wieder weiter. Uff.
Jetzt wünsche ich mir nur ein Bett, in dem ich ungestört drei Tage durchschlafen kann. Und dann renne ich beim nächsten Ironman nicht nur 30 Kilometer schnell, sondern den ganzen Marathon! Euch allen einen guten Start in die Saison!
Eure Diana