Test: Im Mountainbike-Sport ist der Trend zum Fahren mit niedrigem Luftdruck nicht mehr umzukehren. Die Traktion und der Komfort steigen spürbar. Man fährt sicherer und hat mehr Spaß. Doch man erkauft sich damit auch Nachteile: Felgen und Reifenkarkasse sind gefährdet. Aus Finnland kommt Huck Norris und soll genau diese Gefahren eliminieren.
Auch wir haben die Vorteile von niedrigerem Reifendruck erkannt. Das Bike läuft einfach smother und gerade wenn es richtig holprig wird macht es einfach mehr Freude. Aber mit leichten Reifen haben wir auch immer wieder Probleme mit Dellen in den Felgen oder beschädigten Kerkassen, weil Diese z.B. zwischen einem Stein und der Felge gequetscht werden. Die Lösung können Reifen mit stabiler Downhill-Karkasse sein oder auch System wie Procore von Schwalbe und das Dean Easy System. Hier ist aber die Montage nicht ganz so einfach, bei Dean Easy sogar eine Modifizierung der Felge notwendig. Auch deutliches Mehrgewicht und nicht unerhebliche Kosten müssen in Kauf genommen werden.
Das Huck Norris System soll hier Vorteile haben und ebenso die Felge und den Reifen schützen.
Die Finnen versprechen für ihr System:
- Schutz des Reifens, kein „Zerquetschen“ der Seitenwand zwischen Felge und Untergrund mehr
- Schutz der Felge vor Dellen, z.B. durch Steinkontakte
- Keine Notwendigkeit von besonders stabilen Reifen für Tubeless, es können leichte Reifen gefahren werden
- Einfache Montage, schnellerer Tubelessaufbau
- Niedriges Gewicht
- Vergleichsweise günstiger Preis
Drei Breiten stehen zur Verfügung:
- S; 21-28mm Felgeninneweite
- M; 27-35mm Felgeninneweite (Haben wir auf Felgen mit 3omm Innenweite getestet)
- L; 34-45mm Felgeninneweit
Gewicht (gewogen):
- 84 gramm für 29 Zoll in M
- 77 gramm für 27,5 Zoll in M
Die Verpackung enthält immer ein Schutzblech.
Wir wissen, Chuck Norris isst keinen Honig, er kaut Bienen. Ob das System in der Lage ist den typischen Tubeless-Widrigkeiten den Stachel zu ziehen, das haben wir ausprobiert.
Montage:
Wir haben das System in einen bestehenden Tubeless Aufbau nachgerüstet, welches die Aufrüstung mit Huck Norrsi gut vertragen konnte, weil sowohl Felge als auch Reifen ständig litten. Im Wesentlichen ist der Einbau selbserklärend. Nach dem Entfernen von zwei Kabelbindern kommen ein aufgerolltes Klett-Band und 2 Profilstreifen auf geschlossenporigem Schaumstoff. Das Profil passt immer für 29 und auch 27,5 Zoll. Wir haben auf 27,5 Zoll getestet und mussten ein Stück vom Schaumstoff an der klar erkannbaren Schnittmarke abtrennen. Das geht leicht von der Hand, eine Schere oder ain Cutter-Messer genügen. Dieser Schritt entfällt bei 29 Zoll Rädern. Die Macher empefehlen ihr System auch für 26 Zoll, da muss man sich den Schaumstoff etwas zurechtbasteln. Hat der Schaumstoffstreifen die richtige Länge, schneidet man sich jeweils ein Stück Klettband zurecht, fädelt es durch und verbindet die Enden. Fertig! Es macht Sinn darauf zu achten, das die Enden fast zusammengezogen sind um keine Lücke zwischen den Enden entstehen zu lassen. Jetzt die Luft am Reifen ablassen und ihn auf einer Seite von der Felge heben. Dann den Schaumstoffring einsetzen. Wir haben noch etwas mehr Tubeless-Milch hinzugefügt, da die zusätzliche Oberfläche des Systems einiges davon bindet. Reifen wieder ganz drauf, das geht nur minimal schwerer als normal. Aufpumpen, was sogar wirklich etwas einfacher zu funktionieren scheint weil die Einlage den Reifen schon etwas „in Form bringt“ und er nicht auf dem Felgenbett rumrutscht. Die ganze Aktion dauert für geübte Schrauber ca. 15 Minuten.
Probefahrt:
Die Felge hatte schon ein paar Macken von „Feindberührungen“ und es war auch nicht mehr der erste Satz Reifen drauf, weil die ein oder andere Karkasse beschädigt wurde. Beste Voraussetzungen also, um zu sehen was sich ändert. Mehrere Ausfahrten mit verschiedenen Piloten dienten uns um Eindrücke zu sammeln. Wir haben den Reifendruck in Bereiche abgesenkt, in denen normalerweise Pannen klar vorprogramiert wären. Der mögliche Druck und die daraus resultierenden Fahreigenschaften waren schon fast mit Reifen um 3.0″ vergleichbar obwohl wir 2.3 Zoll breite Reifen fuhren. Ein simulieter Platten (wir haben einfach die Luft abgelassen) zeigte auch die Notlaufeigenschaften des Systems. Mehrere Kilometer Trail mit leicht angepasster Fahrweise waren kein Problem. Dabei ist das System sogar etwas angenehmer zu fahren als vergleichbare. Der Schaumstoff ist weich und dämpft gut, auf einer prall gefüllten zweiten inneren Luftkammer weiterzufahren fühlt sich weniger gut an. Zumal bei diesen auch der Reifen stärker arbeitet, vermutlich weil das Volumen des Pannenschutzsystems kleiner ist. Einen echten Nachteil hat das System aber auch: Wenn man es provoziert kann man hier leicht Burping erzeugen, ohne dass ein spürbarer Unterschied zum Fahren ohne Panneschutzsystem spürbar wäre.