Bike Build Story: Der zweite Teil unserer Aufbaustory zu unserem Enduro. Wie in Teil Eins bereits erklärt, versuchen wir ein Bike „Made in Europe“ zu bauen. Da passt die Selva Gabel von Formula perfekt ins Thema. In Zeiten von Brexit und durch Skandale verunsicherten Verbrauchern habe ich mir überlegt: Wir bauen ein Bike aus „regionalen Produkten“, will heißen wir haben versucht, stets im europäischen Umfeld fündig zu werden. Das hat nicht immer geklappt, bzw. haben wir auch dann zu nicht europäischen Teilen gegriffen, wenn es diese nur als Customteil gegeben hat oder die Verfügbarkeit einfach nicht gegeben war. Die Story soll ja explizit zum Selbstaufbau motivieren.
Warum haben wir die Formula Selva gewählt?
Zwei wesentliche Punkte waren von der Gabel für unser Enduro abzudecken. Erstens sollte sie technisch und von der Auslegung zum Einsatzbereich passen. Zweitens sollte sie ja in der Eu gefertigt sein. Formula ist den meisten Bikern wohl vor allem durch die Bremsen bekannt, die die Italiener bauen. Dabei geraten in der Wahrnehmung die Federgabeln oft ins Hintertreffen… zu Unrecht! Die Gabeln der Italiener überzeugen uns immer wieder. Ich bin von der 35 so begeistert gewesen, dass ich mich schnell für die Idee der Selva begeistern konnte. In Prato, einer knapp 200.000 Einwohner zählenden Stadt in der Toskana, finden die wesentlichen Schritte statt um die Gabeln das Licht der Welt erblicken zu lassen. Einige Teile wie das Casting oder die Standrohre werden von Zulieferern bezogen. Sowohl Entwicklung wie auch Montage finden jedoch in Prato statt. Somit ist die Selva die richtige Wahl für unser Bike built in the EU.
Die technischen Lösungen der Formula Selva
Guter und schneller Service ist bei der Selva, wie auch bei anderen Forken der Italiener, dank eines logischen und einfachen Aufbaus der Gabeln möglich. Übrigens hat Formula in Deutschland einen eigenen Service, Kunden wird schnell und zuverlässig geholfen. Beleuchten wir mal einige der Besonderheiten der Gabel näher.
Fangen wir mit den Dingen an, die man von Außen sieht. Da wären zum einen die massiven 35 Millimeter Standrohre und die voluminöse Gabelkrone. Zusammen mit dem Tapered Gabelschaft stellen sie die Verbindung von Vorderrad zu Steuerohr des Rahmens her. Hier wird die Entscheidung über die Steifigkeit der Gabel getroffen. Und in der Hinsicht muss sich die Gabel nicht verstecken. Dazu trägt auch das Casting bei. Formula spricht vom „Hexagon Design“. Man will die optimale Steifigkeit gefunden haben: So steif, das die Gabel sich nicht verwindet und optimal arbeiten kann. Weich und flexibel genug, um nicht jede Vibration bis zum Fahrer durchdringen zu lassen. Man merke: mehr Steifigkeit ist nicht immer besser.
Wir haben die Gabel mit ungekürztem Gabelschaft 1987 Gramm gewogen. Dafür ist an der Steifigkeit nichts auszusetzen. An der Stabilität bzw. Haltbarkeit auch nicht, dazu aber im Test des Kompletten Bikes später mehr. Nun sagt Formula das Maximum an Steifigkeit sei nicht zielführend, wenn man das beste Fahrverhalten haben möchte. Ich habe mich von diversen Herstellern aber Jahre lang belehren lassen, das nur eine steife Gabel sauber arbeiten kann. Hört sich ja auch logisch an: wenn irgendwo Etwas verkantet oder sich verbiegt, dann läuft es nicht sauber. Das gilt auch für das Innenleben ihrer Gabeln, bestätigt Formula. Um das zu lösen hat man sich in Prato das sogenannte „Interal Floating System“ erdacht. Die „Kolben“ die sich im Inneren der Standrohre bewegen, sowohl auf der Federseite wie auch auf der Dämpfungsseite, sind mit Gelenken an die Kolbenstangen montiert. So können sie immer optimal im Rohr gleiten, auch wenn die Gabel sich verwindet. Zusätzlich kann die „Dual Coil Technologie“ das Ansprechverhalten optimieren. Wird die Gabel komprimiert, so rutschen die Standrohre weich in den super gleitfreudigen Polymerbuchsen. Der Grund: Die Luftfeder muss nicht von Anfang an mitlaufen, ihr ist eine kleine Stahlfeder vorgeschaltet. Die wird zuerst „betätigt“ wenn die Kraft größer wird wechselt der Luftkolben von Haftreibung zu Gleitreibung. Dieser Moment ist bei vielen anderen Gabeln durch ein Ruckeln deutlich wahrnehmbar. Den richtigen Luftdruck findet man leicht dank Tabelle auf dem Casting.
Die Dämpfung der Selva mit durchdachten Features
Wenn der Fahrer auf dem Bike sitzt erblickt er auf der rechten Seite drei Verstellknöpfe. Es sieht kompliziert und technisch aus, wenn man es ein Mal verstanden hat ist es allerdings simpel und absolut genial. Der goldene Hebel aktiviert die Lockout Funktion. Der schwarze Versteller, er wird mit einen Innensechskantschlüssel betätigt, verändert die Härte des Lockout bzw. die notwendige Kraft um ein Einfedern bei betätigtem Lockout zu ermöglichen. In dieser Einheit wird auch die HighSpeed Druckstufe kontrolliert. Ein tolles Feature für langes Klettern, Teerpassagen oder ähnliche Situationen. Das verbleibende blaue Rädchen ermöglicht eine Verstellung der Druckstufe im Bereich Low-Speed. Die Reaktion also auf langsamere Bewegungen wie Gewichtsverlagerungen oder langsam gefahrene Stufen. Auf der Unterseite ist ein rotes Rädchen für die Zugstufe zuständig. Die Versteller greifen sich gut und wirken hochwertig, der Verstellbereich ist praxisgerecht. Unter dem Namen „Remote Control Cartridge“ gibt es einen Lenkerhebel zur Betätigung des Lockouts der an allen Formula Gabeln nachgerüstet werden kann. Sowohl an dieser Fernbedienung, wie auch am Standard-Hebel ist der Lockout auch nur teilweise aktivierbar, er wirkt dann wie eine starke Druckstufenverstellung. Wer die Charkteristik der Gabel verändern möchte kann neben der externen Einstellmöglichkeiten auch im Inneren zu Werke gehen. Der Federweg kann über Spacer verändert werden.
CTS: Trumpf der Formula Selva
Egal was ein Hersteller macht, irgendwem gefällt es nicht. Ist die gabel sehr soft, so freuen sich die Tourenfahrer und Anfänger aber die Racer bemängeln das fehlende Feedback. Ist die Auslegung straff und effektiv freuen sich die Rennfahrer und der Normfahrer verliert an Komfort. Formula hat mit dem „CTS System“ ein Ass im Ärmel. CTS steht für Compression Tuning System.
Das für die Performance, in Sachen Druckstufe, maßgeblich verantwortliche Bauteil kann ausgetauscht werden. Es gibt insgesamt 7 Versionen, die alle einfach austauschbar sind. Die drei „Regular“ Varianten entsprechen 3 härten einer eher „bauchigen Kennlinie“. Sie ist zu beginn soft und nach hinten raus wird sie deutlich progressiv. Die drei „Special“ Ventile sind alle zu beginn etwas härter und verlaufen dann linearer. An diesen Setups werden sehr aggressive und aktive Fahrer Freude haben. Die siebte Variante ist extra für E-Mountainbikes entwickelt worden, hier sind die Geschwindigkeiten teilweise höher und das Gewicht des Bikes größer, weshalb hier eine eigene Abstimmung sinnvoll ist. Florian Wieser, Der Ansprechpartner für Formula Deutschland zeigt wie einfach der Tausch geht.
Was es noch zur Formula Selva zu sagen gibt
Die Formula Selva gibt es in drei Varianten. Eine deckt B+ und 29 ab, mit 120-160mm Federweg und einem Offset von 51mm. Die 27,5 Zoll Gabel gibt es in zwei Versionen, 120-160mm und 170-180mm. Beide mit 46mm Offset. Alle Gabeln gibt es in Schwarz, weiß und in Formulas Signature-Farbe Ultraviolett. Mann kann zwischen einer 15mm und einer 20mm Achse wählen. Die Achsen kommen immer als Schnellspannachse, der hebel kann aber je nach Wunsch, entfernt werden. Dann ist die Achse mit einem Innensechskantschlüssel zu bedienen.
Die Gabel wird mit einer passenden Pumpe geliefert, ebenso sind Öl und auch Spacer für den Federweg im Paket. Ein tolles Feature ist die Möglichkeit den Federweg intern zu verändern. Das geht bei allen Formula Gabeln nach dem gleichen Prinzip. Das anschließende Video zeigt wie es geht.
https://www.youtube.com/watch?v=xFzLFe9C5oY