Foto: Canyon Bicycles / Jérémie Reuiller
Nach Whistler zur 6. Runde der Enduro World Series (EWS) zu kommen, war das reinste Kinderspiel. Zweieinhalb Stunden Flug von Denver nach Vancouver, plus nochmal zwei Stunden Autofahrt ins Gravity- Mekka. Eine wiederum neue Erfahrung für uns.
Das Enduro-Rennen in Whistler wurde letztes Jahr von Pinkbike als „Bestes Rennen des Jahres“ ausgezeichnet. Dementsprechend hoch waren auch in diesem Jahr die Erwartungen. Als die Stages am Mittwoch vor dem Rennen veröffentlicht wurden, erblickte man überall erstaunte Gesichter. Es hat den Anschein als wolle jeder EWS-Veranstalter den Vorherigen in der Härte des Events übertreffen. Und das Crankworx-Personal meinte es ernst: fünf Stages, 60 Kilometer und 2.400 Höhenmeter. Die Wettervorhersage: 33 Grad Celsius.
Foto: Canyon Bicycles / Jérémie Reuiller
Dazu sollte man wissen, dass Whistler ist ein klassisches Ein-Tages-Format ist. Das allein war definitiv schon ein anderes Level als Schottland und Valloire zusammen. Zwar durften die Stages ab Wochenmitte zu Fuß erkundet werden, aber unter den Umständen sparte sich fast jeder seine Kräfte für die zwei Tage freies Training und den Renntag auf.
Das Rennen am Sonntag begann eigentlich super für uns. Ludo May zeigte mit einem 8. Platz in der ersten Stage sein Potenzial, Joe Barnes lag auf Platz 4 in Schlagdistanz zum Podium und auch Ines Thoma startete mit Platz 6 absolut im Soll. Steil, staubig lose, aber jede Menge Grip. Das liegt uns!
Doch bereits in der Stage 2 sollte sich das Blatt zumindest für unseren Schweizer Ludo leider wenden: „Ich bin wahrscheinlich einer der Unglücksraben dieses Wochenendes. In der zweiten Stage kam einfach alles zusammen. Aber der Reihe nach: Ich hatte einen kleinen Abflug über den Lenker, eigentlich nichts Schlimmes. Nur flog mein rechter Schuh nicht mit, der blieb im Pedal eingeklickt. Als das Bike dann umfiel, ist die Schnalle am Schuh kaputt gegangen. Die ging dann nicht mehr auf und mit Hängen und Würgen hab ich meinen Fuß wieder reinbekommen. Als ich weiterfahren wollte, sah ich, dass der Vorbau total schief war. Nochmal runter vom Rad und grade richten. Oh Mann…das waren wertvolle Sekunden.“
Zum Glück ließ er sich davon nicht aus dem Konzept bringen und fand in Stage 3 mit einem Run auf dem bekannten „27 Switchbacks“-Trail wieder den Anschluss an das Topfeld. Joes Konstanz zahlte sich wieder mal aus und er lag zwischenzeitlich sogar auf dem 3. Gesamtrang. Auf Stage 4 („Ride – don‘t slide“) erwischte es allerdings auch ihn.
Joes Eindrücke nach Stage 4: “Hmmm… das war eigentlich meine Lieblingsstage. Schon im Training hab ich mich hier richtig wohlgefühlt. In der Mitte hab ich dann einen Stock gefangen, der genau in die vorderen Speichen gerutscht ist. Ich musste kurz anhalten, um ihn zu entfernen. Das hat natürlich Sekunden gekostet und der Flow war hin.“
Foto: Canyon Bicycles / Jérémie Reuiller
Das Format erlaubte allen Fahrern einen technischen Check zwischen den Stages 4 und 5 und eine bitter nötige Pause, bevor es mit dem Lift zur letzten 25-Minuten-Stage ganz nach oben ging.
Ines direkt vor Stage 5: “Eigentlich hatte ich mir nach dem ganzen Training gar keinen Kopf mehr über die Stages gemacht, aber schon nach der ersten Kurve waren die nicht mehr wiederzuerkennen. Wenn da schon 500 Leute im Renntempo vor dir runter sind, dann ist der Trail so ausgebombt – einfach nur schrecklich. Zur Stage 1 konnte ich noch alles pedalieren, aber beim gleichen Anstieg zur 2 waren die Beine schon platt. Für die Stage 5 bräuchte ich jetzt einen neuen Körper, aber das bisschen „Top of the World“ kriegen wir auch noch hin.“
Leider sollte das nicht so ganz funktionieren. Schon im oberen Teil des wohl bekanntesten Trails in Whistler erwischte Ines‘ Hinterrad einen spitzen Stein und die Luft war nicht nur sprichwörtlich raus.
Ines‘ Resümee nach dem Rennen: „Ja, mies gelaufen. Erst war‘s nur ein bisschen platt. Als ich‘s gemerkt hab, hab ich versucht frontlastig zu fahren, um das Hinterrad zu entlasten. Irgendwann ging dann aber gar nichts mehr und ich bin nur noch runtergerollt.“
Foto: Canyon Bicycles / Jérémie Reuiller
Wir brauchen jetzt erstmal eine Pause und verabschieden uns schweren Herzens vom Crankworx 2014. Ein paar Tage Auszeit können nach dem Trip wirklich nicht schaden. Rennmäßig steht nun eine kleinere Pause ins Haus, ehe es für Joe und Ines Mitte September zur Trans Provence geht. Außerdem sind sechs von sieben Rennen der Enduro World Serie schon geschafft. Bleibt nur noch das Finale in Finale Ligure im Oktober.
Ganz untätig sind wir in der Zwischenzeit aber nicht. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr uns auf der Eurobike in Friedrichshafen besuchen: Halle B4 Stand 404. Trefft Fabien Barel, Joe, Ludo und Ines persönlich und ergattert am Publikumstag, Samstag, 30.08.2014, ein handsigniertes Poster.
Ergebnisse des Canyon Factory Enduro Teams beim EWS #6 im Rahmen des Crankworx 2014 in Whistler, Kanada: Joe Barnes: 9.; Ludo May: 25.; Ines Thoma: 10.