Eurobike / Markt: Vor einigen Wochen hatten wir bereits das neue Turner RFX v4.0 kurz vorgestellt. In der vergangenen Woche hatten wir am Stand von Turner-Deutschlandvertrieb Shocker Distribution erstmals Gelegenheit, uns das neue Schmuckstück aus der Nähe anzusehen und uns einige der Finessen zeigen zu lassen.
Vorneweg gleich eine wichtige Bemerkung: Das Turner RFX v4 wird hierzulande ausschließlich als Rahmenset (Rahmen, Dämpfer, Steuersatz) erhältlich sein – Komplettbikes sind vorerst nicht vorgesehen. Turner ist eine US-Firma, die vor mehr als 20 Jahren von Ex-Profi und MTB-Legende David Turner gegründet wurde. Mit dem Turner Burner wurden 1994 neue Maßstäbe im Full-Suspension-Bereich gesetzt und das Turner RFX war 1998 eines der ersten Freeride-Bikes im modernen Sinne. Nun, mehr als 15 Jahre später, schickt man mit dem Turner RFX v4 die inzwischen vierte Version des Urgesteins in den Ring – im Gewand eines modernen Enduros.
Zuerst zu den Eckdaten: Das RFX bietet 160mm Federweg im Heck, nimmt Gabeln von bis zu 180mm auf. Trotz der alten Wurzeln haben wir mit dem neuen RFX also ein top-modernes Rad vor uns. Vollcarbonrahmen, der sehr gut funktionierende DW-Link Hinterbau und ein PF30 Innenlager sind nur einige der modernen Features. Dennoch haben sich die Konstrukteure des RFX nicht voll und ganz den derzeitigen Trends unterworfen und so gibt sich das Bike an der einen oder anderen Stelle erfreulich ‚traditionell‘. Hier wäre zum einen sicherlich die bis auf die Sattelstütze komplett außerhalb des Rahmens verlaufenden Züge und Leitungen zu nennen. Vor ein paar Jahren wäre dies noch keine Besonderheit gewesen, doch inzwischen gehört es beim Gros der Hersteller zum guten Ton, die Leitungen im Rahmen zu verlegen – vor allem aus Gründen einer aufgeräumten Optik.
Doch nicht jeder ist ein Freund dieses Trends, denn gerade für Vielfahrer und auch Vielschrauber bringen intern verlegte Leitungen einige Probleme mit sich. Viele Rahmen haben noch immer das Problem, dass die Leitungshülsen im Inneren nach einiger Zeit anfangen zu klappern, da sie die Spannung nicht aufrechterhalten können. Das nervt gerade an einem Rad wie dem RFX, das wohl nur selten ruhigen Untergrund unter den Reifen haben wird, enorm. Außerdem wird wohl jeder, der einmal Leitungen oder Züge intern verlegt hat zustimmen, dass es durchaus einiges mehr an Zeit und Nerven kostet, als außenliegende Leitungen. Beim RFX laufen diese also auf dem Unterrohr, werden an zahlreichen Stellen per Klemme fixiert, damit auch außen nichts wackelt oder klappert.
Eine weitere – noch wesentlich jüngere – Entwicklung gerade im MTB-Sektor ist der neue Boost Achsstandard. Die wesentlich breiteren Naben kamen anfangs vor allem bei den neuen 27,5+ Rädern zum Einsatz, finden sich inzwischen jedoch auch an vielen Bikes mit herkömmlichen Reifendimensionen. Boost Naben sollen für eine höhere Steifigkeit sorgen und auch Vorteile bei Reifenreiheit und Kettenlinie bieten. Das große Problem: Nur wenige alte Naben lassen sich auf den neuen Standard umrüsten und im blödsten Fall muss ein komplett neues Laufrad her, obwohl man eventuell noch die passende Größe in der Garage hätte. Deshalb kommt am Turner eine herkömmliche 142×12 Hinterradnabe zum Einsatz – die Reifenfreiheit ist mit bis zu 2,5″ dennoch üppig.
Auch bei der Geometrie macht man bei Turner keine verrückten Dinge. Das RFX ist von Haus aus weder extrem flach, noch extrem lang – ebenfalls beides Entwicklungen, die in den letzten 2-3 Jahren im Endurosegment zu beobachten waren. 430mm Reach in Größe L und ein Lenkwinkel von 66° geben dem Rad die nötige Ruhe bergab, ohne ihm die Uphillfähigkeit komplett zu rauben. A propos Lenkwinkel: Dieser lässt sich mit entsprechenden Steuersatzlagerschalen um ±1° anpassen, je nach verbauter Gabellänge und angepeiltem Einsatzgebiet.
Das 3.100g schwere Frameset inklusive Dämpfer wird demnächst seinen Weg in den Handel finden – zu einem Preis von ca. 3.400€. Weitere Infos findet ihr auf der Webseite vom Deutschlandvertrieb Shocker Distribution: