Reise: Der Reiseveranstalter Biketeam Radreisen bietet seit Jahren Touren über die „Route des Grandes Alpes“ an. Velomotion sprach mit Produktmanager Arnold Kron über die Faszination Rennradfahren in den französischen Alpen.
Info:
Die „Route des Grandes Alpes“ ist eine Touristikroute durch die französischen Alpen. Sie führt von Thonon-les-Bains am Südufer des Genfer Sees nach Menton an der Côte d´Azur. Auf knapp 700 Kilometern Strecke überwindet sie 16 Alpenpässe und über 15.000 Höhenmeter. Neun Pässe knacken die 2.000 Meter-Marke. Jahr für Jahr führt die Strecke der Tour de France über Teile der „Route des Grandes Alpes“.
Velomotion: Herr Kron, was macht die Faszination bei der „Route des Grandes Alpes“ aus?
Arnold Kron: Es ist die Mutter aller Rennrad-Touren mit einer unglaublichen Fülle an landschaftlichen Eindrücken. Beim Start am Genfer See befindet man sich in einer schweizerischen Berg- und Wiesenlandschaft. Dann fährt man plötzlich durch das Hochgebirge und überquert die bekanntesten Tour de France-Pässe, vorbei an Seen und Gletschern. Und durch die kargen, südfranzösischen Seealpen geht es hinab, um am Ende der Tour ins Meer zu springen. Man erarbeitet sich diese unzähligen Landschaftserlebnisse und Kulturräume auf dem Rad aus eigener Kraft. Ein unvergessliches Erlebnis!
Was sind die landschaftlichen Highlights?
Ganz klar der Cormet de Roselend, da erreicht man nach zwei Dritteln des Anstiegs einen türkisblauen Stausee, auf den man bei den folgenden Serpentinen hinunterschaut. Highlight zwei ist für mich der Col de la Bonette mit einer genialen Dramatik des Anstiegs: ständig wechseln sich Kehrenkombinationen und Hochtäler ab, gerade so, als wäre die Strecke nur für Radsportler gemacht. Und drittens der Col d´Izoard mit der Steinwüste Casse déserte.
Wann sind Sie die Strecke zum ersten Mal gefahren?
Das war im Jahr 2000, als Student. Ich habe das in Eigenregie geplant und mit Begleitung durch die Eltern im Wohnmobil durchgezogen. Der Wechsel der Landschaft, die körperliche Herausforderung der Anstiege, das Hochgefühl am Passschild, der Geschwindigkeitsrausch bei den Abfahrten… das hat mich wirklich tief beeindruckt. Ich bin immer wieder gekommen. 2002 habe ich ein Semester meines Tourismus-Studiums in Chambéry absolviert. Seither kenne ich die Gegend wie meine Westentasche. Und bald entstand der Wunsch, die „Route des Grandes Alpes“ auch anderen Radsportlern ans Herz zu legen. Dafür brenne ich mit 110 Prozent, und das bemerken und honorieren die Kunden auch.
Was genau bieten Sie an?
Wir fahren mehrmals im Jahr auf wechselnden Strecken durch die französischen Alpen. Zwei Touren orientieren sich auf unterschiedlichen Routen stark an der „Route des Grandes Alpes“ und führen von Thonon-les-Bains am Genfer See nach Menton an der Côte d´Azur. Hier und da weichen wir von der Originalstrecke ab, um Highlights wie etwa Alpe d´Huez, den erwähnten Col de la Bonette, aber auch Tour de France-Giganten wie Madeleine und Croix de Fer einzubinden. Andere Touren führen anstatt zum Mittelmeer in die Provence. Mittlerweile sind viele weitere Touren hinzugekommen, in den Pyrenäen, Dolomiten, in Skandinavien, sowie Mountainbike- und Trekkingradreisen. Aber der Ursprung ist für mich immer noch die „Route des Grandes Alpes“.
Wie muss ich mir Ihr Radreise-Angebot auf der „Route des Grandes Alpes“ vorstellen?
Die Leute, die bei uns mitfahren, können sich ganz dem Radfahren und dem Erlebnis „Route des Grandes Alpes“ hingeben. Wir übernehmen selbstverständlich Gepäcktransport, Hotelbuchungen, Tourenführung und Vollverpflegung auf der Strecke. Im Gegensatz zu anderen Anbietern begleiten wir die Tour aber mit zwei Fahrzeugen. Wir legen mit einem sehr ausgeklügelten System fest, welcher Wagen wann wo ist. Dadurch ermöglichen wir einem sehr breiten Spektrum an Teilnehmern ein tolles Erlebnis. Wer sportiver unterwegs ist, braucht nicht an der Passhöhe auf die langsameren Fahrer zu warten. Diese wiederum haben keinen Druck, ohne allzu großen Rückstand oben ankommen zu müssen.
Wie läuft eine Etappe ab?
Die Teilnehmer erhalten im Vorfeld Roadbooks für jede Etappe und GPS-Tracks, da mittlerweile fast alle mit GPS-Geräten unterwegs sind. Zunächst wird zusammen ein moderates Tempo gefahren. Am Berg zieht es sich dann natürlich weit auseinander. Erfahrungsgemäß bilden sich mehrere Grüppchen, die gemeinsam fahren. Niemand muss sich Sorgen machen, alleine fahren zu müssen. Aber wer das möchte, kann dies natürlich auch tun. Unsere Guides halten sich eher im hinteren Drittel auf. An der Passhöhe steht ein Begleitfahrzeug mit Wechselbekleidung, Getränken und kleiner Verpflegung. Die stärkeren Fahrer können wie angedeutet vorausfahren und im Tal beim zweiten Begleitfahrzeug eine ausgiebigere Rast einlegen. Das erste Fahrzeug und die Guides warten, bis die letzten Fahrer über den Berg sind. Im Tal läuft alles wieder zusammen, und wir fahren gemeinsam weiter. Gegen Ende der Etappe fährt ein Auto vor, damit das Gepäck schon im Hotel auf die Fahrer wartet.
Was passiert, wenn ein Fahrer einen Defekt hat oder gar stürzt?
Alle Teilnehmer haben Telefonnummern von den Guides und den Fahrern der Begleitfahrzeuge. Bei einem Defekt auf einer der Flachpassagen wartet die Gruppe. Sollte es einmal zu einem Sturz in einer Abfahrt kommen – was bislang zum Glück noch nicht der Fall war –, hätte die Versorgung natürlich oberste Priorität und die Begleitfahrzeuge würden sich sofort auf den Weg zum Gestürzten machen.
Wie fit muss ich sein, wenn ich mitfahren will?
Für die meisten ist eine solche Alpentour der Jahreshöhepunkt, auf den man sich auch gezielt vorbereitet. Der eine braucht dafür mehr Kilometer, der andere weniger. 3.000 Kilometer sollte man wohl schon in den Beinen haben, um sieben Tage mit Etappen um die 100 Kilometer in den Alpen ordentlich durchzustehen. Wir haben eine sehr breites Alters- und Leistungsspektrum. Da findet schon jeder die richtigen Mitfahrer für sich. Natürlich hat man auch immer die Möglichkeit, in eins der Begleitfahrzeuge umzusteigen, sei es wegen einer Krise oder weil man seine Kräfte für eine besonders schöne Passage schonen möchte.
Wie setzt sich die Gruppe zusammen?
Im Schnitt sind 15 bis 16 Radsportler dabei. Wir waren aber auch schon 24, was zugleich die maximale Teilnehmerzahl darstellt. Die Mehrzahl der Fahrer ist zwischen 40 und 60 Jahren alt. Der jüngste Teilnehmer war 18, der älteste deutlich über 70. Was wir immer wieder sehen: Das gemeinsame Hobby Rennradfahren und das Erlebnis einer solchen Reise schweißen die Gruppen sehr schnell zusammen. In den acht Tagen entstehen richtige Freundschaften. Viele Teilnehmer sind zu Stammkunden geworden und nehmen immer wieder an einem unserer Angebote teil. Was man ehrlicherweise sagen muss: Männer dominieren, Rennradlerinnen nehmen leider deutlich seltener teil.
Derzeit befinden sich viele Radsportler in der Saisonplanung für das neue Jahr. Warum sollten sie ernsthaft über die „Route des Grandes Alpes“ nachdenken?
Die ganze Faszination Rennradfahren kulminiert in dieser Tour. Sie bewegt sich auf den Spuren der Tour de France und bietet Radsport-Geschichte pur. Sie ermöglicht ein unglaubliches Landschaftserlebnis zwischen dem Genfer See und der Côte d´Azur, wo die Alpen ins Mittelmeer fallen. Sie ist eine körperliche Herausforderung und erfüllt mit Stolz, wenn man die Alpenüberquerung aus eigener Kraft geschafft hat. Und unterwegs warten unvergessliche Momente auf dem Rennrad und Freundschaften mit Gleichgesinnten. Einmal im Radler-Leben muss man das gemacht haben.
Herr Kron, vielen Dank für das Gespräch.
Termine 2016:
Klassische Route: 1. bis 9. Juli sowie 12. bis 20. August 2016
Abgewandelte Route: 30. Juli bis 7. August 2016
Preise:
ab 1.570,- Euro